MZ-Serie: Hobby-Räume MZ-Serie: Hobby-Räume: Im kleinen Zimmer die große Welt
Wittenberg/MZ. - Im kleinen Zimmer die große Welt. Christine Knape lernt sie von ihrem Schreibtisch aus kennen. Dort fröhnt die 18 Jahre alte Piesteritzerin einem Hobby, das selten geworden ist: Sie schreibt Briefe, viele Briefe.
An einer Wand in ihrem Zimmerchen hängt die Karte, auf der alle Länder dieser Erde verzeichnet sind, an der anderen eine Kanada-Fahne. Es ist das Land ihrer Sehnsucht und die Fahne bezeichnet zugleich den Beginn ihrer Leidenschaft: Ein Mädchen aus Kanada war Christine Knapes erste Brieffreundin. Sie ist es noch immer.
Vor vier Jahren schickte das Mädchen aus Piesteritz erste Briefe in die Welt. Mittlerweile gibt es kaum ein Land, in dem sie nicht einen Jungen oder ein Mädchen kennt. 150 Briefpartner hat die Gymnasiastin - im Iran ebenso wie in Korea, in Australien und Rumänien, in den Arabischen Emiraten und in Finnland, in Weißrussland und in Algerien, in Kuba und in England und, und, und.
Hinzu kommen die zahlreichen Verbindungen via Internet. Wenngleich sie denen nicht den Rang einräumt, die die Brieffreundschaften für sie besitzen. Das Internet ist flüchtiger. "Briefe", befindet Christine Knape, "sind persönlicher, ehrlicher gemeint. Außerdem kann man sich Postkarten und Geschenke schicken."
So dauern viele Brieffreundschaften schon Jahre an - und Christine Knape ist bestens informiert darüber, wie sich das Leben ihrer Altersgenossen in ganz verschiedenen Ecken dieser Welt abspielt. Wobei es eben nicht nur Gleichaltrige sind, mit denen die Wittenbergerin in Verbindung steht - eine Engländerin, mit der sie regelmäßig Briefe austauscht, könnte ihre Oma sein. Im Übrigen bevorzugt Christine Knape weibliche Briefpartner: "Jungs", so ihre Erfahrung, "wollen meist Beziehungen aufbauen - die Frau fürs Leben finden. Und Männer aus Afrika sprechen gleich vom Heiraten".
Probleme bringt diese Art Hobby freilich auch mit sich. Da ist zum einen die Sprache. Zumeist verständigen sich die Briefpartner in Englisch. Und das fließt Christine Knape mittlerweile flott aus der Feder. "Aber mein algerischer Brieffreund schreibt französisch - eine Qual für mich. Und mit meiner Partnerin aus Kuba geht es nur auf Spanisch - da hilft mir eine Freundin."
Nicht zu unterschätzen ist auch die finanzielle Seite - so viele Briefmarken gehen mächtig ins Geld. Christine Knape: "Ich versuche, mich zu bremsen und pro Partner etwa einmal im Monat zu schreiben. Und per Luftpost schicke ich die Briefe auch schon lange nicht mehr. Ansonsten muss das Taschengeld reichen, wobei mir manchmal der Papa einige Marken und die Oma ein paar Euro zustecken."
Wenn Christine Knape älter ist und über das nötige Geld verfügen sollte, dann möchte sie eine Weltreise machen und viele ihrer Brieffreunde persönlich kennen lernen. Denn das hat bislang noch nie geklappt, sie kennt ihre Partner lediglich von ihren Zeilen und den Bildern, die sie geschickt haben.