Mythos Schlange Mythos Schlange: Kuscheln mit dem langen Albert
Wittenberg/MZ. - Ach, Albert, was bis du schön. Musst nur so den Blick in die Ferne schweifen lassen und majestätisch den Kopf heben. Und schwupp, schon liegen dir die Menschen zu Füßen und reißen sich darum, einmal deine feste Haut zu berühren. "Die fühlt sich an wie kühle Seide", schwärmt Amrita Torosa und schickt begehrliche Blicke zu dem dunklen Tigerpython, Albert eben.
Zwar ist Albert am Wochenende nur eins von insgesamt 150 Tieren, die in der Ausstellung "Reptilia-Orchidea" im Wittenberger Kultur- und Tagungs-Centrum (KTC) zu sehen sind. Doch gerät er im Handumdrehen zum Star, denn mit ihm können sich die Besucher fotografieren lassen. Die machen auch reichlich davon Gebrauch: Schließlich bietet sich nur selten die Gelegenheit, 20 Kilogramm Schlange, verteilt auf 2,80 Meter Länge, auf den eigenen Schultern zu tragen. "Anfassen erwünscht", lautet auch das Motto der Schau, die größte ihrer Art in Deutschland, wie die Besitzer Doris Stutzbach und Gerd Horlbeck nicht ohne Stolz betonen. In der Nacht von Freitag auf Sonnabend haben die passionierten Züchter, die in erster Linie um die Erhaltung bedrohter Arten bemüht sind, die Tiere im thüringischen Olbersleben in die Transportbehälter gepackt und sich auf den Weg nach Wittenberg gemacht.
Etwa 15 Ausstellungen schaffen sie im Jahr, mehr wollen sie den Tieren nicht zumuten. Deren Wohl ist das A und O ebenso wie der Abbau von Vorurteilen in der Schau. Und wenn auch nicht jeder gleich den Pelz einer Vogelspinne kraulen mag oder mit dem langen Albert kuschelt, so wird wohl kaum jemand die Ausstellung verlassen, ohne etwas dazu gelernt zu haben. Zum Beispiel das Vogelspinnenweibchen tolle Mütter sind, die ihren Nachwuchs mit sich herum schleppen und für ihn bis zur Selbstaufgabe kämpfen.
Oder dass die imposanten schwarzen Skorpione mit den kolossalen Scheren weniger gefährlich sind als die kleinen hellen Artgenossen, deren Biss schon mal tödlich sein kann. Gerd Horlbeck wird nicht müde, bei seinen stündlichen Diavorträgen die neugierigen Gäste mit Informationen zu füttern. Er spart aber auch auch nicht mit der Verbreitung guter Legenden, der von der weißen Tigerpython etwa. Von ihr wird in Burma erzählt, dass, wer sie einmal gesehen hat, immer Glück haben wird. Kein Wunder also, dass in Puncto Glück der Albino dem langen Albert dann doch die Schau gestohlen hat.