Neuanfang in Großzöberitz Neuanfang in Großzöberitz: Nach Großbrand Weihnachten im neuen Heim

Großzöberitz - Der Richtkranz schwebt über dem Rohbau. Das Haus hat Gestalt angenommen. Kaum zu glauben, dass an der gleichen Stelle vor gut sieben Monaten eine ausgebrannte Ruine stand - und Familie Rosinsky vor den Trümmern ihrer Existenz. „Wir hatten nur noch das, was wir am Leibe trugen“, sagt Katrin Rosinsky. „Nicht mal eine Zahnbürste.“
Jetzt sehen sie und ihr Mann Tino wieder Licht am Horizont. Verbringen jede freie Minute hier, um den Hausneubau voranzutreiben. Und haben ein klares Ziel: Wenn alles klappt, wollen sie schon Weihnachten in ihrem neuen Zuhause feiern. „Wir hätten damals auch den Kopf in den Sand stecken können“, sagt der Mann. „Doch wir haben Kinder und damit Verantwortung.“ Da habe schnell festgestanden, nicht aufzugeben.
Doch der Schock saß tief nach dem verheerenden Brand, der in den frühen Morgenstunden des 10. März im Großzöberitzer Schmiedeweg ausgebrochen war. Tino Rosinsky wollte Milch holen aus dem kleinen Gebäude, das als Vorratskammer diente, dann die Werkstatt heizen - er ist selbstständiger Dachdeckermeister. Als er das Feuer in dem Lagerraum bemerkte, handelte er schnell. Holte die Familie aus dem Haus und brachte die Hunde in Sicherheit.
Die Kinder Paul, Julian und Emma - heute zwölf, zehn und neun Jahre alt - fanden gleich bei Nachbarn Unterschlupf. Doch die beiden 43-jährigen Eheleute haben das folgende Drama hautnah miterlebt: Auch die über 50 Feuerwehrleute aus mehreren Orten konnten nicht verhindern, dass der Brand von dem Lagerraum auf das Wohnhaus und die Werkstatt übergriff und alles vernichtete. Was nicht Opfer der Flammen wurde, hat das Löschwasser unbrauchbar gemacht.
Welche Welle der Hilfsbereitschaft der Familie zu Teil wurde, lesen Sie auf der nächsten Seite.
Doch was sich dann in Bewegung setzte, fasziniert die Familie noch heute. „Schon mittags stand fest, dass wir in einem kleinen Haus nicht weit entfernt unterkommen können“, erzählt Katrin Rosinsky. „Das hat unsere Ortsbürgermeisterin Adelheid Reiche organisiert.“ Unzählige Helfer, Nachbarn und Freunde fanden sich, um das schon länger unbewohnte Häuschen auf Vordermann zu bringen. Brachten Möbel und Wäsche, Geschirr und andere Utensilien, für die Kinder Spielzeug, Schulmaterialien und Süßigkeiten. Die Stadt Zörbig richtete ein Spendenkonto ein. Und ein Doggen-Züchter aus Rödgen nahm die Hündin der Rosinskys, die gerade acht Welpen geboren hatte, in seine Obhut.
Zwei Wochen später zog die Familie in ein für sie günstigeres Haus. Eng ist es hier trotzdem und spartanisch eingerichtet, „aber wir kommen hin“. Schließlich haben die Eltern genug zu tun, um alles unter einen Hut zu bekommen: Neubau, Familie und Firma - Geld verdient werden muss ja auch.
Einige Wochen nach der Katastrophe wurde die Brandursache ermittelt: „Es war ein Kurzschluss in einem Kühlschrank im Lagerraum“, sagt Tino Rosinsky. Zwar griff die Versicherung, „doch die deckt nicht alle Kosten“. Und die ganze Abwicklung mit Gutachten und so weiter ging auch nicht reibungslos vonstatten und hat viele Nerven gekostet. Doch die Hilfe ging weiter: „Firmen gaben uns Rabatte, als wir neue Werkzeuge für unseren Betrieb anschafften. Die Bank zeigte sich kulant, und die Stadt und der Landkreis haben die Baugenehmigung beschleunigt“, so der Familienvater.
Die Reste des Lehmhauses, das die Rosinskys im Jahr 2000 gekauft und in nicht mal einem Jahr grundlegend ausgebaut hatten, wurden im Mai abgerissen. Im Juni wurde die Bodenplatte gesetzt. „Wir waren fast fertig mit dem anderen Haus, in einem alten Gebäude hat man ja auch nach dem Einzug noch zu tun“, sagt Tino Rosinsky.
„Und nun fangen wir von vorne an. Und machen wieder vieles selbst.“ Etwas kleiner wird das Haus zwar und hat keinen Keller, doch mit einigen Veränderungen haben sich die beiden an den früheren Grundriss gehalten. Auch andere Dinge wie die Farbe des Daches wurden so wie vorher gewählt. Schließlich hat die Familie genug an Erinnerungen verloren. Alle Papiere sind verbrannt, nur wenige Fotos geblieben.
Beim Richtfest am Wochenende übergaben Zörbigs Bürgermeister Rolf Sonnenberger und Ortsbürgermeisterin Adelheid Reiche den Scheck mit dem Erlös des Spendenkontos. Auch viele Helfer kamen, um der Familie zu gratulieren. Die wiederum kann nicht oft genug sagen, wie überwältigt sie von all der Hilfe ist. „Das ist einfach nicht in Worte zu fassen. Dafür möchten wir uns noch einmal ganz, ganz herzlich bedanken.“
