Bürgermeisterwahl 2021 SPD-Kandidat Chris Henze will Anreize für junge Leute in Sandersdorf-Brehna bieten
Der SPD-Kandidat will Verantwortung übernehmen und jungen Leuten Anreize bieten. Aber auch die medizinische Versorgung treibt ihn um.
Brehna/MZ - Die bequemen Laufschuhe habe er schon geschnürt, um bis zum 26. September an so vielen Türen wie möglich zu klopfen und sich vorzustellen. Chris Henze, Kandidat der SPD für den frei gewordenen Bürgermeisterstuhl im Rathaus von Sandersdorf-Brehna, will „laufen, klingeln, reden“.
Mit 39 Jahren ist er einer der jüngsten Kandidaten für das Amt. „Ich traue mir das Amt des Bürgermeisters zu. Ich habe in den vergangenen Jahren in der Politik so viele Erfahrungen gesammelt, um jetzt in der ersten Reihe zu stehen.“ Bisher hielt er sich im Hintergrund: als stellvertretender Landesgeschäftsführer der Sozialdemokraten und Stadtrat. Nun ist sein Anspruch, politisch zu gestalten.
Chris Henze will Politik vor Ort gestalten, das macht für ihn das Amt des Bürgermeisters aus
Manchmal sind es die Rückschläge, die Klarheit verschaffen: Im Juni stand Henze schon einmal auf einem Wahlzettel, für den sachsen-anhaltischen Landtag. Den Einzug verpasste er. „Das musste ich erst einmal verdauen.“ Das schlechte Ergebnis der Partei insgesamt habe niemand kommen sehen, er selbst habe erst einmal Abstand gebraucht. Am Ende war es seine Partnerin, die ihn ermutigte, den Hut in den Ring zu werfen. „Sie wusste, dass es das ist, was mir liegt. Auch Bekannte haben objektiver auf mich geschaut.“
Chris Henze will Politik vor Ort gestalten, das macht für ihn das Amt des Bürgermeisters aus. Der studierte Politikwissenschaftler und Historiker, dessen Familie 1989 nach Wolfen-Nord zog, möchte das aber nicht im Alleingang machen. „Heimat gemeinsam gestalten“ steht auf den Wahlplakaten. Teamarbeit ist für Henze wichtig, sowohl im aktuellen Berufsleben als auch im Wahlkampf und im Privaten.
„Ich kann gut zuhören, lasse mir Dinge durch den Kopf gehen. Auf der Grundlage will ich Entscheidungen treffen.“
In der Region ist er seit seinem siebten Lebensjahr verwurzelt. Henze machte als erster in der Familie Abitur, dann folgten der Grundwehrdienst und das Studium an der Martin-Luther-Universität Halle. 2008, mit dem Magister in der Tasche, begann er für den Landesverband der Sozialdemokraten zu arbeiten. Drei Jahre zuvor war er nach der Bundestagswahl in die Partei eingetreten.
Ein ruhiger Typ sei er, keiner, der drauflos poltert. „Ich kann gut zuhören, lasse mir Dinge durch den Kopf gehen. Auf der Grundlage will ich Entscheidungen treffen.“ So will er auch den Bürgern, die bei ihm als potenziellen Stadtchef an die Tür klopfen, die Politik vermitteln - ruhig und besonnen, mit einem klaren Fokus auf dem Entscheidungsprozess.
Viele seiner politischen Ansinnen haben sich aus dem täglichen Leben ergeben
Viele seiner politischen Ansinnen haben sich aus dem täglichen Leben ergeben - das merkt, wer Henze zuhört. Als Vater zweier Kinder - die Elternzeit ist noch nicht lange vorbei - möchte er zum Beispiel sichere Radwege im gesamten Stadtgebiet, sowohl für die Kleinsten als auch für Ältere, die unterwegs sind. Also neben der Straße statt nur abgetrennt von ihr.
Und wenn es doch einmal vier Räder sein sollen: Der öffentliche Nahverkehr müsse endlich alle Ortsteile von Sandersdorf-Brehna miteinander verbinden. „Ein Bürgerbus soll seine Runden durch die Orte drehen“, so erklärt Chris Henze die Idee. Auch mit der Idee der reaktivierten „Saftbahn“ von Bitterfeld über Sandersdorf nach Stumsdorf kann er sich anfreunden.
Henze würde für den Posten des Bürgermeisters die Pendelei nach Magdeburg aufgeben
Anreize, damit junge Leute in der Heimat bleiben, seien wirtschaftlich bereits da. Viele Firmen haben sich in der Gemeinde angesiedelt, die nach Lehrlingen suchen. Um das Interesse an handwerklichen Berufen zu wecken, möchte der SPD-Kandidat eine „Schrauberwerkstatt“ einrichten. „So können die Schüler etwas lernen und die Handwerker im besten Fall auch Azubis finden.“ Ein weiterer Anreiz, um die Jugend zu halten: Ein Stadtkinder-Stipendium für angehende Mediziner.
Schließlich stünden auch in Sandersdorf-Brehna viele Haus- und Fachärzte vor dem „wohlverdienten Ruhestand“. So könnten die Abiturienten, die ein Studium angehen wollen, unterstützt werden - wenn sie sich verpflichten, hinterher in einem Ortsteil zu praktizieren. Auch ein Medizinisches Versorgungszentrum in der Gemeinde könnte das Problem lösen - dort könnten auch Hausärzte praktizieren, wenn sie nicht vor Ort wohnen. So wären die Medizinier angestellt, das könnte Personal aus den Großstädten locken.
Auch Henze würde für den Posten des Bürgermeisters die Pendelei nach Magdeburg aufgeben. Aber das nur mit einem weinenden Auge, weil er seine Kollegen vermissen würde. Gleichzeitig weiß er auch: „Es hat mich immer wieder in meine Heimat gezogen.“