Langer Weg zum Naherholungsgebiet
Zscherndorf/MZ. - Diese Aufgabe hat Ende des Jahres 1995 die Mitteldeutsche Umwelt- und Entsorgung GmbH (MUEG) übernommen. Noch heute arbeiten die Mitarbeiter des Unternehmens mit ihren schweren Geräten daran, die Zscherndorfer Uferregion der Postgrube vor Ausspülungen und dem Abrutschen ganzer Böschungsbereiche zu retten. Ziel ist es, den Uferbereich der Postgrube für die Bevölkerung gefahrlos zugänglich zu machen und zu begrünen.
Ansätze dazu sind jetzt bereits zu sehen. Vielleicht wird die Postgrube irgendwann sogar einmal ein Naherholungsgebiet. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Die Zscherndorfer müssen wohl noch zwei bis drei Jahre mit den Baggern und den Sicherheitszäunen leben. So lange, schätzt der Betriebsbereichsleiter Bitterfeld der MUEG, Harry Ulbrich, wird die Sanierung der Grube mindestens dauern.
Etwa 350 000 bis 360 000 Tonnen so genannten Auffüllmaterials müssen bis dahin terrassenförmig an den Böschungen befestigt werden. Derzeit seien es 120 000 Tonnen Bauschutt, die jährlich von Firmen und verschiedenen Baustellen der Region nach Abbrucharbeiten angeliefert werden. "Das sind im Wesentlichen Beton, Ziegel, Mauerwerk, Bodenbauschutt und Bodenaushub", berichtet Ulbrich.
Für die Entsorgung des Bauschutts müssen die Anlieferer zahlen. Über diese Einnahmen finanziert sich die MUEG. Das Unternehmen ist 1990 aus der Mitteldeutschen Braunkohle Verwaltungs GmbH hervorgegangen und hat sich inzwischen zu einem Entsorgungs-Fachbetrieb entwickelt. "Wir beteiligen uns an Ausschreibungen, nehmen das Material zu einem gewissen Preis an", sagt Ulbrich.
Eine Förderung der öffentlichen Hand für die Sanierung des 1945 geschlossenen Tagebaurestloches gibt es Ulbrich zufolge nicht. Zwar habe es Mitte der neunziger Jahre eine öffentliche Anschubfinanzierung gegeben und bis zum Jahr 2002 hätten Hilfskräfte der Kommune die Mitarbeiter der MUEG bei den Arbeiten unterstützt. Doch dann war Schluss. Heute werkeln nur noch zwei Beschäftigte der Firma an der Postgrube, die offiziell den poetischen Namen "Vergissmeinnicht" trägt. Ihren Beinamen bekam sie vom Volksmund wegen des Postgebäudes, das einst an dem Tagebaurestloch lag.
Etwa eine Million Tonnen Bauschutt sind im Laufe der vergangenen zehn Jahre bereits an der Postgrube verkippt und an den Böschungen fachmännisch befestigt worden. Auf diese Art wurde dem See, der an manchen Stellen bis zu 21 Meter tief ist, einst durch Erosion verlorenes Land wieder abgerungen. Mehrere Anwohner bekamen dadurch Teile ihres Grund und Bodens zurück. Mehr als Gartenbau ist allerdings auf dem noch immer leicht instabilen Untergrund nicht möglich. Dennoch sind die Zscherndorfer mit ihrer Postgrube nie so richtig warm geworden. So gab es stets Gerüchte, wonach kontaminierte Schwellen zur Befestigung der Böschung verwendet wurden. Ulbrich wehrt sich vehement gegen diese Vorwürfe. "So etwas kommt hier nicht rein", sagt er. Dafür müssten zum einen die Anlieferer selbst sorgen und dies mit ihrer Unterschrift bezeugen. Zum anderen gebe es die visuellen und Geruchskontrollen der MUEG-Mitarbeiter, wenn der Bauschutt vor Ort zwischengelagert wird. Schließlich nehme ein unabhängiges Labor monatlich Proben von verschiedenen Stellen, die dann auf ihre Umweltverträglichkeit untersucht würden.
Dennoch bleibt bei den Anwohnern Skepsis zurück. So mancher von ihnen kippt seinen Müll oder seine ausrangierten Grünpflanzen hinter den Sicherheitszaun - sehr zum Ärger der Mitarbeiter, die den Unrat beseitigen müssen. Ulbrich ist sauer darüber. Doch er weiß, dass eine Anzeige beim Ordnungsamt nichts bringt, solange der Verursacher nicht auf frischer Tat ertappt wird.