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Muldenstein Muldenstein: Wer singt, der darf nicht schwatzen

Von Christine Krüger 29.07.2003, 17:15

Friedersdorf/MZ. - Heinz Bärwald schleppt mehrere Alben herbei und breitet sie auf dem Tisch in seinem wunderschönen Garten aus. Das alles ist die Chronik des Volkschores Muldenstein. Geschichten, Auftritte, Feiern - alles liebevoll zusammengestellt von Karl Kretschmer.

Heinz Bärwald, den alle nur Heino nennen, ist über viele Jahre Leiter des Chores gewesen. 42 Jahre genau. "Nun spielt die Gesundheit nicht mehr mit", sagt er. Jeder Auftritt sei für ihn stets eine besondere Anstrengung und Aufregung. "Das verkrafte ich nicht mehr." Bärwald hat den Chor an Manfred Ridil weiter gegeben. Bei dem lebensfrohen Pater von der katholischen Gemeinde Wolfen, das weiß er, ist er in guten Händen.

Die erste Probe lief prima. "Da war Stimmung drin. Er macht das eben ganz anders als ich. Aber sehr gut", sagt Bärwald. Er ist nicht traurig darüber, dass er nun nicht mehr vor den Sängerinnen und Sängern steht, sondern mittendrin. Das Singen ist es ja schließlich auch gewesen, das ihn 1961 zum Volkschor gebracht hat. 24 war er da und konnte ganz gut Klavier spielen. Und als sich schon kurz nach seinem Eintritt der damalige Leiter im hohen Alter verabschiedete, musste Bärwald den Platz wechseln. "Es gab keinen Nachfolger. Ich wurde da gleich in die Vollen geschickt", blickt er zurück. Und dabei ist es dann geblieben.

Bärwald, Lehrer von Beruf, hat die richtige Balance gefunden zwischen Fördern und Fordern. Und wenn ihm doch mal die Nerven durchgingen, meint er, dann nur, wenn er da eine Unlust gespürt hat. Oder wenn geschwatzt wurde. Das kann er überhaupt nicht leiden. "Da hau ich schon mal den Klavierdeckel zu, wenn die nicht wollen", meint er, lehnt sich auf seiner Gartenbank zurück und lacht. Vor Kritik schreckt aber auch er selbst nicht zurück: "Das gehört dazu. Ich mache ja auch nicht alles richtig."

So ist es ihm zusammen mit den 35 Frauen und Männern gelungen, einen gemischten Chor zu formen, den Pater Ridil in hohen Tönen lobt: "Da ist schon was dahinter. Der Chor hat Volumen. Es ist selten, dass ein Chor über alle Stimmlagen verfügt." Die höchste Auszeichnung, die die Muldensteiner sich ersungen haben, ist die Friedrich-Zelter-Medaille. Das ist in der Chronik festgehalten und in Fachkreisen etwas Besonderes. Fernsehauftritte gehören zu den Höhepunkten. Aber auch ganz normale Auftritte zu Chor- und Gemeindefesten, Geburtstagen und Benefizkonzerten sind ihnen wichtig.

So haben sie 2002 zwei Konzerte gestaltet, deren Erlös sie dem Jeßnitzer Chor gespendet haben, dessen Mitglieder nach der Flut erstmal nicht ans Singen denken konnten. Bärwald sagt: "Wir sind eine Gemeinschaft. Das ist so selbstverständlich, so alltäglich für uns."