Mit Glaspuder auf den Markt
Wolfen/MZ. - Dennoch weiß Voß um die Schwierigkeiten, eine Weltneuheit auf den Markt zu bringen. Daran arbeiten er und seine Mitarbeiter bereits seit der Gründung der Firma Trovotech im Jahr 2001. Alles drehte sich damals und noch heute um ein patentiertes Verfahren zur Herstellung von Glasschaum beziehungsweise Glaspuder, das unter anderem bei der Plastikherstellung Verwendung findet.
Erfinder Harald Selig suchte vor einigen Jahren finanzkräftige Mitstreiter, um sein Verfahren in die Praxis einzuführen und Abnehmer für das Produkt zu finden. "Bei der Gründung ist der Hauptinvestor abgesprungen", berichtet Voß, der eigentlich Unternehmensberater ist. In diesem Fall sprang er jedoch mit seinem privaten Geld als Investor ein und wurde Gesellschafter. Mit weiteren privaten Geldgebern und öffentlichen Fördermitteln wurde die Markteinführung dieser Innovation auf den Weg gebracht.
Auch wenn es seither bei Trovotech mehrere Krisen gab, glaubt Geschäftsführer Voß weiter fest an den Erfolg des Unternehmens. "Wir haben die erste Maschine der Welt, die Glas bei hohen Temperaturen verschäumen kann", erklärt er voller Stolz. Aus gebrochenem Glas wird in der Trovotech-Produktionshalle im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, wo in drei Schichten gearbeitet wird, Glasschaum hergestellt. Diese weißen Stränge werden anschließend nochmals gemahlen und zu einem feinen, weißen Puder - Trovopowder genannt - weiterverarbeitet.
Es dauerte eine Weile, bis man bei Trovotech ein geeignetes Anwendungsgebiet für den mehlähnlichen Puder fand. Inzwischen ist klar, was das neue Produkt kann. "Durch Zusatz des Puders werden die Aushärtezeiten von bestimmten Kunststoffen wie beispielsweise Kunstharz stark verkürzt und dadurch die Produktionskosten gesenkt", erklärt Voß. Einen Abnehmer in Bayern gibt es bereits. Weitere potenzielle Kunden testen gerade die Wirkung von Trovopowder, das jetzt auch noch weiterentwickelt wurde. Beschichtet man den Puder mit Silber-Ionen, verleiht das dem Produkt eine Langzeitwirkung gegen Pilze, Schimmel und Bakterien. Dies ist bei der Kunststoffherstellung von besonderer Bedeutung.
Voß ist trotz des langen und schweren Weges einer Innovation zur Marktreife zuversichtlich: "Wir schaffen es auf jeden Fall, denn wir haben einen neuen Werkstoff geschaffen." Im kommenden Jahr rechnet der Chef der Firma Trovotech, die 17 Mitarbeiter beschäftigt, mit einem Umsatz von 200 000 Euro. Im Jahr 2008 sollen es bereits 900 000 Euro werden. "Das ist ganz realistisch", sagt er.