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Unter sechs Augen So kümmert sich der Weiße Ring um Kriminalitätsopfer im Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Von Sylvia Czajka 31.12.2021, 09:30
Uwe Hoffmann, Bärbel Franke und Gudrun Krüger (v. l.) gehören zum Team des „Weissen Rings“.
Uwe Hoffmann, Bärbel Franke und Gudrun Krüger (v. l.) gehören zum Team des „Weissen Rings“. Foto: Sylvia Czajka

Sandersdorf/MZ - „Ich höre erstmal zu“, sagt Gudrun Krüger. In dieser schnelllebigen Zeit sei es wichtig geworden, weiß die Sandersdorferin. Wer hat dafür noch Zeit? Dazu kommt noch Geduld, Einfühlungsvermögen ..., auch um Vertrauen zu schaffen. Das ist eine gute Basis, den Menschen helfen zu können, findet nicht nur Gudrun Krüger. Sie ist Opferhelferin beim „Weissen Ring“ in Anhalt-Bitterfeld und eine von knapp 3.000 deutschlandweit.

Bärbel Franke hat das Team über Jahre aufgebaut. Es ist ihre ganz persönliche Herzensangelegenheit. Sie weiß, wie es Menschen geht, die Opfer wurden. Sie kennt deren Lebenslauf, knüpfte Verbindungen zu Behörden, sitzt mit im Gericht. Und sie weiß, die Sorgen der Menschen werden nicht weniger.

Auch Corona habe daran einen Anteil. Menschen vereinsamen, die Gewalt in der Familie nehme zu, Rentner werden um ihr Hab und Gut betrogen. Auch darum kümmern sich Leute vom „Weissen Ring“. Sie arbeiten eng mit Polizei, Frauenhaus, Justiz, Stadtverwaltungen zusammen, informiert Bärbel Franke.

Opferhelfer kümmerten sich 2021 um 30 Notfälle in Anhalt-Bitterfeld

Um 30 Notfälle kümmerten sich 2021 die Opferhelfer von Anhalt-Bitterfeld. Von sexuellem Missbrauch bis zum Enkeltrick. „Es sind Menschen in Not, für all jene engagieren wir uns“, betont Uwe Hoffmann. Beim Besuch der Opfer gilt das Sechs-Augen-Prinzip. Es sei immer gut, eine vertraute Person an der Seite zu haben. So könnten beide schneller abstimmen, entscheiden und helfen. Denn in einigen Fällen tickt die Uhr. „Wirklich.“ Uwe Hoffmann ist im wahren Leben Versicherungsmakler und selbstständig. Warum er sich für den „Weissen Ring“ einsetzt: „Ich möchte etwas zurückgeben“, betont er. „All das, was wir tun, basiert auf Respekt und ist eine Vertrauenssache.“ Schließlich könne jeder in eine Notlage geraten.

Franke und ihr Team schlagen die Werbetrommel. Wer will, ist in den Reihen des „Weissen Rings“ gern gesehen. Die Einladung gilt natürlich auch für junge Menschen. Auch die hätten Probleme und würden sich Gleichaltrigen vielleicht schneller anvertrauen, heißt es in der Runde der erfahrenen Helfer. Denn sie wissen, es wird immer Opfer geben.

Der „Weisse Ring“ wurde übrigens 1976 in Mainz zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten gegründet und zählt rund 44.000 Mitglieder. Sein Ziel: Unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Staatsangehörigkeit und politischer Überzeugung erhalten Opfer von Kriminalität schnelle und direkte Hilfe über ein deutschlandweites Netzwerk, in dem etwa 2.900 ehrenamtliche Opferhelfer in über 400 Außenstellen mitwirken. In Anhalt-Bitterfeld hat der „Weisse Ring“ 80 Mitglieder.

Die Außenstelle in Sandersdorf ist über die Telefonnummer: 0151/55 16 47 48 erreichbar.