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Nervensäge Bommel hat zähes Leben

Von Brigitte Mittelsdorf 30.05.2005, 16:38

Wolfen/MZ. - Und alles lacht. Edno Bommel hat es mal wieder geschafft. Im Kulturhaus Wolfen bot er am Sonnabend ein abendfüllendes Programm mit seinen Späßen und Telefon-Streichen.

Dem Publikum hat's gefallen. Und es ließ sich gern von diesem Typen mit Schirmmütze und unmöglicher Brille, mit Nylonbeutel und Cordjacke zu Schabernack verleiten und dazu, dass letztendlich alle "Gabi" hießen. Und so sprach Bommel sein Publikum auch an. "Also weißt du, Gabi..."

Bekannt durch seine Radio-Telefonate "Vorsicht Bommel" bei Radio Brocken, zeigte er, dass er auch live auf der Bühne so richtig schön treuherzig doof sein kann. Und irre gewitzt natürlich, was er mit seiner selbst gebauten Sendestation bewies. Und er plauderte über Glauchau - die einzige Stadt, in der ein Japaner seinen Farbfilm nicht voll bekommen hätte - über die Zeit als Nachtpfleger im Krankenhaus und der dort von ihm gegründeten Radiostation. Von der aus er so schön alle kranken Mitmenschen traktieren konnte.

Doch alles Schwindel, Bommel kommt gar nicht aus Glauchau. Und Bommel ist natürlich nur im Radio und auf der Bühne Bommel.

Wenn das Telefon schweigt und der Applaus verhallt ist, dann wird aus Edno Bommel Olaf Bürger. Geboren in Chemnitz, jener Stadt, die mal Karl-Marx-Stadt hieß, und dort hat er auch an einer Schauspielschule studiert und sich frühzeitig für die Comedy entschieden. Seit 13 Jahren lebt er in Köln.

Obwohl er seit eineinhalb Jahren im Bonner Improvisationstheater "Die Springmaus" mitmischt und auch mit anderen Comedy-Kollegen ganz andere Sachen macht - Bommel ist ganz offensichtlich sein Schicksal. Eine Figur, die er selbst erfand und die er liebt: "Wenn ich die Mütze aufsetzte und die Brille, dann bin ich Bommel."

Gut so. Denn manchmal sind die Leute arg böse auf Bommel. "Solche, die nicht über sich lachen können", sagt Olaf Bürger. "Glücklicherweise die wenigsten." Und denkt da an einen Herrn vom Bauamt. Der Bommel eine Hausnummer für das Baumhaus vergeben sollte. Ging nicht gut, der Scherz. Der Beamte war sauer und verbot auch die Ausstrahlung. "Dann probiere ich die Geschichte eben anderswo."

Echt sind die Telefonate, die mittlerweile auch in den neuen Bundesländern amüsieren, immer. "Zweieinhalb Tage in der Woche wird telefoniert." Wird er im Osten Deutschlands bereits von jedem Dritten erkannt, so fallen die Kölner oder die in Baden-Württemberg noch oft auf die sächsische Wundertüte herein. Das Textgerüst schreibt Bürger selbst, zusammen mit Co-Autor Michael Maak.

Ideen, so meint er, die lägen auf der Straße, all die schönen skurrilen Dinge des Alltags. "Und da ich immer der Dumme bin, ziehe ich die Leute in die Geschichte mit hinein." Obwohl schon das Gespür vorhanden sein muss, wie weit man die Sache treiben kann. "Ich will ja immer eine Reaktion."

"Spielpartner" nennt Olaf Bürger seine Telefonopfer. Und Vorsicht - in nächster Zeit wird es bei Radio Brocken das tausendste geben. Im Jahr 2000 hat dort das Leben des Edno Bommel begonnen. Kann sich Olaf Bürger einen Abschied von seiner Kunstfigur vorstellen, irgendwann? "Nein, ich glaube an ein langes Leben von Edno Bommel."