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Kulturhaus Wolfen Kulturhaus Wolfen: Alte Stühle kommen raus

Von stefan schröter 09.04.2014, 19:02
Die Sitzmöbel im großen Kulturhaus-Saal haben ausgedient.
Die Sitzmöbel im großen Kulturhaus-Saal haben ausgedient. archiv/kehrer Lizenz

Wolfen/MZ - Im Veranstaltungsplan des Wolfener Kulturhauses herrscht von Juni bis September gähnende Leere. Nur ein Konzert-Termin steht im August auf dem Plan. Aber der Auftritt der Big Band Wolfen wird auf dem Vorplatz des Städtischen Kulturhauses stattfinden. Im großen Saal hätte das Publikum während der langen Sommerpause im wahrsten Sinne des Wortes keinen Platz. Denn die Stadt Bitterfeld-Wolfen lässt ab Ende Mai die alten Stühle durch neue austauschen.

Ganz richtig ist die Aussage jedoch nicht, dass es zeitweise keinen Platz mehr im Großen Saal des Kulturhaus geben wird. Denn lediglich die Stühle aus dem Parkett werden getauscht. „Den Rang hätten wir gerne auch gemacht, aber dafür reichen die finanziellen Mittel nicht aus“, bedauerte Stefan Hermann, Geschäftsbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauwesen, der das Vorhaben am Mittwoch Medienvertretern vorstellte.

„Durchgesessen war gestern“

Vor drei Jahren hatte die Stadt Bitterfeld-Wolfen eine Aktion unter dem Namen „Durchgesessen war gestern“ gestartet. Dabei konnten Liebhaber für 299 Euro eine Stuhlpatenschaft für ein neues Sitz-Exemplar im Saal des Kulturhauses übernehmen. Es winkte als Gegenleistung eine namentliche Erwähnung auf der Neu-Installation. Dieses Vorhaben entwickelte sich für die Stadt jedoch zum Flopp, sodass jetzt nicht der komplette Saal neue Stühle bekommen kann. Anfang 2012 konnte die Stadt noch stolz die 100. Stuhlpatenschaft verkünden, danach wurde es ruhiger um die Aktion.

Die damals noch angestrebten weiteren 500 Patenschaften sind klar verfehlt worden. Vor einigen Monaten hieß es in einem Papier der Stadt: „Trotz des hervorzuhebenden Engagements konnte bisher aus dem Projekt ,Stuhlpatenschaften’ ,nur’ ein Beitrag von zirka 50.000 Euro eingenommen werden.“ Insgesamt können aber maximal 500 000 Euro für die Sanierung des Saals ausgegeben werden. Ein neuer Boden soll verlegt werden, ein neues Lüftungssystem installiert und neue Elektronik eingebaut werden. Doch nach Abzug der Fördermittel bei der Neu-Bestuhlung zeichnet sich eine Finanzlücke von rund 200.000 Euro ab, weshalb beim größten Posten – der Bestuhlung – jetzt der Rotstift angesetzt wird.

Daran sind auch die raren Stuhlpatenschaften schuld. „Die Aktion war nicht so erfolgreich wie geplant“, gab Hermann gestern zu. Immerhin werden einige stark gealterte Stühle aus dem Rang mit noch soliden Exemplaren aus dem Parkett ausgetauscht, so der Geschäftsbereichsleiter. Die übrigen Klappsitze aus dem Parkett gehen entweder in den Privatbesitz von Spendern oder sie wandern in den Müll. Die Stadt will sie aus Fairnessgründen nicht verschenken, da sich einige Liebhaber gegen einen Obolus bereits alte Modelle gesichert haben.

„Wir nehmen immer noch Spenden an“

Wer es ihnen gleichtun möchte, könne zum Beispiel einen Stuhl für einen Preis von 49 Euro haben. Diese Summe warf Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) bei einem Presse-Treffen in den Raum. Auch Hermann sagte: „Wir nehmen immer noch Spenden an.“

Am 26. Mai ab 10 Uhr will die Stadt mit der Demontage der alten Sitzmöbel beginnen. Spender können sich dann die ausgedienten Stücke mitnehmen. „Beim Abschrauben helfen wir, beim Wegtransport aber nicht mehr“, scherzte Hermann.

Die Bauzeit dürfe maximal vier Monate dauern. Dabei sei ein Zeitpuffer bereits eingerechnet. „Denn bei einer Rekonstruktion kennt man ja nicht alle Tücken“, so Hermann. Spätestens am 3. Oktober sollte der letzte Schraubenzieher aus dem Großen Saal verschwunden sein. Denn dann präsentiert Jürgen Karney „BONG“ und die Stars aus der DDR der 80er Jahre. Wer dann noch in den alten Stühlen sitzen möchte, der sollte einfach im Rang Platz nehmen.