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Neue Besitzer Neue Besitzer: Abriss verhindert - und jetzt?

Von Irina Steinmann 29.12.2003, 16:16

Wittenberg/MZ. - So aber markierte der dritte Hammerschlag bei der Winterversteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG an jenem Dienstagmittag den Beginn einer neuen Ära der Hoffnung für eine Immobilie, die, ein Geisterhaus der Kulturpolitik, seit nun bald anderthalb Jahren leer steht: das frühere Mitteldeutsche Landestheater in Wittenberg.

Thomas und Diana Pielorz heißen die neuen Besitzer, die erst jetzt ihre Maske der Anonymität fallen lassen. Die beiden 37-Jährigen aus Abtsdorf wollen aus dem Komplex zwischen Wichern- und Thomas-Müntzer-Straße eine "Spielstätte für Theaterkunst" machen. Weil es, wie Diana Pielorz, Tochter des bekannten Schauspielerpaares Freydank, formuliert, neben Luther und dem Stadtfest vor allem für die Einheimischen wieder mehr Angebote geben müsse in Wittenberg. Im rauen Wind vor dem Haupteingang, wo vergessene Plakate noch für die Spielzeit 2001/2 werben, breitete das Paar am Montag in groben Zügen sein Konzept aus.

Demnach wird es zwar "sicher kein festes Ensemble" geben, wie Thomas Pielorz gleich klarstellt, aber deutlich mehr als ein bloßer Veranstaltungsraum wie etwa "das Gorki" soll es dann doch werden. "Für uns war es die Hauptmotivation, einen Abriss zu verhindern." Das ist dem selbstständigen Handwerker und der angestellten Bibliothekarin am Institut für Hochschulforschung der Leucorea fürs erste gelungen. Noch im Januar will das Paar nun Gespräche führen mit allen, die für eine Zusammenarbeit in Frage kommen. Mit den Künstlern, die auch nach dem Exitus des Theaters in Wittenberg geblieben sind und weiter Kultur machen, und natürlich mit Stadt, Kreis und Land, den potenziellen Geldgebern. "Wir wissen noch nicht, ob der politische Wille da ist", formuliert Thomas Pielorz vorsichtig.

Daneben gilt es sehr gegenständliche Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Da ist nicht nur das Inventar, das schon lange ausgeräumt wurde. Da ist auch die Tatsache, dass das Gebäude ohne Heizung und Klima-Anlage versteigert worden ist, die sich beide in privater Hand befinden. Mit dem Nachbarn zur Rechten will man jetzt über den Erwerb des Heizhauses verhandeln. Sicher ist sicher, lautet, bei allem Enthusiasmus, die Devise von Thomas und Diana Pielorz. Und so will der Estrichleger seinen Betrieb weiterführen wie bisher, während seine Frau ihre Stelle an der Leucorea erst binnen Jahresfrist für das Theater aufgeben möchte.

Wie groß die Hoffnungen sind, die auf ihnen ruhen, ist den Pielorz' an jenem 16. Dezember gleich nach dem dritten Hammerschlag bewusst geworden. Nicht nur weil das Fernsehen da war und noch allerlei Trubel mehr. Da war auch dieser alte Mann aus dem Publikum, der ihnen gratuliert hat. Er sei eigens aus Eisenach angereist, erzählte er ihnen. In den 50er Jahren hatte er mal am Wittenberger Theater gespielt.