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Offroad-Kessel vor Brehna Offroad-Kessel vor Brehna: Mit dem Panzer durch den Schlamm heizen

Von Stefan Schröter 24.09.2016, 11:57
Der Schützenpanzer kann bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell werden und viel Dreck aufwirbeln.
Der Schützenpanzer kann bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell werden und viel Dreck aufwirbeln. Thomas Ruttke

Landsberg - Vor meinen Augen verschwindet der Weg. Immer weiter steuere ich den BMP Schützenpanzer den Hang hinauf. Die Stahlschnauze zeigt stark nach oben. Mit meinem Kopf oberhalb der Fahrerluke sehe ich nur noch die Metall-Front des 14 Tonnen schweren Geräts und den blauen Himmel. Konsequent klackern die Kettenglieder, verlässlich brüllt der 300-PS-Dieselmotor. Oben angekommen atme ich bei meiner Premiere durch. Der Panzer ist schon eine andere Hausnummer als mein kleiner Renault.

Am Rande von Brehna wird Panzer gefahren

Auf der Bergspitze habe ich einen guten Blick über den Landsberger Offroad-Kessel. Er liegt am Rand des Gewerbegebiets und befindet sich damit vor den Toren von Brehna im Kreis Anhalt-Bitterfeld. Am anderen Ende des Kessels sehe ich, wie ein T-55-Bergepanzer eine Runde dreht und ordentlich Staub aufwirbelt. An den Wochenenden herrscht reger Betrieb auf dem Areal. Mal sitzen junge Männer im Panzer, mal ältere, manchmal steuern auch Frauen die Kettenfahrzeuge über die Wege, schildert Benno Winter: „Vom einfachen Arbeiter bis zum Doktor tauchen hier alle Bevölkerungsschichten auf.“

Winter betreibt den Offroad-Kessel. Damit hat der Landsberger sein Hobby zum Beruf gemacht. Er sammelt gerne alte Technik. Irgendwann kam er an einen Panzer. Danach fragten immer wieder Leute, ob sie damit mal fahren könnten. Daraus entstand sein Geschäft. Für das entsprechende Kleingeld können Interessierte jetzt ein Vehikel aus einem stattlichen Fuhrpark mit Sowjet-Wurzeln wählen – vom Panzer über Geländetrucks wie den Tatra 813, den Ural und den Robur LO 3000. Beliebt sind die Touren als Geburtstagsgeschenke oder als Junggesellenabschiede. „Es ist etwas für alle, die Spaß haben oder einen Kick erleben wollen“, meint der Inhaber des Offroad-Kessels.

Es geht wieder bergab für mich. Benno Winter, der hinter mir auf dem Panzer sitzt, korrigiert mit einem langen Arm die Lenkung. Während meiner Tour gibt er immer wieder Anweisungen: „Bremsen! Gas! Jetzt schalten wir in den Dritten!“ Jede Fahrt findet mit Begleitung statt. Das ist gut so, damit Fahrfreude aufkommen kann.

Die grobe Bedienung des Schützenpanzers wurde mir vor dem Start erklärt. „Wer hier einsteigen möchte, sollte zumindest einen Pkw-Führerschein besitzen. Wir können beim Einweisen nicht beim Urschleim anfangen.“

Wie ein normales Auto besitzt das Gefährt aus dem Kalten Krieg Kupplung, Bremse, Gaspedal. Es kann bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell werden. Das muss ich beim ersten Mal noch nicht erreichen. Es schüttelt einen bereits im Schritttempo ordentlich durch.

Auch die für mich gewählte Route im Landsberger Kessel könnte noch schwieriger sein. Die Team-Mitarbeiter entscheiden je nach Talent des Fahrers am Steuer, über welche Hindernisse der Panzer rollt. Es gibt sicher Leute, die sich besser anstellen als ich.

Panzer sind entmilitarisiert

Die Panzer sind übrigens alle entmilitarisiert. Die Schützentürme sind außer Betrieb, die Waffen bewusst beschädigt und damit gesperrt. Winter erzählt auch, dass er ein Führungszeugnis vorlegen musste, bevor er zum Panzerbesitzer wurde. „Man muss gewisse Spielregeln einhalten.“

Am Ende meiner Fahrt liegt eine Staubschicht auf meiner Brille. Teure Kleidung sollte man für dieses Event im Schrank lassen. Im Nachhinein besitze ich auch mehr Respekt vor dem Panzer als vor der Fahrt. Es war eine eindrucksvolle Runde über das unbefestigte Gebiet.

Wer sich ebenfalls ausprobieren möchte, hat an diesem letzten Septemberwochenende Gelegenheit. Auch im Oktober gibt es noch Fahrtermine, bevor der Betrieb bis April in die Winterpause geht. Wer selbst ans Steuer möchte, sollte sich vorher anmelden, wer nur auf dem Panzer mitfahren will, kann spontan vorbeikommen.

Fazit

Spaß: Ein interessantes Abenteuer, das Konzentration erfordert.

Vorkenntnisse: Pkw-Führerschein ist zum Verständnis notwendig.

Anstrengung: Da vieles neu ist, ist vor allem der Geist gefragt.

Zeitaufwand: Eine Panzerfahrt samt Einweisung dauert rund 45 Minuten.

Mehr Informationen unter: www.offroad-landsberg.de

(mz)

Vor dem Start: Betreiber Benno Winter (links) erklärt Stefan Schröter, wie sich der Panzer fahren lässt. 
Vor dem Start: Betreiber Benno Winter (links) erklärt Stefan Schröter, wie sich der Panzer fahren lässt. 
Thomas Ruttke