Naturschutz Naturschutz: Silberreiher an der Goitzsche sind sehr scheu

Holzweissig/MZ - Wer derzeit in der Goitzsche-Wildnis unterwegs ist und einen Stopp an dem neuen Aussichtspunkt der BUND-Stiftung am Feuchtwald einlegt, wird sie sicher entdecken: Silberreiher.
Der elegante weiße Reiher mit gelbem Schnabel und dunklen Beinen und Füßen ist etwa so groß wie sein grauer Bruder, der Graureiher.
Silberreiher sind jedoch schlanker und haben einen besonders langen Hals. Dadurch wirken sie noch graziler als ihre grauen Kollegen. Zur Brutzeit färbt sich ihr Schnabel schwarz, nur die Basis bleibt gelb.
Die Tiere sind sehr scheu. Nähert man sich ihrem Ruheplatz im Flachwasser am Feuchtwald, steigen sie leise schimpfend in die Luft auf und drehen eine Runde. Sie landen bald wieder an einem ruhigeren Plätzchen. Im Flug fallen die langsamen Flügelschläge und der zusammengelegte Hals der großen, eleganten Vögel auf. Silberreiher fressen neben Fischen und Amphibien auch Mäuse und wirbellose Kleintiere. Im Moment sind mehr als 40 Tiere als Rastgemeinschaft in der Goitzsche-Wildnis zu zählen. Ihre ursprüngliche Heimat in Europa war vor allem im Südosten unseres Kontinents. In den letzten Jahren haben die Silberreiher ihr Areal deutlich erweitert. Sie ziehen nicht nur im Winter in unsere Region, auch im Sommer sind sie schon in der Goitzsche-Wildnis heimisch. Dann lösen sich aber die Gruppen auf und es sind meist Einzeltiere zu beobachten. „Der Mensch hat den Silberreiher beinahe schon einmal ausgerottet“, sagt Heidrun Heidecke vom BUND. „Die verlängerten und feinen Schmuckfedern auf dem Rücken des Silberreihers waren zu Beginn des letzten Jahrhunderts in der Damenwelt als Hutschmuck gefragt.“ Der Bestand dieser Vögel konnte sich aber gut erholen, nachdem er unter Schutz gestellt worden war.
In den letzten Jahren haben die Silberreiher ihr Brutareal erheblich ausgedehnt und sind von Südosteuropa inzwischen bis in die Niederlande und sogar nach Nordpolen vorgedrungen. Für Deutschland gibt es erst einen einzigen sicheren Brutnachweis aus dem Jahr 2012 vom äußersten Nordosten. Dort haben sich zwei Paare in einer Graureiherkolonie angesiedelt und gebrütet. Silberreiher brüten sowohl in Kolonien, aber auch einzeln. Die Nester werden dicht an dicht über der Erde erbaut, meist in unzugänglichem Röhricht. Der Durchmesser der Nester kann bis zu einem Meter betragen. Obwohl die weißen Vögel sehr auffällig wirken, sind sie im Schilf am Nest kaum zu entdecken.
Es bleibt spannend, ob der weiße Schreitvogel irgendwann auch die Goitzsche-Wildnis zum Brüten entdeckt. Die Mitstreiter der BUND-Stiftung werden es weiter beobachten und würden sich über diesen neuen Brutvogel freuen.