Kulturmonument Kulturmonument: Ältestes Wegebaudenkmal Sachsen-Anhalts
zörbig/radegast/MZ. - Ein gar stattliches Denkmal von rund zehn Metern Höhe und einer Sockellänge von gut anderthalb Metern erhebt sich an der einstigen Bundesstraße 183, aus der seit dem Neubau der Umgehungsstraße 1997 ein kombinierter Reit-, Rad- und Wanderweg zwischen Zörbig und seinem Nachbarort Radegast wurde.
Inzwischen ist der "Theure Christian", wie das Monument im Volksmund heißt, mit seinen 325 Jahren das älteste Wegebaudenkmal Sachsen-Anhalts. Doch dass es heute noch steht, ist nicht zuletzt einer Handvoll geschichtsinteressierter Radegaster zu verdanken.
"Nachdem das Denkmal die Jahrhunderte mehr oder weniger schadlos überlebt hatte, bekam es am 5. Mai 1990 fast den Todesstoß", erinnert sich Werner Hellmich, Vorsitzender des örtlichen Heimat- und Trachtenvereins. "Ein Schwerlasttransporter hatte das auf der Fuhnebrücke stehende Denkmal bis auf das Fundament umgerissen." Um alle Fragmente des Sandsteinobelisken zu sichern, habe er damals sofort eine Interessengemeinschaft ins Leben gerufen und seine Garage leergeräumt. Denn: "Die Souvenirjäger waren schon unterwegs."
Der heute 73-Jährige, zum damaligen Zeitpunkt Stadtrat für Bauwesen in Radegast, organisierte den Wiederaufbau. Historische Fotos halfen dabei. Und so war bereits im Dezember des gleichen Jahres der "Theure Christian" wieder auferstanden, woran auch eine Gedenktafel erinnert.
Seither pflegt der Verein um Werner Hellmich das Denkmal, das in regelmäßigen Abständen von Graffiti-Sprayern heimgesucht wird. "Ich weiß gar nicht, wie oft wir schon den unteren Teil des Denkmals überstrichen haben." Doch zum Jubiläum, das voraussichtlich im Sommer feierlich begangen wird, sollen auch die gegenwärtigen Graffitispuren beseitigt sein.
Von der neuen B 183 aus, die fast parallel zum heutigen Wanderweg verläuft, ist der aufgeschüttete Damm, der links und rechts von Alleebäumen gesäumt ist, gut zu erkennen. "Dabei handelt es sich um einen Straßenbau, der vor mehr als 300 Jahren vorgenommen wurde." Brigitta Weber, die Leiterin des Zörbiger Heimatmuseums, erzählt weiter, dass es ein sehr wichtiges Stück Straße gewesen sei
Um diese Zeit bekam das damals sächsische Land einen neuen Herren: den Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg. Dieser habe sein Hauptaugenmerk auf die Hebung der Landwirtschaft, die Belebung des Verkehrs, die Verbesserung der Straßen, die Ausbesserung und den Wiederaufbau unter seiner Hoheit stehender Gebäude gerichtet.
"In sein Straßenerneuerungsprogramm, würde man heute sagen, fiel auch das Teilstück der bedeutsamen Handelsstraße, die das sächsische Zörbig mit dem anhaltischen Radegast verband und durch die sumpfige Fuhneniederung führte", so die Historikerin.
Mit der Entlastung des Fuhnedamms durch die Umgehungsstraße ist es auch um den "Theuren Christian" stiller geworden, was dem 325 Jahre alten Kulturdenkmal entgegenkommt. Weit ab vom fließenden Verkehr werde ihn ganz bestimmt kein Schwertransporter mehr vom "Sockel" heben.