Pyramiden in Deutschland
BREHNA/MZ. - Maschinenführer Thomas Zeemann könnte die Hände in die Hosentaschen stecken. Denn an seiner neuen Bohr-Säge-Anlage, die Mittwoch im Unternehmen Stahlbau Brehna in Betrieb gegangen ist, gilt "Hände weg". Was er bei der Vorgängermaschine noch per Hand und Kopf machen musste,übernimmt hier komplett der Computer. "Ich habe noch eine Überprüfungsfunktion", sagt Zeemann und weist auf das Display, auf dem dem Fachmann zig Informationen in Form von Zahlen und Zeichen mitgeteilt werden.
Rund 3 000 Tonnen Stahl verarbeitet das Unternehmen im Jahr, 5 000 Tonnen sollen es künftig sein. Vor allem durch die weitere Optimierung des Produktionsflusses und nicht zuletzt auch dank der neuen Bohr-Säge-Anlage, die 50 Prozent Zeiteinsparung bringt, wie Geschäftsführer Matthias Gabler erklärt. Die gewaltige Bohr-Säge-Maschine steht in einer neuen Produktionshalle, die Mittwoch ebenfalls übergeben worden ist. 1,3 Millionen Euro haben das Unternehmen und das Land Sachsen-Anhalt für Anlage und Halle investiert. Zu den derzeit 30 Arbeitsplätzen kommen jetzt drei weitere hinzu.
Vor 15 Jahren hat sich das Unternehmen, das belgische Wurzeln hat, im Gewerbegebiet Brehna angesiedelt. Rund acht Millionen Euro, so Gabler, sind in dieser Zeit am Standort investiert worden. Die Kunden sind inzwischen international, viele Arbeiten werden jedoch auch in Deutschland erledigt. Die Männer von Stahlbau Brehna haben für das imposante Porsche-Werk in Leipzig gearbeitet, die riesige Airbus-Halle in Hamburg gefertigt, die Metropolis-Halle im Filmpark Babelsberg gebaut, das Audi-Terminal der Grimm GmbH in Bitterfeld trägt ihre Handschrift. Auch im schnellsten Rennauto der Welt, dem 650-PS-Kraftpaket "Apollo", steckt Brehnaer Stahl und Brehnaer Know-how. Das Super-Auto übrigens wird im thüringischen Altenburg quasi in feinster Handarbeit gefertigt.
Jetzt ist das Unternehmen dabei, auf dem großen Markt der erneuerbaren Energien mitzumischen - so beispielsweise bereits vergangenes Jahr mit dem Konzept des Audi-Terminals in Bitterfeld, jetzt mit dem Hallendach für die Firma Vetro Solar in Solar-Valley. Das würdigte Wirtschaftsminister Rainer Haseloff (CDU) ganz besonders, denn "Sachsen-Anhalt ist das Land der erneuerbaren Energien". Für den Sandersdorf-Brehnaer Bürgermeister Andy Grabner (CDU) setzt die mittelständische Stahlbau-Firma "ein Zeichen für den Standort". "Das Unternehmen ist gut für unsere Stadt", sagte er mit Blick auf Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. "Sandersdorf-Brehna - das ist eine wirtschaftliche Erfolgsbilanz. Und daran hat dieses Unternehmen einen Anteil."
In den beiden Gewerbegebieten von Brehna haben sich seit ihrer Erschließung Anfang der 90er Jahre 90 kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt. Rund 2 500 Menschen sind dort beschäftigt. Für die weitere Erschließung des Areals gegenüber den Ansiedlungen an der Münchner Straße sind im Flächennutzungsplan weitere 140 Hektar für industrielle Nutzung ausgewiesen. Dort wird gebaut, sobald Investoren ihr festes Interesse bekunden.
Mit dem Slogan "Wir bauen Pyramiden auch außerhalb von Wüsten" weist das Unternehmen nicht nur auf sein eigenes Wahrzeichen hin - die als blaue Stahlpyramide gebaute Eingangshalle - sondern auf ein Stück Zukunft. Denn aus der Firma an der Autobahn 9 sollen künftig Wohn- und Geschäftshäuser in dieser Form kommen. "Wir haben unsere Pyramide jetzt als Wohn- und Geschäftshaus weiterentwickelt", sagt Geschäftsführer Matthias Gabler.