Glanzvoll nur mit Rahmen Seit 50 Jahren widmet sich Rainer Jacob in seiner Werkstatt in Glebitzsch der Kunst
Angefangen hat alles mit einer Buchbinderlehre und an der Kunsthochschule.

Glebitzsch - Es ist die alte Geschichte mit außen und innen. Was nützen die schönsten und edelsten inneren Werte, wenn sie keiner bemerkt - weil keiner sie sieht. Nur, weil der Besitzer sich nicht noch die „kleine“ Mühe gegeben hat, sie entsprechend sichtbar zu machen und zu präsentieren.
Wenn man für „innere Werte“ hier das Wort „Kunst“ setzt, ist man schon fast bei Rainer Jacob. Denn genau diese so notwendige Mühe, das Wertvolle, das Schöne, das Kunstvolle entsprechend in den Blick zu rücken, indem man ihm den richtigen Rahmen gibt - all das ist die Aufgabe des Glebitzschers. Und das seit 50 Jahren.
Die Kunden, die etwas Besonderes wollen, finden auch ins kleine Glebitzsch
Angefangen hat alles mit einer Buchbinderlehre und damit, dass er nach langem Hin und Her und guten Worten damals bekannter Leute sich als einer der ganz wenigen in der DDR selbstständig machen konnte. Jacob war da der jüngste Kunsthandwerker. „Ich durfte aber kein Firmenschild aufhängen“, meint er lachend. Zwölf Jahre also wissen nur Insider, was sich in dem schlichten, schönen Haus in Glebitzsch verbirgt.
„Die ganzen Besonderheiten, Aufträge, für die man sich einen Kopf machen musste, die wollten die Buchbinder damals doch nicht. Die Leute kamen alle zu mir“, erzählt er. Der Tipp spricht sich freilich rum, die Kunden werden mehr. Denn die, die etwas Besonderes wollen - edle, durchdachte, künstlerisch gestaltete Einbände, Urkunden, Kassetten etc. -, die finden auch ins kleine Glebitzsch.
„Wenn man tut, was man glaubt, ist das keine Arbeit“
Sein guter Name, der mit Sorgfalt und Hingabe, mit Ideen, Können und Qualität, dem Blick für die in die Hand genommene Arbeit und mit unendlich viel Herzblut zu tun hat, hat ihn nicht nur über die Wende getragen. Der trägt ihn bis heute, wo er an Ruhestand denken könnte. Er schüttelt den Kopf und ihm fallen tausend Dinge ein, die da nicht einfach liegenbleiben können. „Wenn man tut, was man glaubt, ist das keine Arbeit“, fasst er fröhlich die temporeiche Rede zusammen.

Und, ja, es geht gar nicht, würde er sein Werkzeug ruhen lassen. Denn was mit den Büchern begonnen, sich über Ausstellungen und Messen gezogen hat, setzt sich mit Bildern fort. Mit Rahmen, um genau zu sein. „Ich bekam von Kunden auch mal ein Künstler-Blatt und hab immer mal einen Rahmen gebaut.“ Nach der Wende dann sei das regelrecht explodiert.
Er kann, was kaum einer kann: Bilder zum Glänzen bringen
Denn Rainer Jacob, das ist in der weiten Kunstszene kein Geheimnis, hat den Blick, das Gefühl. Er kann, was kaum einer kann: Bilder zum Glänzen bringen. Zum Klingen. „Der Rahmen zelebriert das Bild“, sagt er. „Man muss sehen, was man vor sich hat. Das Gespür entwickelt sich.“ Nicht nur. Jacob hat an der Burg in Halle studiert, sein Handwerk baut auf Grundlagenwissen auf.
Und er hat die Gabe, mit dem Bild vor ihm leise ins Gespräch zu treten, um ihm den Rahmen, „den passenden Diener“, auswählen zu können. Da lässt er sich von ganz handfesten, sichtbaren Kriterien leiten. Aber da ist auch das Verborgene, das Stille, das, was das Bild nicht sofort und schon gar nicht jedem preisgibt. „Ich denke, der erste Griff ist der richtige. Das hat sich fast immer auch bestätigt“, sagt er. „Viele Künstler sind dankbar, wenn man ihnen die Suche nach dem Rahmen abnimmt.“
„Meine Arbeit ist es, die Arbeit der Künstler angemessen zu zelebrieren“
Bei Jacob sind das Willi Sitte und Werner Tübke zum Beispiel, Otto Möhwald und viele weitere. Auch Picasso, Van Gogh, Jawlensky und andere kannten das. Jacobs Kundenkreis ist exklusiv. Dazu gehören neben bekannten aktiven Künstlern auch das Bundespräsidialamt, Firmen, das Kunstmuseum Moritzburg in Halle und mehr.
Aber auch der Großvater, der die Zeichnung des Enkels so liebt. „Meine Arbeit ist es, die Arbeit der Künstler angemessen zu zelebrieren. Hochwertige Verarbeitung mit erstklassigen Materialien - damit habe ich immer überzeugen können“, sagt Rainer Jacob. Hinzuzusetzen ist: auch mit Seele, Blick und Gespür. (mz)