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Pädagogen-Protest auf dem Robert-Schuman-Platz

Von CHRISTINE KRÜGER 13.02.2009, 17:31

BITTERFELD/MZ. - Lehrer aus Grund-, Sekundar-, Förderschulen und Gymnasien des gesamten Altlandkreises machen mit Plakaten, Trillerpfeifen, Rasseln und Reden aufmerksam. Aus Gräfenhainichen und Wittenberg haben sie Verstärkung.

Acht Prozent mehr Lohn fordern sie - eine Angleichung an die Löhne im Westen. "Wir fordern, dass ein Tarif-Angebot von den Arbeitgebern vorgelegt wird. Die Verhandlungen stehen an, aber es gibt kein Angebot", erklärt Michael Naumann, der im Europagymnasium Bitterfeld Mathematik und Geografie unterrichtet. Seit 1984 ist er im Schuldienst. Inmitten der Versammelten steht auch Peter Reschke von der Sekundarschule "Ferropolis" Gräfenhainichen. "Wir arbeiten immer mehr aber der Lohn bleibt gleich. 20 Jahre nach der Wende, finde ich, könnte man da ja mal was tun", sagt er. "Für die Arbeitsplatzsicherung haben wir immer zurückgesteckt, diese Solidarität ist ja okay - aber irgendwo ist auch eine Grenze."

Die von den Lehrern geforderte Lohnangleichung an das West-Niveau ist bei den Beschäftigten der Kommunen, beispielsweise der Verwaltungsangestellten, in diesem Jahr bereits erfolgt. Die vom Land bezahlten Beschäftigten, erklärt Bettina Kutz, Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), warten darauf noch. Das soll im kommenden Jahr passieren. "Mehr Gehalt bedeutet auch mehr Wertschätzung eurer Arbeit in Schulen, Verwaltungen, bei der Polizei, in Straßenmeistereien", ruft ihnen Michael Kleber, DGB-Regionalvorsitzender aus Dessau, zu und setzt die Wunder-Worte hinterher: "Yes, wie can!" Die Solidarität des DGB und seiner Gewerkschaften, sagt er, sei den Leuten hier sicher. Das unterstreichen quasi mit ihrer Anwesenheit Kathrin Troitzsch und ihre Kollegen vom Finanzamt des Landkreises, Mitglieder der Deutschen Steuergewerkschaft.

Leute, die am Schuman-Platz vorübergehen, bleiben immer mal stehen. "Völlig richtig" findet Erwin Geiger den Streik der Lehrer. "Eine Ungleichbehandlung im Osten und im Westen kann man nicht akzeptieren. Man muss sich wehren", sagt der Bitterfelder. Irene Sauer und ihre Freundin hingegen, die gerade auf dem Weg zum Wochenmarkt sind, können der Aktion gar nichts abgewinnen. Kopfschüttelnd gehen sie ihren Weg.

Die jungen Leute an der Grünen Lunge hören zu, längst haben sie ihre Lehrer in der Masse gesehen. Mit den meisten, verraten sie, kommen sie "ganz gut aus". Heute ganz besonders, denn von acht Unterrichtsstunden bleiben ihnen nur vier. Sie gönnen den Streikenden den Erfolg. "Im Vergleich zu den Westlöhnen ist das gerechtfertigt", sagt Kevin Jahn aus der elften Klasse des Rathenau-Gymnasiums. Und Julia Menzel scherzt: "Ja, wenn sie nett sind, können sie auch mehr Geld kriegen."

Während die Gymnasiasten mit ihrer freien Zeit so einiges anfangen können, sind die Jüngeren in den Schulen gut betreut. Roy und seine Kumpels in der Bitterfelder Anhalt-Schule freuen sich über einen Film-Tag, über Basteln oder Sportspiele. Statt Unterricht wie die Größeren im Raum nebenan, dürfen die Kleineren den Tag als unterrichtsfrei betrachten. Von der Kreisstelle für Unterrichtsmittel, so Schulleiterin Helga Lindner, sind Technik und Trickfilme zur Verfügung gestellt worden. "Für die Betreuung unserer 232 Kinder haben wir Hilfe von einer benachbarten Schule bekommen. Die Eltern sind über alles informiert."