Schifferkirche Priesitz Schifferkirche Priesitz: Restaurierter Altar wieder zu Hause
Wittenberg/Priesitz/MZ. - In der Wittenberger Stadtkirche hatte der Schrein aus dem 15. Jahrhundert nebst der Predella, dem Sockel, nach seiner Restaurierung als Folge des Elbehochwassers von 2002 "Asyl" gefunden. "Wir hatten ihn gerne hier, zeigt er doch die Frömmigkeit aus der Zeit vor Luther", meint Kirchmeister Bernhard Naumann.
Für große Worte bleibt aber keine Zeit. Sorgsam wird der Altar nach Schwachstellen untersucht und auf seinen Transport vorbereitet. 71 Prozent Luftfeuchtigkeit spuckt das Messgerät aus. "Mehr als zehn Prozent darf der Unterschied zwischen beiden Kirchen nicht betragen. Sonst fällt die Farbe ab und das Holz quillt", weiß Angela Günther. Der Altar brauche eine Zeit der Eingewöhnung. Grund zur Sorge bestehe aber wohl nicht. Ein früherer Test hatte in der Schifferkirche eine Luftfeuchtigkeit von 76 Prozent ergeben. Natürlich werde die Messung in dem Gotteshaus an der Elbe noch einmal wiederholt. Sicher ist sicher.
"Die Arbeit war eine Herausforderung, die Zerstörung durch die Flut groß", berichtet Frau Günther und zeigt Fotos, die das Ausmaß der Beschädigungen unterstreichen. 2,10 Meter hoch stand die Brühe in der Kirche. Das Wasser drückte den Altar aus seiner Verankerung. Bis zur Hüfthöhe der Figuren wurden die Malschichten vernichtet. Das Holz quoll auf, Schimmel befiel das Heiligtum. Die Predella war mit Schlamm verkrustet. Vier Monate musste der Altar getrocknet werden, fünf Monate dauerte allein das Konservieren. "Der Geruch der Flut ist trotzdem nicht verschwunden", schnuppert Angela Günther an dem Schrein aus Nadelholz.
Rund 50 000 Euro hat die Rekonstruktion gekostet, finanziert wie die 230 000 Euro teure Sanierung der Schifferkirche aus Flutmitteln der Stiftung Denkmalschutz, der Kirchenbaustiftung, der Bundeskulturstiftung, des Landes Sachsen-Anhalts und des Amtes für Landwirtschaft und Flurneuordnung. Am 12. September sollen Gotteshaus und Altar mit einem Festgottesdienst ihrer Bestimmung wieder übergeben werden.