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Premiere verschoben Premiere verschoben: «Unterrichtsstunde» ist ausgefallen

Von Stefanie Hommers 25.04.2004, 14:11

Wittenberg/MZ. - Es fehlt ein zweiter Fluchtweg. Das wissen die engagierten Theatermacher nicht erst seit gestern. Der Beschluss des Bauordnungsamtes stammt vom 23. September 2003. Mit einem Trick hatten sie jedoch gehofft, das Verbot umgehen zu können. Doch der Versuch, die Räume als Büro zu deklarieren und zu einer Zusammenkunft ohne Kassierung von Eintrittsgeldern einzuladen schlug fehl.

Angesichts eines amtlicherseits angedrohten Zwangsgeldes von 2500 Euro verzichtete man zähneknirschend. Und mit Wut im Bauch. "Ich habe Angst, dass das ganze Projekt gefährdet ist", fürchtet Schuliers und schüttelt den Kopf angesichts der für ihn "absurden bürokratischen Entscheidung". "Dieses Theaterprojekt mit Jugendlichen für Erwachsene ist ein einmaliges Modell, es kostet die Stadt und den Kreis keinen Cent. Was soll daran schlecht sein?"

Zu den Gästen, die sich am Sonnabend im Theaterjugendclub eingefunden haben, gehört auch Birgit Röse. Die Kulturdezernentin des Kreises bedauert die Eskalation der Situation. "Unter künstlerischen Gesichtspunkten ist diese Verwaltungsentscheidung nicht sehr glücklich", findet sie und will sich dafür einsetzen, dass notfalls eine alternative Spielstätte gefunden wird. Für den Sprecher der Kreisverwaltung ist die Lage jedoch unstrittig. "Grundsätzliche baurechtliche Bestimmungen gelten auch für Herrn Schuliers", formuliert Pressesprecher Wolfgang Grahl auf Anfrage der MZ. "Wenn wir das genehmigen und den Besuchern passiert etwas, weil ein zweiter Fluchtweg fehlt, dann stehen wir doch in der Verantwortung."

Unter den Besuchern wird derweil heftig debattiert. Über Grundsätzliches, wie die Bewerbung Wittenbergs als Kulturhauptstadt, aber auch über konkrete Lösungsschritte. Das KTC als möglicher Aufführungsort wird von PDS-Mann Horst Dübner und Bürgermeister Volkmar Kunze ins Spiel gebracht. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass die Premiere am nächsten Freitag in den Räumen des Mitteldeutschen Landestheaters stattfindet. "Ich möchte dem Chamäleon gern helfen", betont Besitzer Thomas Pielorz, der sich derzeit darum bemüht, noch rechtzeitig eine Spielgenehmigung für das Foyer des Hauses zu erhalten. Was Sebastian Golsch und Kathleen Schulze freuen würde: Seit über fünf Jahre sind sie im Theaterjugendclub aktiv. Und obwohl beide inzwischen in Leipzig studieren, sind sie ihrer Heimatstadt treu geblieben, "weil das Chamäleon einfach zu einem zweites Zuhause geworden ist."