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Kittel statt Uniform Soldaten leisten im Bitterfelder Klinikum jetzt Zivildienst

Die Corona-Pandemie bringt das Pflegepersonal im Bitterfelder Klinikum an seine Grenzen. Soldaten aus Burg schieben deshalb dort auf Stationen Dienst.

26.04.2021, 08:36
Vier Soldaten der Transportkompanie des Logistikbataillons 171 aus Burg sind derzeit  im Bitterfelder Klinikum im Einsatz.
Vier Soldaten der Transportkompanie des Logistikbataillons 171 aus Burg sind derzeit im Bitterfelder Klinikum im Einsatz. Foto: Gesundheitszentrum/Grit Hachmeister

Bitterfeld - Rico Puhlmann, Robert Kreissl, Nico Merbitz und Nils Lissner setzen in normalen Zeiten auf PS-starke Fahrzeuge und sorgen sich mit ihnen um den Nachschub für die Truppe. Jetzt gehen sie fremd und tauschen ihren Platz im Logistikbataillon 171 der Bundeswehr in Burg mit einem Job auf Zeit im Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen. Die Soldaten schieben Dienst, weil die kommunale Einrichtung coronabedingt längst an ihre Grenzen gekommen ist.

Drei normale Stationen und ein großer Teil der Intensivstation sind im Bitterfelder Klinikum mittlerweile für Patienten reserviert, die an Covid-19 erkrankt sind oder die bis zur endgültigen Abklärung der Diagnose isoliert bleiben müssen. Dort wird unter strengen Sicherheitsmaßnahmen gearbeitet: seit Monaten, 24 Stunden am Tag und letztlich auch an der physischen und psychischen Belastungsgrenze.

Die Abordnung von Soldaten zu humanitären Einsätzen wie dem im Gesundheitszentrum ist keine Seltenheit

Der Einsatz der Bundeswehr kommt damit gerade recht. „Eine super Truppe, die hervorragend Dienst leistet. In der aktuell sehr angespannten Personalsituation im Pflegebereich sind wir für diesen Bundeswehr-Einsatz sehr dankbar“, sagt der Bitterfelder Krankenpflegedirektor Jörg Heinrich und geht in die Offensive. Er möchte, dass die Bundeswehr weiter im Klinikum aktiv ist und im Alltag hilft. „Ein Antrag auf Verlängerung ist gestellt.“ Wie der am Ende entschieden wird, ist derzeit allerdings noch offen.

Die Abordnung von Soldaten zu humanitären Einsätzen wie dem im Gesundheitszentrum ist keine Seltenheit. Puhlmann, Kreissl, Merbitz und Lissner gehören einer gut 200 Soldaten starken Kompanie an. „Fast die Hälfte von ihnen ist in Krankenhäusern, Impf- oder Testzentren in Sachsen-Anhalt und Nachbarländern im Einsatz“, erklärt Kapitänleutnant Jens Albrecht.

Der Kompaniechef machte sich jetzt vor Ort ein Bild vom Einsatzgeschehen. Seit acht Wochen gehen die Soldaten dem medizinischen Personal in Bitterfeld zur Hand. Sie unterstützen die Pflegenden auf Station und leisten dabei unter anderem Hilfestellung bei der Bettenaufbereitung oder beim Entsorgungsservice.

Die Soldaten haben ein Quartier im Klinikum Bekommen

Es ist Neuland für die Soldaten, die Mannschaftsdienstgrade haben oder in den Unteroffiziersrang aufgestiegen sind. Aber sie meistern die Aufgaben, fühlen sich wohl. „Wir haben sie auch gut aufgenommen“, schätzt Pflegedirektor Heinrich ein. Die Soldaten können sich so nach jeweils 8,5 Stunden Schicht unter Vollschutz in ihre Quartiere zurückziehen. „Wir wollten den Soldaten lange Wege ersparen und haben für die Dauer des Einsatzes zwei Patientenzimmer für sie zur Stube umfunkioniert. Ich denke, sie sind bei uns sehr gut untergebracht.“

Dass der Satz auch für die Nachfolger der 22 bis 34 Jahre alten Männer gelten soll, schiebt Heinrich schnell hinterher. Denn noch ist nicht abzusehen, wann sich die Lage im Klinikum entspannt. Und die dritte Station für Corona-Patienten wurde gerade erst eröffnet. „Die Leute schlagen sich gut. Vielleicht folgt bald eine neue Truppe nach“, hofft der Krankenpflegedirektor. (mz/Ulf Rostalsky)