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Mitbestimmung Mitbestimmung: Jugendbeirat auf der Zielgeraden

Von Doreen Hoyer 21.01.2014, 11:48
Kevin Bonk, Stephanie Petzold und Morris Krause (von links) sind die Gründer des Jugendbeirates.
Kevin Bonk, Stephanie Petzold und Morris Krause (von links) sind die Gründer des Jugendbeirates. André Kehrer Lizenz

Bitterfeld/MZ - Viele hatten ihn schon abgeschrieben - aber der Jugendbeirat für den Stadtrat in Bitterfeld-Wolfen kommt doch. Ende Februar soll er nun gewählt werden. Zumindest wenn es nach Morris Krause, Stephanie Petzold und Kevin Bonk geht. Die drei jungen Leute zeigten Einsatz und waren in den letzten Monaten damit beschäftigt, die Satzung des Beirates auszuarbeiten.

Der Beirat wird Rederecht im Stadtrat haben und Vorschläge machen dürfen. Damit werden die jungen Leute aus Bitterfeld-Wolfen tatsächlich eine offizielle Stimme haben. Das gab es bislang nicht.

Und dass es überhaupt dazu kommt, ist auch Folge einer Befragung unter Schülern der Stadt. Die Studie hatte im vergangenen Jahr deutlich gemacht: Über 90 Prozent der jungen Leute wollen Bitterfeld-Wolfen nach der Schule verlassen. Ein Ergebnis, das für heftige Diskussionen sorgte. Denn schließlich hatten die Schüler auch deutlich gemacht, dass sie mit dem Leben in der Stadt unzufrieden sind. Bei einem MZ-Forum im Mai 2013 zur Zukunft der Jugend kamen dann erstmals Ideen zur Sprache, wie Jugendliche die weitere Entwicklung Bitterfeld-Wolfens mitgestalten könnten.

Auch Schüler von außerhalb sollen mitgestalten

Diese Möglichkeit zur Mitbestimmung sollen nun junge Leute von 14 bis 26 Jahren haben. „Jeder in diesem Alter darf bei der Wahl abstimmen und kandidieren“, erzählt der 22-jährige Kevin. Beim Jugendbeirat soll niemand ausgeschlossen werden: „Viele Jugendliche gehen in Bitterfeld-Wolfen zur Schule, wohnen aber nicht in der Stadt. Sie sind auch zur Wahl eingeladen“, so Morris.

„Den Beirat zu planen, hat länger gedauert, als gedacht“, sagt die 17-jährige Stephanie. Viele, die sich anfangs für das Projekt engagierten, seien nicht mehr dabei. Doch Mitte Februar wollen die Jugendlichen nun mit ihrem Konzept an die Öffentlichkeit gehen und dafür werben.

Es war ein langer Weg. Um Jugendlichen mehr Mitbestimmung in der Stadtpolitik zu verschaffen, war zunächst ein Jugendparlament angedacht. Die bürokratischen Hürden für diese Form waren jedoch hoch. So entschied man sich für einen Beirat.

Jugendliche haben kein Stimmrecht

Allerdings: Die sieben Mitglieder werden nicht selbst im Stadtrat abstimmen dürfen. Und nach der neuen Satzung besteht für die Stadträte keine Pflicht, den Jugendbeirat anzuhören. „Man hat uns aber von Seiten des Stadtrates versichert, das nicht auszunutzen und uns sehr wohl sprechen zu lassen“, ergänzt Kevin.

Noch aber gibt es keinen Beirat. „Es wird eine Herausforderung, genug geeignete Kandidaten für die Beiratswahl zu finden“, sagt Stephanie. Für diese soll es eine Jugendvollversammlung geben, die voraussichtlich Ende Februar im Kulturhaus stattfinden soll. Damit möglichst viele junge Leute zusammen kommen, muss Werbung gemacht werden. „Wir wollen an den Schulen auf uns aufmerksam machen“, erzählt Morris. Man plane, Plakate drucken zu lassen und Flyer zu verteilen.

Das Kinder- und Jugendparlament in Hettstedt hat zehn Mitglieder und existiert seit 2012. Es verfügt über ein Budget von 5 000 Euro und trifft sich regelmäßig vor den Stadtratssitzungen. Ende des vergangenen Jahres war es für einige Wochen nicht handlungsfähig, nachdem mehrere Mitglieder ausgeschieden waren. Es fanden sich jedoch neue Mitglieder.

"Es geht nicht nur um Jugendthemen"

Drängende Themen gebe es genug, meint der 14-Jährige: „Da wären die Goitzsche-Arkaden. Jemand sollte Sorge dafür tragen, dass dort auch Geschäfte einziehen, die für junge Leute attraktiv sind.“ Weitere Themen seien die Zukunft der Goitzsche und die Pflege von öffentlichen Anlagen. „Es geht uns nicht nur um typische Jugendthemen wie Schule.

Bei jedem Aspekt der Stadtpolitik sollte man auch an die Bedürfnisse junger Leute denken“, sagt Kevin. „Das ist wichtig, wenn Bitterfeld-Wolfen nicht weiter vergreisen und schrumpfen soll, weil die Jugend wegzieht“, erklärt Morris. „Es ist sowieso ein Märchen, dass Jugendliche nicht an Politik interessiert seien“, meint er. Zwar sei nicht jeder von Politik begeistert, aber das sei bei allen Altersgruppen so.

„Anderswo geht es doch auch“, fügt Stephanie hinzu. In Hettstedt gebe es zum Beispiel ein Jugendparlament.