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Malerei Malerei: Tornado aus dem Farbtopf

Von Corinna Nitz 18.07.2002, 13:05

Wittenberg/MZ. - Jeden Mittwoch trifft sich Franz Janouschkowetz mit seinen Kumpels. Sie gehen "in die Gaststätte bei Eckhard" im Westen Wittenbergs, erzählt er und auch, dass er dort immer zwei Cola trinkt. Es wird geklönt über dieses und jenes. Gelegentlich guckt man mal aus dem Fenster raus.

Dann kommt es vor, dass man staunt, zum Beispiel "über diese Wolken", sagt Janouschkowetz und dehnt das "ie" länger als es ohnehin schon ist, bevor er im Staccato den 12. Juni Revue passieren lässt. Jenen Mittwoch, an dem sich ein Tornado eine Schneise durch Wittenberg schlug und eine Spur der Verwüstung zurück ließ.

Kurz nach acht Uhr abends stand Janouschkowetz fasziniert vor seiner Stammkneipe. "Die Wolken haben sich gedreht, Blitz und Donner, alles war eins", erinnert er sich. Noch nie zuvor habe er so etwas erlebt. Und dass Fachleute das dünne Ende des Trichters im Zentrum der Windhose Rüssel nennen, wusste er zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Ebenso wenig vermochte er sich wohl vorzustellen, was dieses Naturereignis in den kommenden Minuten anrichten wird. Jedenfalls sei er erst einmal nach Hause gegangen. Und überhaupt: "Dass hier so etwas passiert, konnte ich mir nicht vorstellen."

Dafür ist es ihm schließlich ganz gut gelungen, das Unvorstellbare auf ein Bild zu bannen. Kein Foto, das ist Janouschkowetz'' Sache nicht. Der 63-Jährige hat in die Farbtöpfe gelangt und den Tornado gemalt. "Aus der Perspektive der Möllensdorfer Straße", erklärt er und tippt auf das Bild, das im Vordergrund einen Acker zeigt, der auf der linken Seite vom grauen Band der Möllensdorfer Straße begrenzt wird. Eine Häuserzeile dahinter trennt das untere Drittel vom Rest des Werkes, das, natürlich, von der Windhose dominiert wird.

Als gelblich-weiße Sichel hat Janouschkowetz den Tornado dargestellt. Grau-schwarze Wolken schichten und wirbeln über die Fläche. Wie ein zarter Schleier legt sich graue Farbe auch über die kleinen Häuser und den Turm der weithin sichtbaren Schlosskirche. "Die Kirche sieht man wirklich so, wenn man von da oben kommt", sagt Janouschkowetz, der Wert darauf legt, die Dinge so konkret wie möglich zu zeigen. Früher einmal habe er, der Maler von Beruf war, sich auch mit expressiveren Malweisen befasst. Jedoch nur, weil der damalige Kursleiter das im Programm hatte. "Das war aber überhaupt nicht meine Richtung", bekräftigt er.

Wenn Franz Janouschkowetz heute etwas malt, zieht er sich in seinen Keller zurück. Der misst fünf mal vier Meter, verfügt über zwei Strahler, die gleichbleibendes Licht garantieren, und einen Tisch, auf dem die Ölfarben stehen und gearbeitet wird. Wie Janouschkowetz - der seine Tornado-Impression übrigens freundlicherweise der Wittenberger Lokalredaktion der Mitteldeutschen Zeitung übereignet hat - betont, zeichnet und malt er jede Nacht. "Immer von 23 Uhr bis zwei Uhr morgens." Nur selten jedoch mögen es so spektakuläre Motive sein wie jene vom Wirbelsturm über der Lutherstadt.