Sand-Wolfspinne Sand-Wolfspinne: Sensation mit acht Beinen am Muldestausee

muldestausee - Kaum jemand bekommt sie tatsächlich zu Gesicht. Deshalb hat ihr in der Vergangenheit auch jeder Spinnenfreund, der sie neu für sich entdeckte, einen anderen Namen gegeben. Und auch der Fotograf Thomas Meyer war völlig aus dem Häuschen, als er sie kürzlich am Ufer des Muldestausees aufstöberte: die Sand-Wolfspinne. „Für mich ist das eine sensationelle Entdeckung, denn offiziell nachgewiesen ist diese Art meines Wissens in der Region nicht“, sagt der Mühlbecker. Und auch im BUND-Wildnis-Infopunkt war am Mittwoch von Sand-Wolfspinnen nichts bekannt.
Mit bis zu fünf Zentimetern Körperlänge - die Beine mitgerechnet - ist sie eine der größten einheimischen Spinnenarten. Beheimatet sind die Tiere in warmen bis heißen Gefilden. „Im südeuropäischen Bereich ist sie häufig“, sagt Spinnen-Experte Uwe Wünstel. Er ist Direktor des Reptiliums in Landau (Rheinland-Pfalz), dem nach eigenen Angaben größten Reptilienzoo in Deutschland. „Sie verbreitet sich zunehmend auch im Norden, an den Küsten wird sie inzwischen ebenso gesichtet.“ Die Sand-Wolfspinne braucht sandigen Boden, vornehmlich Kies- und Schotterbänke an Gewässern. An den Flussufern in Deutschland galt sie eine zeitlang als weitgehend ausgestorben. „Der Bestand hat sich erholt. Jedes Jahr kommen neue Populationen dazu.“
Enorme Sinneswahrnehmung
Die Sand-Wolfspinne ist mit enormer Sinneswahrnehmung ausgestattet, so Wünstel. „Sie spürt, wenn etwas in der Umgebung sich bewegt. Eine Begegnung mit Menschen ist deshalb eher selten.“ Doch sei sie nicht giftig oder anderweitig gefährlich. „Sie ist so eine Art Miniaturaufnahme einer Vogelspinne, hat aber mit dieser Art nichts zu tun“, erklärt Wünstel. „Für mich ist sie die schönste der Wolfsspinnen. Sie hat eine sehr schöne Färbung und ist einfach eine sehr interessante Art“, so Wünstel. Die Sand-Wolfspinne hat ein bräunlich-graues Fleckenmuster, die Beine sind wie bei einem Zebra gestreift und sie ist behaart.
Die Sand-Wolfspinne (Arctosa cinerea), auch Flussufer-Wolfspinne genannt, zählt innerhalb der Gattung Arctosa zur Familie der Wolfspinnen (Lycosidae).
Erstmals beschrieben wurde die Art im Jahre 1777 von dem dänischen Zoologen Johann Christian Fabricius. Für das Jahr 2007 wurde die Art zur Spinne des Jahres gekürt. Die Spinne des Jahres wird seit 2000 jährlich durch die Arachnologische Gesellschaft (AraGes) ausgerufen, um auf die Gefährdung dieser Tiere und ihrer Lebensräume aufmerksam zu machen.
Sand-Wolfspinne, Flussufer-Wolfspinne, Graue Sandwühl-Wolfspinne, Sandtarantel – die Spinne des Jahres 2007 hat im Laufe der Zeit viele Namen bekommen. Ein Zeichen dafür, dass sie sich selten zeigt. Sie ist eher nacht- als tagaktiv und hat sich ein ausgeklügeltes Beutefang-System erarbeitet. Sie spinnt kein Netz, sondern gräbt sich im Sand ein, baut eine kleine Röhre wie eine Art Trichter, der an den Seiten mit Fäden ausgesponnen wird. Dort hinein fallen im Idealfall Insekten. „Ein bisschen wie im Schlaraffenland“, meint Wünstel. Sollten die Tiere nicht von allein in die Falle tappen, hilft die Spinne mit lockenden Klopfgeräuschen nach. Und sie geht auch selbst auf Jagd.
Die Populationen können schnell wachsen. „Es gibt viele Nachkommen. Pro Jahr um die 80 bis 100 ist normal. Es kommt aber immer auch auf die Bedingungen vor Ort an. Wenn der Tisch gut gedeckt ist, gibt es auch größere Populationen.“ (mz)
