Nach 25 Jahren freier Trägerschaft Nach 25 Jahren freier Trägerschaft: Zörbig will zwei Kitas wieder selbst betreiben

Zörbig - Zurück in die öffentliche Hand: Die Stadt Zörbig will künftig all ihre Kitas selbst betreiben. Deshalb sollen die Verträge mit zwei freien Trägern gekündigt werden. Der Zörbiger Stadtrat entscheidet nun final über die Rekommunalisierung der Kita Rotkäppchen in Zörbig und der Kita Zwergenland in Stumsdorf.
Stimmt die Mehrheit dafür, dann scheiden die Johanniter als Rotkäppchen-Betreiber ab 2020 aus – nach dann knapp 25 Jahren Präsenz in Zörbig. Der Vertrag mit der Kinderland 2000 GmbH in Stumsdorf läuft noch bis Ende 2026. Dann würde auch dort die freie Trägerschaft nach rund 25 Jahren enden.
Mit diesen Plänen kehrt die Stadt Zörbig einen Trend bei den Trägerwechseln um. Bisher verabschiedeten sich Kommunen im Altkreis Bitterfeld stets aus dem Betrieb von Kitas, gaben Aufgaben an private Betreiber ab. Damit wollten sie Geld sparen. Zuletzt gab die Stadt Bitterfeld-Wolfen 2012 die Kita Pumuckl in Bobbau in die Hand des Arbeiter-Samariter-Bundes.
Betreiber der Stumsdorfer Kita: „Wir erledigen die Arbeit günstiger als die Stadt“
Nun will die Zörbiger Verwaltung zwei Kitas ebenfalls aus Kostengründen wieder kommunal betreiben. So sprach Fachbereichsleiter Nico Hofert im Zörbiger Hauptausschuss von Einsparmöglichkeiten und Synergieeffekten. Das bezweifelt allerdings der Betreiber der Stumsdorfer Kita: „Wir erledigen die Arbeit günstiger als die Stadt “, meint der Geschäftsführer von Kinderland 2000, Heinz Engl.
Zörbigs Kämmerer Frank Herbsleb hält auf MZ-Nachfrage dagegen. Zumal den Kommunen finanzielle Anreize abhandengekommen seien, die einst für eine Privatisierung der Kitas sprachen. Demnach konnte sich die Verwaltung anfangs beispielsweise das Geld für eine Hausmeisterstelle in einer privatisierten Kita vom Land wiederholen. Außerdem sei die Förderquote für Investitionen an Kita-Gebäuden, in denen sich freie Träger eingemietet haben, besser gewesen als bei kommunalen Kitas. „Das gibt es alles nicht mehr“, so Herbsleb.
Deshalb würde die Stadt Zörbig am liebsten sogar vorzeitig aus dem Kontrakt mit Kinderland 2000 aussteigen. Hofert sprach im Ausschuss von einer möglichen Sonderkündigung zum 1. Januar 2020. „Da sind wir in einer intensiven rechtlichen Prüfung.“ Auch der Stadtelternrat würde die Kündigung begrüßen.
Durch die Veränderungen entstehen auch Fragen bei Eltern und den Erzieherinnen
Damit droht der Kommune aber ein Konflikt mit dem Betreiber in Stumsdorfer. „Der Vertrag läuft bis zum 31. Dezember 2026. Er ist vorher nicht kündbar“, stellt Geschäftsführer Engl klar. Bei den Johannitern war am Dienstag niemand erreichbar. Laut Hofert sei der Rotkäppchen-Betreiber zwar „nicht glücklich“ über die Pläne. „Man ist sich aber der Vertragssituation bewusst.“
Durch die Veränderungen entstehen Fragen bei Eltern und den Erzieherinnen. Informationen aus Vor-ab-Gesprächen verkündete Hofert zur Stumsdorfer Kita lediglich im nicht-öffentlichen Teil des Ausschusses. Bei der Kita Rotkäppchen war er offener. Die dortige Leitung stehe einer Rekommunalisierung positiv gegenüber. Den Mitarbeitern sprach Hofert eine Jobperspektive aus, als er erklärte: „Wir haben kein Interesse, bestehende Teams auseinanderzureißen oder Neubesetzungen vorzunehmen.“
Konzeptionell will die Stadt auch künftig in ihren Kitas vielfältig sein, auch wenn sie perspektivisch der einzige Träger in Zörbig sein könnte: „Wir wollen keinen Einheitsbrei, sondern individuelle Einrichtungen mit ihren pädagogischen Konzepten“, sagte Hofert. Übrigens sind auch in Sandersdorf-Brehna alle Kitas in Trägerschaft der Stadt. In Bitterfeld-Wolfen wird ein Großteil der Kitas durch freie Träger geführt. (mz)