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Mit 90 noch fit wie ein Turnschuh

Von IRIS LADEMANN 16.04.2009, 15:43

ZÖRBIG/MZ. - Denn ihr geht es heute, abgesehen von kleineren Wehwehchen, körperlich recht gut. Vor 17 Jahren sah das ganz anderes aus. Und sie ist froh und dankbar, dass sie mit ihren damaligen Beschwerden der Empfehlung ihrer Krankenkasse gefolgt sei. Denn sie hatte nicht nur zwei Knieoperationen hinter sich, sondern auch Probleme mit der Wirbelsäule. "Die Knochen habe ich mir im Beruf kaputt gemacht", sagt die einstige Hebamme, die nach eigenem Erzählen beim 5 000. Baby aufgehört hat zu zählen.

Umgesiedelt von Breslau über Tschechien, kam sie mit ihrer Familie 1946 in Zörbig an. 26 Jahre war sie damals und hatte noch keinen Beruf. Ihr Vater, erzählt Martha Achtzehn, ihrer liebenswerten Art wegen "Martchen" genannt, sei der Meinung gewesen, dass eine Frau keinen Beruf brauche, weil sie ja sowieso heirate, Kinder bekomme... Doch das hat der jungen Frau nicht gereicht. Sie wollte einen Beruf erlernen. Säuglingsschwester war ihr Traum aus frühester Jugend. Hebamme ist sie geworden. 1950 begann sie mit der Berufsausbildung. "Wenn ich so zurück schaue, würde ich in meinem Leben so manches anders machen - aber immer wieder Hebamme werden", ist sich Martha Achtzehn, verwitwete Münch, sicher.

Im Bitterfelder Krankenhaus absolvierte sie ein Praktikum und war anschließend frei praktizierend tätig. Ihre Laufbahn als leitende Hebamme begann 1960 in der Gerhardtschen Villa in Zörbig. Der gelbe Klinkerbau, in dem bis zum Zweiten Weltkrieg die Familie des einstigen Besitzers der Zörbiger Kandis- und Schokoladenfabrik wohnte, wurde Entbindungsstation und Gynäkologie. Nach wenigen Jahren erfolgte der Umzug dieser beiden Abteilungen nach Carlsfeld. Martha Achtzehn ging mit. In Zörbig zog die HNO-Klinik ein. Ihre letzten Berufsjahre, mit 66 war Schluss, arbeite sie im Wolfener Krankenhaus, wohin die Entbindungsstation umgezogen war.

Wenn die inzwischen fast 90-Jährige von ihrer beruflichen Laufbahn spricht, dann leuchten noch heute ihre Augen. Doch sie genieße auch den Ruhestand, obwohl ihr zweiter Ehemann ebenfalls verstorben ist. Zwei Kinder, vier Enkel und zwei Urenkel sind allerdings froh, dass die Oma noch so beweglich ist - Fahrrad fährt und regelmäßig im Fitness-Studio anzutreffen ist. Wird in der Gruppe geübt, will sie keine "Vergünstigungen". Sie zieht jede einzelne Übung der Rückengymnastik ebenso durch wie die weit jüngeren Teilnehmer.

Liane Kalis, die mit ihren Ehemann das Fitness-Studio in Zörbig vor 17 Jahren eröffnet hat, findet nur bewundernde Worte für "Martchen". Denn auch die Fitness-Geräte, an denen ebenfalls trainiert wird, sind der fast 90-Jährigen nicht fremd. "Und rein optisch sieht man Martchen ihr Alter schon gar nicht an", meint Liane Kalis. Was sie aber nicht als Schmeichelei verstanden haben möchte.