Pferdeflüsterin mit Leidenschaft
BURGKEMNITZ/MZ. - Sie und ihre 30 Artgenossen stehen unter der Obhut von Annette Baier und ihrem Team. Die Arbeit mit den Tieren ist die größte Leidenschaft für die ausgebildete Berittführerin, Pferdepflegerin und Tierheilpraktikerin. Am liebsten würde sie Tag und Nacht auf dem Hof verweilen, erfährt man aus den Erzählungen über ihre "Berufung". In ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf der Anlage in Burgkemnitz geht die 43-Jährige vollkommen auf und das seit 16 Jahren. Deshalb wurde sie für die Auszeichnung "Helfer mit Herz" vorgeschlagen.
Die Pferdenärrin lebt für ihre Lieblinge. Viele der Tiere wurden von ihren früheren Besitzern auf dem Reiterhof abgegeben, weil sie sich nicht mehr um die Pferde kümmern konnten oder auch wollten. "Nicht selten sind darunter auch physisch oder psychisch kranke Tiere", beklagt Annette Baier. Mit der Hilfe ihres Teams versucht sie dann die oft vernachlässigten oder falsch gehaltenen Pferde wieder aufzupäppeln. Sie bekommen ein speziell angemischtes Futter und dürfen sich den ganzen Tag frei auf der riesigen Koppel bewegen. "Die Gesellschaft ihrer Artgenossen ist für Pferde sehr wichtig", weiß die 43-Jährige. Selbst über Nacht sind die Tiere in offenen Ställen untergebracht.
Besonders wichtig ist die intensive Pflege der alten Pferde. Die ortsansässige Hilfs- und Pflegeorganisation bekam vor geraumer Zeit ein 22 Jahre altes Pferd geschenkt, was zudem noch sehr verhaltensauffällig war. "Natürlich konnten sich die dortigen Betreuer nicht auch noch, um ein altes Pferd kümmern. Deshalb lebt es nun bei uns", erzählt die Burgkemnitzerin. Vom regelmäßigen Schleifen der Zähne über homöopathische Kräuterkuren, monatliche Huforthopädie bis hin zu Massagen und Akupunktur - die ehrenamtlichen Helfer versuchen alles, um den älteren Tieren ihren Lebensabend so angenehm wie möglich zu gestalten. Allen voran natürlich Annette Baier durch ihr vielseitiges theoretisches und praktisches Wissen im Umgang mit Pferden.
"Viele Leute denken, dort wo Pferde sind, ist auch Geld da", weiß Carmen Reinhardt, Vorsitzende des Reitvereins Burgkemnitz. Das sei jedoch ein Trugschluss. Der Hauptteil der Arbeit wird neben Einnahmen für die Unterbringung von Pferden aus privater Hand durch Reitunterricht finanziert. Ein geringes Zubrot erhalten die Ehrenamtlichen auf dem Reiterhof auch durch die Vergabe von Pferdepatenschaften. Dabei dürfen die Paten ihre tierischen Schützlinge ausgiebig umsorgen. Bevor es zum Ausritt über Wald und Wiese, ins Gelände oder zum Voltigieren in die Loge geht, muss das Pferd auch gestriegelt, gesattelt und natürlich der Stall ausgemistet werden.
Das Geld reicht jedoch bei weitem nicht aus. "Oftmals zahlen wir Vereinsmitglieder aus unserer eigenen Tasche drauf", erzählt Annette Baier. Die Stromleitung auf dem Gelände schwebt gefährlich nah über den Baumkronen. Aber für die Erneuerung und unterirdische Verlegung fehlt das Geld. Ähnlich ist die Situation auch bei der Wasserleitung - seit geraumer Zeit ist diese nun schon kaputt.
Solange die Versorgung der Tiere gewährleistet ist, stehen solche Arbeiten allerdings hinten an. Die gesamten Einnahmen werden in das Wohl der Tiere investiert, so Annette Baier. "Alters- und artgerechte Pflege, die sehr kostspielig ist, gehört genauso dazu wie Liebe, ausgedehnte Spaziergänge und die gezielte Förderung. Das alles braucht ein Pferd um sich wohlzufühlen und das zeigt es auch."