Lag Erkrankung vor? Lag Erkrankung vor?: Bitterfeld-Wolfen bekommt Corona-Teststation für jedermann

Wolfen - Wer wissen will, ob er bereits mit dem neuartigen Corona-Virus infiziert war, kann sich ab kommender Woche in Bitterfeld-Wolfen ganz unbürokratisch testen lassen – auf eigene Rechnung: Der Sanitätsdienst RettMedic hat dafür eine eigene Teststation zur Blutabnahme eingerichtet.
„Ziel ist die Gewissheit, ob eine - eventuell symptomlose - SARS-CoV-2-Erkrankung vorlag“, erklärt RettMedic-Inhaber Tobias Fischer. Der Befund kommt dann wenige Tage später per Post.
Bis mindestens Ende Juli sollen die Tests täglich von Montag bis Sonntag durchgeführt werden: „Wir rechnen mit etwa 100-150 durchgeführten Tests pro Tag.“ Bislang werden die Kosten dafür allerdings nicht von der Krankenkasse getragen, ein Test in Wolfen kostet 40 Euro.
Testlabor spricht von einer Genauigkeit des Corona-Tests von 99,6 Prozent
„Das setzt sich aus den Gebühren von 25 Euro für das Labor sowie den Kosten für Personal und Logistik zusammen“, erklärt Fischer, „und einen Euro davon wollen wir an die Jugendfeuerwehren im Landkreis Anhalt-Bitterfeld spenden“, diese bekämen ohnehin zu wenig Aufmerksamkeit.
Durchgeführt werden die sogenannten Immunglobulin-G-Antiköpertests - kurz IgG – nach der Blutabnahme dann vom Tübinger Biotechunternehmen CeGaT. Dort geht man von einer Genauigkeit der Tests von mindestens 99,6 Prozent aus: „Der Test, den wir einsetzen, wurde vorher an 1.344 Blutspenden aus dem vergangenen Jahr getestet“, erklärt der Leiter für Vertrieb und Marketing, Dr. Stefan Griesbach. Da es das Virus damals beim Menschen noch nicht gab, dienen diese als Kontrollgruppe.
Darunter gab es nur fünfmal einen falsch-positiven Befund. „Wichtig ist nur, dass die vermutete Erkrankung schon mindestens drei bis vier Wochen zurückliegt.“ Erst dann sei die Antikörper-Konzentration gegen das neuartige Corona-Virus im Blut so hoch, dass sie sich sicher nachweisen lasse.
Arzneimittelkommission warnt: Testergebnis könnte zu einer falschen Sicherheit führen
„Aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es in der Medizin sowieso nicht“, warnt Griesbach. „Es gibt einige Studien, die darauf hindeuten, dass die Antikörper eine Immunität vor einer Neuinfektion bewirken“, eine abschließende Gewissheit sei das nach aktuellem Stand der Forschung aber nicht. So sieht es bislang auch das Robert Koch-Institut als zuständige Bundesbehörde.
Auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) rät in einer Mitteilung von Anfang April zur Vorsicht: Aufgrund der schnellen Entwicklung der Antikörpertests könne es zu falsch-positiven oder -negativen Ergebnissen kommen, auch Kreuzreaktionen auf ältere harmlosere Corona-Viren seien möglich. Das könne wiederum zu einer falschen Sicherheit führen, man sei immun. Die höchse Sicherheit würden laut Deutschem Ärzteblatt nur teure und aufwändige Neutralisationstests liefern. „Goldstandard“ bleiben demnach zunächst die Akuttests, die das Virus und nicht die Antikörper nachweisen.
Einen Akuttest kann aber nur eine aktuelle Erkrankung mit dem neuartigen Corona-Virus nachweisen und ersetzt die Aktion in Bitterfeld somit auch nicht. Nach einer Verordnung durch Gesundheitsminister Jens Spahn können diese Tests aber ab sofort auf Kosten der Krankenkassen beim Hausarzt oder weiter nach Anweisung vom Gesundheitsamt an den bekannten Abstrichstellen durchgeführt werden - auch ohne vorherige Symptome.
„Jeder kann zu den Öffnungszeiten ohne Anmeldung zu uns kommen und wird getestet“
Tobias Fischer von RettMedic hofft trotzdem, vielen Menschen damit helfen zu können: „Ich bekomme schon jetzt täglich Anrufe, ob man sich dafür anmelden muss.“ Aber da kann er beruhigen: „Jeder kann zu den Öffnungszeiten ohne Anmeldung zu uns kommen und wird getestet.“
Die Bitterfelder-Wolfener Teststation öffnet ab dem 15. Juni 2020 täglich von 9-18 Uhr in der Edisonstraße 3 in 06766 Bitterfeld-Wolfen.