Protest nach Hochwasser Protest nach Hochwasser: Bitterfeld-Süd wehrt sich

Bitterfeld/MZ - Unter den Anwohnern in Bitterfeld-Süd brodelt es gewaltig. Nach dem Hochwasser hieß es von unterschiedlichen Seiten immer wieder, dass Bitterfeld mit einem blauen Auge davon gekommen sei. „Doch schaut man auf die immensen Schäden, die bei uns im Viertel entstanden sind, dann ist das schlichtweg falsch“, sagt Matthias Schneider aus der Bitterfelder Parkstraße.
Zusammen mit vielen anderen Betroffenen in der Park-, Altschloß- und Niemegkerstraße sowie in den Straßen Am Stadion, Am Strengbach und An der Sorge habe man gleich in der Nacht vom 1. zum 2. Juni und an den darauffolgenden Tagen mit ansehen müssen, wie die Mulde in Leine und Strengbach drückt. „Wir haben versucht zu retten, was zu retten ist“, sagt Olaf Fuchs, der ebenfalls in der Parkstraße wohnt. „Doch wir hatten keine Chance.“ Denn das Wasser sei immer weiter gestiegen, und die alten maroden Deiche haben trotz der Sicherungsversuche keinen Schutz bieten können. Folglich sei das Wasser ungehindert in die Siedlung und somit in die Wohnungen, Keller und Garagen eingedrungen. „Und das nun schon zum zweiten Mal“, hebt Fuchs hervor und wirft viele Fragen auf. „Warum wurde das Leine-Siel noch nicht gebaut? Warum wurden die Deiche nicht ertüchtigt? Warum haben sich die Stadt Bitterfeld-Wolfen und der Unterhaltungsverband nicht um die wasserwirtschaftliche Sanierung des Strengbachs gekümmert?“, benennt er einige der Versäumnisse. Da niemand wisse, wann das nächste Hochwasser kommt, wolle man sich nun nicht mehr hinhalten lassen. Und so hat man kurzerhand den Initiativkreis Strengbach gegründet, viele Unterschriften gesammelt und einen Maßnahmenkatalog zusammengestellt.
Neben dem „sofortigen Baubeginn und der zügigen Fertigstellung des Leine-Siels mit Schöpfwerk“, das das Zurückdrücken der Mulde bei Hochwasser verhindert, wird darin unter anderem auch die „Sanierung des Strengbachs bis zur Mündung in die Leine“ gefordert. „Für uns ist zudem ganz wichtig, dass die Dämme wieder in Schuss gebracht werden“, sagt Schneider. Viele weitere Forderungen hat der Initiativkreis zusammengetragen. Sie sollen in den nächsten Tagen an Vertreter aus Politik und Behörden übergeben werden. „Wir müssen auf unsere besondere Situation in Bezug auf Hochwassergefahren aufmerksam machen“, so Fuchs. Auch daher wird am Samstag Kerstin Masslich, die auch in der Parkstraße wohnt, nach Magdeburg fahren, um dem sachsen-anhaltischen Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) den Forderungskatalog zu übergeben.