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Lebensretter per App Lebensretter per App: Katretter sollen auf freiwilliger Basis den Rettungsdienst in Anhalt-Bitterfeld ergänzen

Von Ulf Rostalsky 23.11.2019, 11:00
Chefarzt Anwar Hanna (l.) hat die Einführung des Katretter-Systems federführend begleitet. Beim Startschuss war Landrat Uwe Schulze (r.) dabei.
Chefarzt Anwar Hanna (l.) hat die Einführung des Katretter-Systems federführend begleitet. Beim Startschuss war Landrat Uwe Schulze (r.) dabei. Kehrer

Bitterfeld - Das Helfersystem „Katretter“ ist ab sofort für den gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld verfügbar. „Ein wichtiger Meilenstein“, betont Anwar Hanna. Der Kardiologe ist Chefarzt am Zentrum für Innere Medizin des Gesundheitszentrums Bitterfeld/Wolfen, hatte die Einführung der Katretter-App federführend begleitet und die seit Juli laufende Pilotphase betreut.

„Katretter“ soll keine bestehenden Rettungsdienststrukturen in Frage stellen oder gar ersetzen. Das System ist als zusätzliches Rad in einem großen Getriebe gedacht. Die Idee: Freiwillige mit Kenntnissen in Erster Hilfe sind praktisch flächendeckend vorhanden. Sie lassen sich registrieren und werden bei Bedarf via Smartphone und App von der Leitstelle über Notfälle in der Nähe aufmerksam gemacht. Nehmen sie den Auftrag an, erhalten sie die konkrete Adresse des Einsatzortes. Damit sind sie mitunter noch schneller vor Ort als Rettungssanitär und Notarzt.

Alles geschieht freiwillig, niemand muss zwingend agieren

Die haben im Land laut Gesetz nach Eingang des Notrufs zwölf Minuten Zeit bis zum Eintreffen am Ereignisort. Das ist gerade auf dem flachen und dünn besiedelten Land eine Herausforderung und ein Problem. Drei bis fünf Minuten nach einem Herzstillstand sind die ersten Hirnzellen irreparabel zerstört. Nach zehn Minuten gehen die Überlebenschancen des betroffenen Menschen gen Null. „Zeit ist Herz und Leben“, erklärt Chefarzt Hanna und wirbt für die Registrierung bei Katretter.

Alles geschieht freiwillig, niemand muss zwingend agieren, wird er über einen Notfall informiert. Er kann es aber, da er die Kenntnis davon hat. Annemarie Anton hat einen solchen Fall bereits erlebt. Sie arbeitet im Bitterfelder Klinikum, ist schon im Juli Katretter-Helfer geworden, war bereits im Einsatz. Auch wenn sie im konkreten Fall leider nicht mehr helfen konnte, ist die junge Frau vom neuen System überzeugt. „Ich habe eine Ausbildung, war in der Nähe. Warum sollte ich mein Wissen nicht zur Verfügung stellen?“ Die Auffassung teilen 50 registrierte Helfer. An sie gingen in der Pilotphase elf Alarmierungen. Zweimal waren die Helfer tatsächlich vor Ort.

Als Helfer kann sich jeder Erwachsene registrieren lassen

Als Helfer kann sich jeder Erwachsene registrieren lassen. Grundkenntnisse in Erster Hilfe sind wünschenswert, aber nicht zwingend nötig. Helfer werden bei Bedarf kostenfrei durch den DRK-Kreisverband geschult. Sie erhalten außerdem eines von 200 durch den Lions-Club zur Verfügung gestellten Ersthelfer-Sets mit Handschuhen, Beatmungshilfen und Desinfektionsmittel.

Das System Katretter wurde im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Zusammenarbeit von Gesundheitszentrum Bitterfeld/Wolfen, dem Fraunhofer Institut Fokus, dem Deutschen Roten Kreuz und mit Unterstützung durch den Lions Club Bitterfeld eingeführt. (mz)

Informationen zum System Katretter unter www.anhalt-bitterfeld.de/de/katretter.html.

200 dieser Ersthelfer-Sets stellte der Lions Club zur Verfügung.
200 dieser Ersthelfer-Sets stellte der Lions Club zur Verfügung.
André Kehrer