Selbstbewusst und solide

Von CHRISTINE KRÜGER 29.09.2009, 15:02

SANDERSDORF/MZ. - Eine riesige Menge Kies und Sand sind seit Aufschluss der Kiesvorkommen in Sandersdorf / Ramsin und Reuden vor 75 Jahren gefördert worden. 21,5 Millionen Tonnen. "Das ist so viel, dass man damit die gesamte Fläche der Bundesrepublik drei Zentimeter dick bestreuen könnte", macht Holger Hofmann, Geschäftsführer der Oeko-Baustoffe GmbH Sandersdorf deutlich.

Genutzt wurden die vielen Tonnen Kies und Sand - übrigens in über 20 Abmessungen und Arten - für unzählige Bauvorhaben in der Region. Projekte in jüngster Zeit, an der die Oeko-Baustoffe GmbH beteiligt war, waren der Bau des Autobahnabschnitts zwischen Brehna und Wolfen, die Flächensanierung des Chemieparks, die Vorbereitung des Mitteldeutschen Technologieparks, auf dem heute Solar Valley angesiedelt ist und anderes.

Die Wurzeln des heutigen Unternehmens legte, streng genommen, der Fuhrunternehmer Ernst Friedrich Berger, der vor 75 Jahren seine Firma um eine Kiesbaggerei erweitert. Schon damals wurde das Material als Straßenbaustoff verkauft. Bis heute sind Kies und Sand als Grundmaterial für Beton Baustoffe Nummer eins. 1959 brachten die Berger-Söhne die Kiesbaggerei in die ein Jahr zuvor gegründete PGH "Bauhütte" Wolfen ein.

In den 60er und 70er Jahren wurden neue Kiesgruben in Sandersdorf, Thalheim und in Randbereichen der Goitzsche aufgeschlossen und betrieben. Die PGH "Bauhütte" erhielt das Gewinnungsrecht für die gewaltige Lagerstätte Zscherndorf / Ramsin. Doch von den 63 Hektar Fläche, auf der rund 13 Millionen Tonnen Vorräte erkundet waren, sollte die "Bauhütte" schon einige Jahre später große Teile wieder abtreten - ein Kieswerk, die Investition "Bitterfeld II", sollte in den 80er Jahren gebaut werden. "Noch 1988 wurde damit begonnen", blickt Hofmann zurück. "Letzte Reste haben wir als Zeitzeugen bewahrt."

Nach der politischen Wende war noch kein Jahr vergangen, da hatten sich die Mitglieder der PGH entschlossen, ihre Genossenschaft in die Oeko-Bau GmbH und die Oeko-Baustoffe-GmbH umzuwandeln. Der Anfang war schwer, blickt Hofmann zurück, aber er war gemacht. 1992 wurde das Kieswerk Zscherndorf-Ramsin gebaut und dann ging es im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag bergauf. "Unbestritten sind die Jahre zwischen 1994 und 1996 die fetten Jahre gewesen", sagt Hofmann, "da hat der Bau gebrummt. Und da sind Kapazitäten entstanden, die so heute nicht mehr gebraucht werden."

Das bekommt auch sein Unternehmen, in dem jetzt 20 Mitarbeiter beschäftigt sind, zu spüren. "Damals haben allein wir im Jahr eine Million Tonnen gefördert, das ist vorbei", so der Chef. In den zurückliegenden zehn Jahren ist der Bedarf merklich zurück gegangen. 2007 zum Beispiel wurden in ganz Sachsen-Anhalt noch rund 16 Millionen Tonnen gefördert. "Wo die Branche letztlich steht, wissen wir noch nicht", stellt er fest. Aus seiner Sicht findet hier "ein ganz normaler Anpassungsprozess" statt, der mit der aktuellen Wirtschaftskrise nichts zu tun hat. "Die wird uns erst nächstes Jahr treffen", ist er überzeugt, wenn die Steuerausfälle in den Kommunen richtig ankommen. Denn nach wie vor sind die die größten Auftraggeber. Doch wenn jetzt die Wirtschaft in Aussicht gestellte Investitionen wie beispielsweise die Solarindustrie in Solar Valley, zurückschraubt, wirkt sich das auch unweigerlich auf sein Unternehmen aus.

Hofmann aber behält den Kopf oben, nicht nur, weil er gute Mitarbeiter sondern auch zuverlässige Partner in der Region hat, mit denen er über Jahre schon zusammen arbeitet. "Und", sagt der Chef, "einen Grundsatz habe ich immer verfolgt: kein Risiko bei der Finanzierung, die Firma muss immer liquid sein." Jetzt, nachdem die fetten Bau-Jahre vorbei sind und er auf "den Bauboom vom Konjunkturpaket" wartet, bäckt die Firma kleinere Brötchen. So zum Beispiel liefert sie Kies als Betonzuschlag für die Neubi-Häuser an der Goitzsche, für das Autohaus Otto Grimm in Bitterfeld, für Straßenbau in Bitterfeld-Wolfen und viele kleinere Projekte. "Jeder Kunde ist willkommen", sagt er, "von einer Tagesleistung von 10 000 Tonnen bis zum Wassereimer voll fürs Aquarium."