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Platz für 16 Jungen und Mädchen Platz für 16 Jungen und Mädchen: Die ehemalige Flüchtlingsunterkunft Dorotheenhof in Zörbig ist jetzt ein Kinderheim

Von Stefan Schröter 05.05.2018, 10:00
Regina Rahms leitet das neue Kinderheim im Zörbiger Dorotheenhof.
Regina Rahms leitet das neue Kinderheim im Zörbiger Dorotheenhof. André Kehrer

Zörbig - Mehr Spielzeug, mehr Kuscheltiere, mehr Farben an der Wand: Es ist bunter geworden im Dorotheenhof in Zörbig. Die bisherige Unterkunft für unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) ist jetzt ein Kinderheim. In dem einstigen Hotel können bis zu 16 Kinder ab sieben Jahren betreut werden.

Damit sinkt das Durchschnittsalter in der Einrichtung im Vergleich zu den UMA-Zeiten. Der jüngste Bewohner ist laut Heimleiterin Regina Rahms aktuell elf Jahre alt. Außerdem wohnen dort derzeit zwei Jungen und ein Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren. Die Kinder und Jugendlichen kommen über das Jugendamt in die Einrichtung.

Umwandlung des Zörbiger Dorotheenhofs wegen gesunkener Zuwanderung

Der Grund für die Umwandlung des Dorotheenhofs in ein Kinderheim ist die gesunkene Zuwanderung. Dadurch muss der Landkreis Anhalt-Bitterfeld deutlich weniger UMA unterbringen als noch vor einem oder zwei Jahren. Die Behörde wollte aber die Partner nicht verprellen, die ihr während der Flüchtlingskrise aus der Patsche halfen, indem sie Betten für die nach Anhalt-Bitterfeld zugewiesenen Asylsuchenden bereitstellten. „Moralisch wäre es jetzt schoflig, sie hängen zu lassen“, findet Jugendamtsleiter Peter Grimm.

Deshalb unterstützt die Behörde landkreisweit die Träger, wenn sie eine UMA-Unterkunft in ein Kinderheim umwandeln wollen. Beispielsweise wohnen auch in einer Köthener Einrichtung der Stiftung St. Johannis mittlerweile acht deutsche Minderjährige und nicht mehr nur ausländische Jugendliche. Der Zörbiger Dorotheenhof der Betreibergesellschaft BVIK sei aber die erste Einrichtung, die im Kreis komplett umgewandelt wurde.

Heimleiterin Regina Rahms: „Wir wollen, dass die Kinder hier zur Ruhe kommen.“

Dort strebt Regina Rahms eine familiennahe Erziehung an. „Die Einrichtung soll das neue Zuhause der Kinder werden.“ Es wird gemeinsam gegessen, es gibt einen Tischdienst, einen Bastelraum, gemeinsame Ausflüge am Wochenende. Abwechslung lautet das Ziel. Außerdem sollen die Kinder in Schulen integriert werden. „Notfalls bringen und holen wir sie auch“, so Rahms. Oberstes Ziel sei der Schulabschluss.

Die Heimleiterin hat mehrere Pläne im Zörbiger Kinderheim. Im Keller soll eine Holzwerkstatt entstehen, draußen im Garten könnte ein kleiner Bauwagen hin. Außerdem würde sie das Grundstück gerne einzäunen, da es nah an einer Straße liegt.

Im Heim gibt es mehrere Regeln. Nach 22 Uhr herrscht unter der Woche Nachtruhe, für die Jüngeren auch früher. Die Kids müssen nachts ihr Handy abgeben. „Wir wollen, dass die Kinder hier zur Ruhe kommen.“ Fernseher im Zimmer sind normalerweise verboten. Alkohol und Zigaretten auch.

Grund für eine Heimunterbringung von Kindern ist oft das schwierige Verhältnis zu den Eltern

Dass die Jungen und Mädchen in einem Heim landen, liegt laut Rahms meist an einem schwierigen Verhältnis zu ihren Eltern. Dass auch im Dorotheenhof Probleme auftauchen könnten, sei natürlich. „Es geht nicht alles glatt, damit muss ich leben“, sagt die Sozialpädagogin. „Wenn die Kinder regelmäßig zur Schule gehen oder nicht wegrennen, ist das schon ein Erfolg. Oder wenn sie mit uns reden.“ Trotzdem seien es ganz normale Kinder.

Auch der Kontakt zu den Eltern soll gehalten werden. Manchmal kommen Mutter und/oder Vater in den Dorotheenhof. Manchmal dürfen die Kinder ihre Eltern zu Hause besuchen. „Sie können mit ihnen unter Umständen auch in den Urlaub fahren.“

„Manchmal müssen wir die Kinder dicht dran lassen an ihren Eltern, manchmal müssen wir sie weit wegbringen“, erläutert Peter Grimm vom Jugendamt das Vorgehen. Die Behörde greife daher auch auf Einrichtungen außerhalb des Landkreises zurück. Grimm befürwortet aber eine Unterbringung in Anhalt-Bitterfeld – sofern möglich. Denn ein Kinderheim bedeute gleichzeitig auch Arbeitsplätze. Ist die Zörbiger Einrichtung einmal voll belegt, kümmern sich dort zehn Betreuer um die 16 Kinder. (mz)