Ein Schatz vor der Haustür Rohstoff Holz besser nutzen? Kommunen rund die Dübener Heide sind mit großen Waldgebieten gesegnet
Forstwirt Benedikt Sedlmayer will, dass sie mehr daraus machen.
Krina - Das Heim der Sedlmayers zieht die Blicke auf sich. Helle Kiefernbalken, rundherum. Vom Boden bis zu dem rund acht Meter hohen Dach. Das gesamte Haus besteht aus Holz, das in der Dübener Heide gewachsen ist. Benedikt Sedlmayer und seine Familie haben das Domizil in den vergangenen Jahren eigenhändig errichtet, die nötigen Bäume in der Umgebung geschlagen und selbst verarbeitet. „Der Rest war Schweiß und Blut an den Händen“, sagt der Forstwirt.
Nicht ohne Grund wurden die Gäste an diesem Vormittag zunächst auf das Privatgrundstück geladen. Das Haus dient als Anschauungsobjekt dafür, wie viel mit dem Rohstoff Holz möglich ist. Sedlmayer setzt sich dafür ein, dass die hiesigen Kommunen den großen Waldbestand in der Region besser nutzen. Darüber hat er vergangene Woche mit Olaf Feuerborn (Landesbauernverbandschef und CDU-Landtagskandidat), Andy Grabner (CDU-Landratskandidat) und Franz Prinz zu Salm-Salm (Landeswaldbesitzerverbandschef) diskutiert.
Wer Benedikt Sedlmayer zuhört, merkt schnell, dass er aus seiner süddeutschen Heimat eine andere Wertschätzung für den Holzbau gewohnt ist
Der Hausbau mit Holz ist da eine Möglichkeit. Schließlich sind die stramm gewachsenen Baumstämme aus der Dübener Heide dafür bestens geeignet, versichert Sedlmayer. Das werde vor Ort aber kaum beachtet - was sich ändern müsse. „Wir brauchen ein Umdenken in der Politik“, sagt der Forstwirt. Er wünscht sich, dass die Kommunen hier selbst vorweggehen. Verwaltungsgebäude sollten mit hiesigem Holz gebaut werden. Das könne dann auch Privatleute von dem nachhaltigen Rohstoff überzeugen.
Wer Sedlmayer zuhört, merkt schnell, dass er aus seiner süddeutschen Heimat eine andere Wertschätzung für den Holzbau gewohnt ist. Der Forstwirt ist im bayrischen Wald aufgewachsen. Seit 2002 führt er nun den Forstbetrieb in Krina. Sedlmayer pflanzt Bäume, verarbeitet und verkauft das Holz. Einerseits an die Holzindustrie. Vermehrt aber auch direkt als Brennholz an Kunden aus der Umgebung.
Den Forstwirten missfällt, dass die Kommunen große Energieversorger bezahlen
Genau diesen regionalen Abnehmermarkt will Sedlmayer ausweiten. Denn derzeit fließe viel Geld, das in Anhalt-Bitterfeld für Baustoffe oder Energie ausgeben wird, anderswohin ab. „Wir wollen, dass die Wertschöpfung hier in der Region bleibt“, bekräftigt auch zu Salm-Salm. Etwa mit einem regionalen Biomassenetzwerk.
Den Forstwirten missfällt, dass die Kommunen große Energieversorger bezahlen. Stattdessen könne man pflanzliche und tierische Stoffe auch selbst energetisch verarbeiten. Dafür müssten die Kommunen sich, so der Vorschlag, mit der Forstbetriebsgemeinschaft und einer Fernwärmefirma zusammenschließen. Damit „das ganze Geld, das die Leute für Energie ausgeben, hier bei uns bleibt“, erklärt Sedlmayer.
Doch der Absatzmarkt ist nicht die einzige Sorge des Forstbetriebs. „Zur Zeit läuft im Wald alles mehr als schlecht“, sagt Sedlmayer. Zwar habe der kalte und regnerische Frühling der Dübener Heide durchaus gut getan. Doch Stürme, Käfer und der Klimawandel setzen ihm seit Jahren heftig zu.
Von den 1.500 Hektar Wald seines Betriebs zählt Sedlmayer mittlerweile 100 Hektar als Schadfläche
Von den 1.500 Hektar Wald seines Betriebs zählt Sedlmayer mittlerweile 100 Hektar als Schadfläche. Der Umgang mit dem hiesigen Forst beeinflusst deshalb nicht nur den wirtschaftlichen Erfolg der kleinen Firma. Er ist von gesellschaftlicher Tragweite. „Wir wollen den Klimawandel aufhalten“, sagt Sedlmayer. Unter anderem forstet er dafür in der Dübener Heide großflächig auf. Schließlich bindet ein Hektar Wald pro Jahr durchschnittlich rund acht Tonnen Kohlendioxid.
Doch auch hier fordert der Forstwirt bessere Unterstützung aus der Politik. Bei Fördervergaben brauche es mehr Spielraum und weniger Bürokratie. Ganz grundsätzlich müsse deutlich mehr Geld in den Wald investiert werden. Und auch Holzhäuser wie jenes der Sedlmayers könnten einen Teil dazu beitragen, den Klimawandel einzudämmen. Denn die Kiefernstämme, aus denen es errichtet wurde, wachsen nach. Direkt vor der eigenen Haustür. (mz)