Pegel vor historischem Tief Pegel vor historischem Tief: Mulde wird zum Rinnsal - Abhilfe aus Muldestausee?

Priorau - An der Mulde könnte nach Einschätzungen des Landesamtes für Hochwasserschutz (LHW) in den kommenden Tagen ein historischer Niedrigwasserstand erreicht werden.
„Es fehlen dazu nur noch wenige Zentimeter“, erklärt LHW-Hydrologin Franziska Halbing. Der Pegel in Priorau zeigte am Dienstag nur noch einen Wasserstand von 29 Zentimetern. Der bisherige Tiefststand des Pegels lag 2012 bei 22 Zentimetern, allerdings ist er auch erst seit 1996 in Betrieb.
Pegel bei Golzern lässt neuen Tiefstand erwarten
Um eine Einschätzung für die Zukunft zu geben, haben die Wasserexperten die Wasserstände im Oberlauf eines Flusses im Blick. Für die Mulde sind das vor allem die Pegel in Bad Düben und in Golzern bei Grimma. In Bad Düben werde der mittlere Niedrigwasserstand seit längerem unterschritten, Tendenz fallend. Noch weiter flussaufwärts, in Golzern, bahnt sich bereits ein Niedrigwasserrekord an.
„Derzeit werden dort 77 Zentimeter gemessen. Der niedrigste Wert lag dort bei 73 Zentimetern und stammt aus dem Jahr 1911“, sagt Halbing. Da sich in den kommenden Tagen keine Niederschläge abzeichneten, sei es möglich, dass die Mulde schon in wenigen Tagen so wenig Wasser führe, wie seit 108 Jahren nicht mehr.
Ist eine Regulierung über den Muldestausee möglich?
Der Wasserstand im Unterlauf könnte zwar theoretisch über den Muldestausee reguliert werden. Experten nennen das Niedrigwasseraufhöhung. Praktisch sind dem aber Grenzen gesetzt, wie Joachim Schimrosczyk, der stellvertretende Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt, erklärt. „Der Wasserstand im Muldestausee ist schon jetzt unterhalb des Sommerstaus.“ Damit wird der reguläre Wasserstand in den Monaten zwischen Mai und September bezeichnet. „Es gibt nur sehr wenig Spielraum“, so Schimrosczyk. Wenn Wasser abgelassen werde, könnte das nur für wenige Tage am Unterlauf Abhilfe schaffen. Und der Wasserstand würde weiter fallen.
Fischtreppen an der Mulde dürfen nicht trockenfallen
Zudem müsse beachtet werden, dass die Fischtreppen nicht trockenfallen. Auch müssten die Belange der Anlieger am Muldestausee beachtet werden, so von Seglern oder Anglern. „Zudem ist die Verdunstung sehr hoch, immerhin ist der See über sechs Quadratkilometer groß“, sagt Schimrosczyk. Viel des einströmenden Muldewassers geht also auch über die Luft verloren.
Als Fazit sagt der Talsperren-Vize-Chef: „Der Muldestausee ist keine Talsperre im herkömmlichen Sinne.“ Soll heißen: Zur Wasserregulierung ist er kaum geeignet. Sowohl bei Hochwasser als auch bei Niedrigwasser ist sein Nutzen begrenzt.
LHW-Hydrologin Halbing sieht angesichts der Wetterlage zunächst keine Besserung. „Die Niederschläge der vergangenen Tage können die großen Defizite des vergangenen Jahres und die von diesem Jahr nicht ausgleichen.“
Allein für 2018 fehlen rechnerisch vier Monate Niederschlag
Allein für 2018 fehlten im Vergleich zum langjährigen Mittel rechnerisch vier Monate Niederschlag. Und sie weist darauf hin, dass das aktuelle Niedrigwasser für die Anrainer Folgen hat. „Der Grundwasserspiegel in der Umgebung wird dadurch sinken.“
(mz)