Modellsport Modellsport: Rasende Wunderwerke in der Luft
BITTERFELD/MZ. - Auf der Anlage der Modellsportler in Bitterfeld fand am Wochenende der Wettkampf um den XVIII. IKR-Pokal und World-Cup im Fesselflug statt. 60 Teilnehmer aus zehn Ländern zeigten, was sie und ihre selbst gebauten Flieger so drauf haben. Sie starteten in drei Klassen - dem Speed-Flug, dem Kunstflug und der so genannten Fuchsjagd.
Für Rudi Königshofer ist es der harte Minuten-Kampf, der ihn an seinem Sport, der Fuchsjagd am Himmel, fasziniert. Er lacht: "Das sind vier Minuten Jagd, vier Minuten Kampf, vier Minuten Spannung", meint der Österreicher. Mit 150 Sachen rasen je zwei der kleinen Flugzeuge, die einen Schwanz aus Krepppapier hinter sich herziehen, durch die Luft. Die Kunst ist, dem anderen diesen Schwanz abzujagen. Seit 1980 ist Königshofer bei der Sache und dafür nimmt er jeden Weg in Kauf. Eben auch den von Haag nach Bitterfeld - für ein Wochenende.
Die Bitterfelder Anlage ist eine von zweien, die es noch in Deutschland gibt, erklärt Vereinsvorsitzender Holger Suchi. Und die wird von den Modellfliegern sehr geschätzt. Großzügig angelegt vor 25 Jahren von Bitterfelder Betrieben ist sie heute noch das Domizil des Vereins und Austragungsort wichtiger internationaler Wettkämpfe wie dem World-Cup. Platzwart Alfred Karcher ist stolz auf diese gepflegte Anlage, die jetzt auch von Automodellbauern mit genutzt wird. Denn der Auto- sowie der Schiffsmodellbau gehören seit einigen Jahren zum Verein, der sich vom Fesselflugverein in den Modellsportverein umbenannt hat. Für Karcher ist das bald wie ein zweites Zuhause. Hier begeistert er ganze Schulklassen für dieses Hobby. "Einmal hat uns eine Klasse nach ihrem Projekttag ihre Aufsätze geschickt, die die Schüler über den Tag bei uns schreiben mussten", sagt er. "Da haben wir uns gefreut. Das ist ja nicht nur Halligalli, was wir hier machen." Immerhin haben 2003 zwei Junioren von hier beim World-Cup in Frankreich den ersten und zweiten Platz errungen.
René Birnstein aus Ohorn rollt die Seile (Fessel) seines Speed-Fliegers, mit denen er ihn vom Boden aus dirigiert, ein. Auf 277 km/h hat es sein Modell gebracht. Damit ist er Bester. Sein persönlicher Rekord liegt um elf km/h höher. Zu niedrig für den Weltrekord, den ein ungarischer Sportler mit 305 km/h hält. Den hat der junge Mann aus Sachsen natürlich im Blick. Seinen Vater, der seit über 30 Jahren die eigene Speedmaschine startet, hat er schon schachmatt gesetzt. Er lacht. "Ich habe das bessere Material", sagt der Zerspanungsmechaniker, der ein Händchen für winzigen Motoren hat. "Mein Chef ist klasse, ich kann auch mal was für mein Hobby in der Firma machen."
Gemütlich sitzen Matthias und Brigitte Möbius in Gartenstühlen und gucken zu. Doch der Eindruck, dass sie es gemütlich haben könnten, der täuscht gewaltig. Als Schiedsrichter müssen sie ganz genau gucken. Wie beim Eiskunstlauf absolvieren die Kunstflieger 16 Figuren in einer bestimmten Reihenfolge. Möbius richtig zu beeindruken, ist schwer. Jahrelang stand er selbst dort, wo heute der steht, dessen Leistung er bewertet. Hin und wieder murmelt er was, schreibt was auf. "Zehn Punkte gibt's nicht", sagt er und zwinkert. Doch so spaßig scheint er das gar nicht gemeint zu haben. Diese Note ist wirklich die absolute Ausnahme. "Zum Beispiel eine viereckige Acht zu fliegen, das ist schon nicht ohne", meint er. Dem Sportler, der gerade im Ring steht, ist sie heute leider nicht gelungen.