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Projekt «Straße der deutschen Sprache» Projekt «Straße der deutschen Sprache»: Schätze am Wegesrand

Von christine Krüger 14.11.2012, 18:47

Mühlbeck/Friedersdorf/MZ. - Sprache verbindet. Wer hat das besser verdeutlicht als Luther? Klar, so schnell macht ihm das keiner nach, doch gibt es gerade in Mitteldeutschland viele kluge Köpfe, die nicht nur Fans der deutschen Sprache waren, sondern mit ihr auch ihre Brötchen verdient haben.

Luther, der große Reformator, Eicke von Repgow, der Verfasser des bedeutendsten Rechtsbuchs des Mittelalters, der evangelische Kirchenliederdichter Paul Gerhardt, Novalis, Lessing, Duden - Männer des Wortes, der eine lauter, der andere leiser.

Die Orte, die sich mit ihren Namen verbinden, sollen nun zu einer "Straße der deutschen Sprache" zusammengefasst werden, die sich durch Mitteldeutschland zieht. Mit Reppichau, Köthen, Friedersdorf-Mühlbeck ist der Landkreis ganz ansehnlich vertreten.

Mit der Tour wird ein neues touristisches Projekt ins Lebens gerufen, eins, das obendrauf noch einen Schlag Bildung vermittelt. Die geplante Ferienstraße soll die deutsche Sprache sichtbar und erlebbar machen, das Sprachbewußtsein stärken.

14 Kommunen haben sich schon zusammengefunden in einer Arbeitsgruppe. Mit dabei ist auch das Buchdorf Mühlbeck/Friedersdorf durch den Förderverein, der hier quasi für die Gemeinde Muldestausee steht. "Weitere 14 Gemeinden haben ihr Interesse bekundet, sie haben aber noch kein Geld für die Mitgliedschaft", sagt Herbert John, Vorsitzender des Buchdorf-Fördervereins. Insgesamt sind mehr als 30 Kommunen angeschrieben worden, um sie für die Idee zu begeistern.

Erstrecken soll sich die Route durch die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen. "Vielleicht entwickelt sie sich mal so weit, dass man sie bis zur Deutschen Märchenstraße führen kann", sagt John und spannt so gleich einen richtig großen touristischen Bildungsbogen.

Die Märchen-Route führt seit 1975 von der Brüder-Grimm-Stadt Hanau über 600 Kilometer bis zu den Bremer Stadtmusikanten. Sie reiht die Lebensstationen der Brüder Grimm sowie Orte und Landschaften, in denen ihre Märchen beheimatet sind, zu einem Reiseweg aneinander. Die Idee einer "Straße der deutschen Sprache" hatte vor zwei Jahren die Neue Fruchtbringende Gesellschaft in Köthen - in Anlehnung an das Projekt Märchenstraße.

"Der Grundgedanke", meint John, "ist - auch unter touristischem Aspekt - die Bewahrung und die Pflege der deutschen Sprache, bevor deren allgemeiner Verfall weiter um sich greift. In Mitteldeutschland immerhin stand die Wiege des Hochdeutschen." Hier also sitzen die Leute mit Sprachkompetenz? Stimmt. Hier übersetzte Luther die Bibel in eine Sprache, die jedermann versteht.

Von hier stammen die Merseburger Zaubersprüche, das älteste althochdeutsche Sprachzeugnis der Germanen. Hier entwickelte sich das Meißner Kanzleideutsch, ein Standard-Deutsch, mit dem sich Leute unterschiedlicher Dialekte verständigen konnten. Hier entstand der Duden. Und: Hier steht das erste deutsche Buchdorf.

Klappern gehört zum Handwerk, meint John. Und so haben die Buchdörfler sofort ihre Chance erkannt: Sind die Leute einmal in der Gegend - sei es bei Luther oder bei Fürst Franz, dann ist es ein Katzensprung bis an die Goitzsche.

"Das ist der touristische Sinn: Einer wirbt für den anderen", sagt John. Ein Faltblatt liegt vor, auch einen Internetauftritt gibt es. Dort sind zunächst zwölf Stationen von Köthen bis Kamenz eingetragen.

Über das Klientel, das auf der Sprachen-Straße Schätze finden wird, haben sich die Initiatoren längst Gedanken gemacht. Bildungsbürger vor allem sollen es sein und Kulturtouristen. "Da passt das Buchdorf gut dazu", so John. "Wir Händler pflegen und verbreiten die Schriften in deutscher Sprache und deren Mundart. So steht es in unserer Vereinssatzung."