Nach Sovello-Pleite Nach Sovello-Pleite in Thalheim: Rund 1.000 Ex-Mitarbeiter können nachträglich noch auf Geld hoffen

Thalheim - Rund 1.000 gekündigte Arbeitnehmer von Sovello können noch auf einen kleinen Teil ihrer offenen Löhne hoffen. Das berichtet Nancy Endert auf MZ-Nachfrage.
Die Juristin bearbeitet das Insolvenzverfahren des einstigen Thalheimer Solarriesen im Hause von Rechtsanwalt Lucas Flöther.
Arbeitsagenturen hatten den Lohn nur zum Teil ausgezahlt
Ende August 2012 musste der gerichtlich eingesetzte Insolvenzverwalter Flöther die Produktion stoppen, ein Investor fand sich für den Betrieb nicht mehr. Die notgedrungen gekündigten Mitarbeiter erhielten am Ende nur noch einen Teil der Löhne, die ihnen bis zum Ablauf ihrer Kündigungsfrist zustanden.
Sovello war das Geld ausgegangen. Die Arbeitsagentur zahlte daraufhin einen Teil der Summen bis zu einer Bemessungsgrenze – nachdem die Mitarbeiter mit ihrer Kündigung zur Arbeitsagentur gegangen waren. Sie zahlte aber eben nicht die vollen Löhne, die den Mitarbeitern laut Vertrag zugestanden hätten.
Welche Summen nun noch nachträglich fließen könnten, ließ die Juristin offen. „Es wird aber nicht so viel sein.“ Laut ihrer Einschätzung vergehen auch noch Jahre, bis es soweit ist. Unter anderem müssten zuvor Jahresabschlüsse erstellt und geprüft sowie Gerichts- und Anwaltskosten beglichen werden.
Verkauf der Sovello-Immobilie spülte mehr als zehn Millionen Euro in die Kasse
Außerdem kämpft Sovello-Insolvenzverwalter Lucas Flöther derzeit noch in Griechenland und Italien um Geld. Laut Endert haben dort Sovello-Kunden ihre Rechnungen trotz Aufforderung noch nicht beglichen. Mehrere Klagen seien anhängig.
„Aber die Gerichte haben dort lange Bearbeitungszeiten.“ Um diese Forderungen einzuklagen, habe die Kanzlei in den Ländern Anwälte beauftragt. „Wegen der Größenordnung der Geldbeträge müssen wir das tun.“ Jeder Erfolg vor den ausländischen Gerichten lässt die Insolvenzmasse wachsen.
Schon jetzt kann die Kanzlei in dem Insolvenzverfahren Erfolge vorweisen. Als vor zwei Jahren die Sovello-Immobilie an einen US-Investor verkauft wurde, spülte das mehr als zehn Millionen Euro in die Kasse des Insolvenzverwalters. „Diese positive Grundstücksveräußerung hat eine Wendung in das Verfahren gebracht“, erläutert Endert.
Gläubiger haben nach der Insolvenz rund 230 Millionen Euro an Forderungen angemeldet
Zumal die Liste der Gläubiger lang ist. Mehr als 1.500 Einzelansprüche sind angemeldet worden. Die Gläubiger haben laut der Juristin Endert insgesamt rund 230 Millionen Euro an Forderungen angemeldet.
Rund ein Drittel davon entfielen auf Sondergläubiger. Dazu gehört besonders die Investitionsbank (IB) Sachsen-Anhalt, die Hauptgläubigerin im Verfahren. Sie musste anfangs um große Teile ihre ausgehändigten Krediten fürchten – das waren 34 Millionen Euro.
Die Hälfte der ehemaligen Sovello-Mitarbeiter fand innerhalb eines halben Jahren einen neuen Job
Die IB ließ sich jedoch Sicherheiten für ihre finanzielle Unterstützung eintragen. Dazu gehören das Sovello-Grundstück, - Gebäude sowie Maschinen und Betriebsausstattung. „Durch diese Sicherheiten hat die Bank eine Sonderstellung eingenommen“, so Endert. Die IB habe dadurch mit fortschreitendem Insolvenzverfahren Teile ihrer Forderungen zurückbekommen.
Die Mitarbeiter müssen sich jedoch noch etwas gedulden. Nach Angaben der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg fand immerhin die Hälfte von ihnen bereits innerhalb eines halben Jahres einen neuen Job. Große Teile der Belegschaft hätten im Altkreis Bitterfeld gewohnt. (mz)
Die Sovello GmbH machte der Preisverfall bei Solarmodulen bereits im Jahr 2011 stark zu schaffen. Im Mai 2012 meldete das Unternehmen dann Insolvenz an – zunächst sollte eine Sanierung in Eigenverantwortung geschehen.
Das bedeutet jedoch: Die Unternehmensführung leitete die Geschäfte zunächst weiter. Ein vorläufiger Sachverwalter stand ihr zur Seite.
Am 1. August 2017 eröffnete das Amtsgericht Dessau-Roßlau jedoch das Insolvenzverfahren wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit und entmachtete damit die Sovello-Geschäftsführung.
Als Insolvenzverwalter wurde Lucas Flöther bestellt. Flöther ist seitdem zuständig für das frühere Bitterfeld-Wolfener Unternehmen. Er kümmert sich zudem um das Insolvenzverfahren beim Fahrradhersteller Mifa und vertritt seit kurzem auch die Gläubigerinteressen bei Air Berlin.
Bei Sovello erhielten bis Ende August 2012 rund 1.000 Mitarbeiter ihre Kündigung. Eine Transfergesellschaft kam nicht zustande.