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Protest gegen Finanznot in Zörbig Protest gegen Finanznot in Zörbig: Die Offenbarung der Bürgermeister

Von Alexander Schierholz 21.01.2003, 18:29

Zörbig/MZ. - Müssen sie vielleicht aber doch. Im Stadtrat werde schon diskutiert, die Bücherei dicht zu machen, sagt Amtsleiterin Jutta Mädchen. Und Verwaltungsamtschef Wolfgang Gernert ahnt: "Wenn kein Geld mehr da ist, wird man um Schließungen nicht herum kommen." Um das den Bürgern zu erklären, hat er sich mit Bürgermeistern der Nachbargemeinden, mit der Feuerwehr, Vereinen und Erzieherinnen vom Kindergarten vor dem Rathaus aufgebaut - ein Beitrag zur landesweiten Aktion "Rettet die Kommunen!"

Bloß wie? Das Finanzsystem, fordert Gernert, müsse grundlegend geändert werden. Und eine Verwaltungsreform, wie das Land sie anstrebt, sei schön und gut. "Aber dann müssen wir am Ende mehr Geld bekommen." Wenigstens für das Nötigste. Von den so genannten freiwilligen Aufgaben redet schon lange keiner mehr. "Unsere Vereine tragen sich ausschließlich selbst", beklagt die Bürgermeisterin von Salzfurtkapelle, Heike Külz. "Wir können ihnen gerade noch so einen Raum zur Verfügung stellen, zu mehr langt es nicht."

Es geht ans Eingemachte. An das, was die Verwaltung Pflichtaufgaben nennt. Beispiel 1: Die Feuerwehr hat zwei Schaufensterpuppen mitgebracht. Eine trägt alte DDR-Schutzkleidung. Die andere die neue Uniform, die jetzt Vorschrift ist. Kosten: pro Stück mehr als 700 Euro. Weil das Geld nicht reicht, haben erst gut zwei Drittel der 35 Zörbiger Aktiven den neuen Anzug, sagt Wehrleiter Tobias Wrhel. Dabei sei der bei einem Einsatz Pflicht, sonst könne der Versicherungsschutz weg sein. Was tun? Whrel zuckt mit den Schultern: "Da darf halt nichts passieren."

Beispiel 2: Stumsdorfs Bürgermeister Werner Hartmann wird am Freitag bei der Jahreshauptversammlung seiner Wehr erklären, dass dieses Jahr wieder kein Geld da ist, um neue Ausrüstung anzuschaffen. "Es wird immer schwerer, die Kameraden zu motivieren." Beispiel 3: "Wir warten seit Jahren auf neue Möbel, auch unsere Beschäftigungsmaterialien sind veraltet", sagt Marina Ihle, Leiterin des Zörbiger Kindergartens "Max & Moritz". Amtsleiterin Mädchen hebt die Hände: Das werde wohl auch in diesem Jahr nichts werden.

Bleibt die Hoffnung auf Spenden. Und auf bessere Zeiten. "Wenn wir nur mal ein Jahr so überbrücken müssten..." sinniert Hartmann. Der Satz bleibt unvollendet.