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Nach Solibro-Insolvenz Nach Solibro-Insolvenz: IG Metall befürchtet drastische Schrumpfung des Thalheimer Unternehmens

Von Christine Färber und Ulf Rostalsky 04.10.2019, 11:57
2008 wurde bei Solibro Richtfest gefeiert, schon elf Jahre später scheinen die Lichter auszugehen.
2008 wurde bei Solibro Richtfest gefeiert, schon elf Jahre später scheinen die Lichter auszugehen. André Kehrer

Thalheim - Der Silberstreif am Horizont wird für Solibro schmaler. Das vom Dünnschichtsolarmodul-Hersteller angestrebte Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung sieht aus dem Blickwinkel der Industriegewerkschaft (IG) Metall für die betroffenen Mitarbeiter nicht gut aus.

„Die Geschäftsführung hat keinen Plan“, sagt Gewerkschafter Lars Buchholz. „Das hat sie in den letzten Jahren gezeigt: Anstatt die Produktion weiterzuentwickeln, steht das Unternehmen jetzt dort, wo es steht.“ Die Gewerkschaft unterstütze den Sachwalter beim Versuch, die Firma verkaufen zu wollen. „Wir hoffen, dass das Erfolg hat.“

Rechtsanwalt Henning Schorisch aus Halle ist vom zuständigen Amtsgericht Dessau-Roßlau Anfang September im Insolvenzverfahren über das Vermögen der Solibro GmbH zum Sachwalter bestellt worden. „Meine Aufgabe ist es, die wirtschaftliche Lage der Schuldnerin und die Umsetzung des erarbeiteten Sanierungskonzeptes fortlaufend zu prüfen und das Insolvenzgericht zu informieren, falls das Konzept nicht mehr umsetzbar ist oder Nachteile für die Gläubiger drohen“, erklärte Schorisch seine Aufgabe auf Nachfrage der MZ.

Die IG Metall befürchtet einen drastischen Stellenabbau

Zum Vorwurf des Gewerkschaftssprechers Lars Buchholz, dass beim Insolvenzverfahren in Eigenregie keine Linie erkennbar sei, will er sich nicht äußern. „Aussagen der Gewerkschaft kommentiert er nicht“, so eine Mitarbeiterin der Anwaltskanzlei. Allerdings lässt Henning Schorisch auch mitteilen, dass er sich öffentlich äußern werde, wenn es in Sachen Solibro „etwas substanziell Neues“ gebe.

Die IG Metall befürchtet einen drastischen Stellenabbau im Unternehmen. Der Eigentümer, der chinesische Konzern Han-Energy, wolle offenbar aus dem Hauptstandort in Thalheim ein Servicecenter mit 20 bis 50 Mitarbeitern machen. Dabei gehöre Solibro zu den innovativsten Solarunternehmen in ganz Europa. In früheren Verhandlungen, so Buchholz, sei von 180 verbleibenden Stellen - von ehedem 220 - die Rede gewesen.

„Solibro hat in der Vergangenheit zu viele Kunden vergrätzt“

„Jetzt soll der Standort so klein wie möglich gehalten werden. Da kann hier natürlich nichts mehr produziert werden. Vielleicht bleibt eine Probebesetzung, um ab und zu eine Linie fahren zu können“, mutmaßt Gewerkschafter Buchholz. „Solibro - das ist eine hochmotivierte Mannschaft. All das ist über Nacht nichts mehr wert.“ Dass die Mitarbeiter indes selbst das Ruder in die Hand nehmen, meint er, sei nicht angedacht, das wolle keiner. Einerseits sei das Risiko zu hoch, andererseits sei „der Name versaut“. „Solibro hat in der Vergangenheit zu viele Kunden vergrätzt.“ Jetzt gehe es klipp und klar um Interessensausgleich. Die erste Verhandlung zum Sozialplan für die Mitarbeiter ist laut IG Metall am Mittwoch geführt worden.

2012 war Solibro vom chinesischen Konzern Hanergy übernommen worden. Bereits 2018 wurde ein Großteil der Belegschaft monatelang in Kurzarbeit geschickt. Mitte August 2019 meldete Solibro Insolvenz an. (mz)