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Schwiegermuttereis erfrischt Gemüter

Von DETMAR OPPENKOWSKI 01.07.2010, 16:51

RAGUHN/MZ. - Bei den vorherrschenden Temperaturen geht es in der Raguhner Eisdiele "Globig" Schlag auf Schlag. Routiniert fährt Claudia Globig mit dem Eisportionierer in das Drachenfruchteis - das zurzeit bei den jungen Gästen besonders gut ankommt - und legt die Kugel vorsichtig in der Waffel ab. "Die Älteren nennen es wegen der Bezeichnung Drachen auch scherzhaft Schwiegermuttereis", sagt sie, "doch die Rezeptur geht auf die Pitahaya-Frucht zurück und ist in unserem Eislabor entstanden." Hier - im Labor des Familienbetriebs - hat meist immer noch Horst Globig den Hut auf. Der 74-Jährige hatte im Jahr 1973 den seit den 50er Jahre bestehenden Eisladen übernommen und seither täglich die unterschiedlichen Eissorten von Hand zubereitet. "Früher haben wir fünf unterschiedliche Sorten verkauft", sagt er, "mittlerweile sind wir bei 18 angekommen."

Die Grundzutaten sind dabei immer noch die gleichen wie vor 37 Jahren. "Zucker, Milch, Sahne und die entsprechenden Früchte gehören dazu", sagt er. Also alles wie eh und je bei Familie Globig. Sicherlich ist es auch das Geheimnis, weshalb die kleinen und großen Leckermäuler nicht nur aus Raguhn, sondern auch aus Dessau, Gräfenhainichen oder Bitterfeld den Weg hierher antreten und sich geduldig in die Schlange einreihen. "Wir haben etwa ein Ehepaar, das kommt schon lange und regelmäßig aus Dessau zu uns", sagt Claudia Globig, "beide bestellen immer den gleichen Eisbecher - 18 Kugeln mit den 18 angebotenen Sorten." Gerade im Frühling seien die Leute ausgehungert und verrückt nach Eis - auch bei niedrigeren Temperaturen. Im Sommer beeinflussten das Straßengeschäft dann unterschiedliche Dinge - neben dem Wetter auch die Tageszeit, der Wochentag oder die Fußballweltmeisterschaft.

Daher wird in den Filiale in Wolfen-Nord auch noch ein besonderer Eisbecher angeboten. Während Claudia Globig täglich von 11 bis 19 Uhr in der Raguhner Eisdiele viele Kugeln Drachenfruchtblut, Whiskey-Cream oder auch rosa Pampelmuse verkauft und mit kleinen Fußballspielern aus Papier verziert, hat ihr Mann Frank in Wolfen-Nord zusätzlich den mit einen Schoko-, Erdbeer- und Zitronenkugeln gefüllten schwarz-rot-goldenen WM-Eisbecher in petto.

"Denn Eis lecken ist Kult und Kultur", daher müsse man sich immer wieder neue Sachen einfallen lassen - sei es bei den angebotenen Sorten oder den etwa 45 unterschiedlichen Eisbechern. Um diese auch im größten Sommerandrang schnell zuzubereiten, werden die beiden 52-Jährigen nicht nur von Horst Globig, sondern auch von seiner Frau Renate unterstützt. "Hier packen alle mit an", sagt Claudia Globig.

Mittlerweile bildet man man auch einen Lehrling aus und ist wieder auf der Suche nach interessiertem Nachwuchs. Ihm sollen die Zubereitung und das Geschäft mit der schnell vergänglichen Ware ebenso wie die Philosophie der Globigs vermittelt werden. "Wir stellen das Eis ja selbst her", sagt Horst Globig, "da Zucker nicht immer Zucker und Früchte nicht gleich Früchte sind, muss man einige Erfahrung und Ausdauer mitbringen, um immer die gleiche Qualität anbieten zu können, denn wir leben von unseren Stammkunden, die uns zum Teil schon seit fast 40 Jahren kennen und wissen was sie wollen - das typische Eis aus Raguhn eben."