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Kunst mit Kettensägen in Tornau Kunst mit Kettensägen in Tornau: Heidemichel ganz aus Holz

Von Gerd Naumann 01.08.2004, 16:45

Tornau/MZ. - Ja er lebt noch, der alte "Heidemichel". Zumindest in der phantasievollen Skulptur des Hobby-Holzgestalters Roland Karl, der mit seinen 30 Kollegen seit dem frühen Sonnabendmorgen das lauschige Hammerbachtal hinter Weichers Mühle mit dem ohrenbetäubenden Gedröhn dutzender Kettensägen erfüllte und mit diesem Spektakel alljährlich tausende Besucher aus nah und fern anzieht.

Wieder einmal hatten die Veranstalter vom Verein Dübener Heide und der Gemeinde Tornau auch mit dem Wetter großes Glück. Petrus schickte Sonne satt und den Holzbildhauern aus ganz Deutschland, Irland, Großbritannien, Island und Polen floss der Schweiß in Strömen, während sie ihre ungewöhnlichen Bearbeitungsgeräte formend an die von ihnen vorher mit Bedacht ausgewählten Stämme führten, dass die Späne nur so stoben. Gleichsam dem toten Holz mit ihren Skulpturen neues Leben einhauchend frästen sich mit jedem Druck der geschickten Hände die knatternden Motorsägen wie gefräßige Nager in das Material. Ein Vergleich mit dem Wappentier der Dübener Heide, Biber "Dübi", und seiner Lieblingsbeschäftigung drängte sich geradezu auf und war wohl auch gewollt, wenn schon der fleißige Burgenbauer und "Bäumeraspler" in Fragen Kreativität längst nicht denen das Wasser reichen kann, die sich nun schon zum fünften Mal in Tornau versammelt hatten. An eben jenem Ort, wo schon zu Beginn der 90-er Jahre Heidemaler Wolfgang Köppe mit britischen Studenten den heutigen Holzskulpturenwettbewerb das Gepräge gab. Seit drei Jahren vergibt der Gründungsvater persönlich den von ihm gestifteten Köppe-Preis für außergewöhnliche Skulpturen.

Daneben wetteifern die Holzkünstler, zu denen sich auch wieder durchreisende Zimmerleute gesellt hatten, in drei Kategorien um die Preise. Am Sonnabendnachmittag schlug die Stunde der Wahrheit. Bis dahin hatten die Berufs- und Hobbyholzbildhauer das Thema ihres Kunstwerkes zu bestimmen und mit der Ausführung zu beginnen. So fanden Regina Mücke und Angelika Randow vom Verein Dübener Heide bei ihrem Listungsrundgang bereits bei den meisten Bildhauern schon die erkennbare plastische Umsetzung der Idee vor. Der in gebeugter Haltung kauernde "Heidemichel" hatte mit dem Schnitzer Troll von David Lannig, dem Moorkobold von Frank Müller oder der Kräuterhexe von Dieter Krüger etliche, oft kuriose Brüder und Schwestern.

Neben Tier-Motiven wagten sich die Künstler auch an lyrische Themen wie Sebastian Seifferts Umsetzung des Schwanenkönigs von "Karat" oder Joachim Fabers "Zwei sich Liebende". Am Ende überzeugte in der Kategorie Jugend Steffen König. Bei den Berufskünstlern gelang Sebastian Seiffert das beste Ergebnis. Und bei den Hobbybildhauern stand Jens-Michael Pechthold am höchsten in der Gunst der Gäste. Den Köppe-Preis errangen Steffen König und Alf Kampfmeier.