Schalmeienkapelle Großwig Schalmeienkapelle Großwig: Höchstens ein Alarm bremst sie aus
Großwig/MZ. - Beste Bedingungen also, das eigene Vereinsfest gemütlich zu begehen. Am 19. Juli feierte die Großwiger Kapelle 44-jähriges Bestehen. "Jetzt spielen wir uns zu Ehren", verkündete der Vereinsvorsitzende Günter Greif. Bei über 70 Auftritten im Jahr braucht es eben auch mal Zeit, das Vereinsleben zu pflegen. Immerhin hätte vor 16 Monaten die Kapelle fast aufgehört zu existieren. Im Gerätehaus hatte es einen Schwelbrand gegeben.
Ein Kurzschluss am Kühlschrank hatte nachts den Brand ausgelöst. "Vor zweieinhalb Jahren waren im Zuge der Dorferneuerung die Räume saniert worden. Fenster und Dach waren dicht, das war unser Glück", erzählte Greif. Die Instrumente waren im Nebenraum und nahmen keinen Schaden. Sonst hätte die Kapelle einpacken können, sind sich alle sicher. Denn eine Neuausstattung könnte keiner bezahlen. Dankbar sind sie den Firmen, die nach dem Brand die Einrichtung gesponsert haben.
An die Anfänge der Kapelle erinnerte sich Klaus Friedrich. "Die Schalmeien hatte 1960 der FDGB in Bad Schmiedeberg bekommen, aber keiner wusste so recht etwas damit anzufangen. Wir hatten jedenfalls damals von Tuten und Blasen keine Ahnung", meinte er schmunzelnd. Aber im Lager sei eine andere Schalmeienkapelle gewesen, die hätte geholfen. Auch Manfred Fischer, der vor drei Jahren Vereinsvorsitz und Wehrleiteramt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, weiß von früheren Zeiten zu erzählen.
Was sie seit Jahren pflegen, ist ein Umzug mit Musik am Kindertag. Da kämen sogar Kinder "über Land." Spielen können sie bei jedem Wetter, das haben sie in diesem Jahr bereits gezeigt. Ob strömender Regen, Frost oder Hitze, die Großwiger Kapelle kommt - vorbehaltlich eines Alarmes, denn sie sind alle Feuerwehrleute. "Das haben wir auch schon gehabt", sagte Wehrleiter Lutz Doherr. Viel ausrichten können sie bei einem Brand jedoch nicht, denn die Großwiger haben kein Fahrzeug. Für den Notfall gibt es einen Handzug, da müsste eben ein Traktor ran. Aber auch mögliche Löschgewässer sind weit weg, in der Zeit sind die Schmiedeberger auch vor Ort.
So repräsentieren sie nicht mit Wettkämpfen oder spektakulären Löscheinsätzen, sondern mit ihrer Musik die Kurstadt. Über 30 Mitglieder zählt die Kapelle, der Jüngste ist neun Jahre alt. Nachwuchssorgen habe man nicht, sagte Günter Greif. "Aber natürlich würde ich mich wohler fühlen, wenn wir die doppelte Anzahl junger Leute hätten." Am Sonntag holte die Pflicht die Musiker wieder ein - ein Kurhauskonzert stand auf dem Plan.