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Krina Krina: Kirchenkrone hängt mit 54 Tonnen am Kranhaken

Von Ulf Rostalsky 08.03.2013, 19:16
Steffen Zacher und Marco Christmann passen die stählerne Unterkonstruktion an.
Steffen Zacher und Marco Christmann passen die stählerne Unterkonstruktion an. ROSTALSKY Lizenz

Krina/MZ - In luftiger Höhe lassen Steffen Zacher und Marco Christmann ihre Muskeln spielen. „Ein guter Zimmerer hat immer eine Flex dabei“, meinen sie und hantieren an der Stahlkonstruktion, die die komplette Turmhaube der Krinaer Kirche trägt. Noch einmal muss der Kran ran, dann ist die Welt wieder in Ordnung. „Passt.“ Die Kirche hat ihre Krone wieder.

Im Spätsommer 2012 war die mehr als fünf Tonnen schwere Konstruktion komplett abgenommen worden, um Baufreiheit am eigentlichen Turm zu schaffen. Denn der war im Lauf der Jahrhunderte komplett aus dem Lot geraten. „Ein schiefer Turm von Krina“, sagt Pfarrer Albrecht Henning, der am Donnerstag hautnah dabei war am Geschehen.

Henning schoss Fotos, plauderte. „Die Laune ist bestens“, bekräftigte der Mann, der gerade in Krina die Tücken der Sanierung betagter Bauten erleben musste. Denn man ist mächtig in Zeitverzug geraten. Geplant war, die Arbeiten am Turm noch vor dem Winter abzuschließen. Daraus wurde aber nichts. Die hölzerne Fachwerkkonstruktion hatte unter Wind und Wetter stärker gelitten als angenommen. Komplett erneuert werden musste außerdem die Eindeckung der abgenommenen Turmhaube. „Das hatten wir so überhaupt nicht vor“, erinnert der Pfarrer.

150 000 Euro wird die Instandsetzung des Kirchenturmes kosten, wenn sie in Gänze abgeschlossen ist. Bis dahin werden jedoch noch einige Wochen ins Land gehen. Denn noch muss das ausgemauerte Fachwerk verputzt und gemalert werden. Verglichen mit den bereits erledigten Arbeiten ist das jedoch ein eher bescheidenes Pensum. Unter Regie des halleschen Architekten Peter Girke wurde in Krina praktisch der ganze Turm neu aufgebaut. „Ordentlich“, sagt der Fachmann und blickt in luftige Höhe zur Bekrönung.

Auch die ist einer Frischzellenkur unterzogen worden. „Ich habe sie neu vergoldet und mit neuer Wetterfahne versehen“, erklärt Metallbauer Jörg Otto, der kurz vor dem Anheben der Turmhaube noch Dokumentenhülsen verlöten und in der Kugel der Krone versenken durfte. „Wir haben die alten Dokumente wieder hineingegeben“, bestätigt Albrecht Henning. Dazu kamen die aktuelle Ausgabe der Mitteldeutschen Zeitung, eine Liste beteiligter Firmen sowie eine Beschreibung der Bauarbeiten und der Gemeinde.

Die hat sich besonders stark engagiert für den Turmbau. Mehr als 30 000 Euro wurden für die Kirche gesammelt. Mit Kirchenkalendern und Karten wurde um Spenden gebeten. Es gab Konzerte, Kaffeenachmittage, Sammlungen im Ort. Das Geld reicht für mehr als nur den Eigenanteil bei der Turmsanierung. 17 000 Euro muss die Gemeinde dafür aufbringen. Der Rest soll Anschubfinanzierung für die Instandsetzung des Kirchenschiffs sein und möglich machen, dass die Glocken wieder im Turm läuten können.

Die beiden mehrere hundert Jahre alten Bronzeexemplare wurden am Donnerstag bereits in den Turm gehoben. Bevor sie dort ihren Dienst verrichten können, müssen Glockenstuhl, Joch und Klöppel erneuert werden. Hierfür sind weitere 18 000 Euro veranschlagt. „Ich hoffe, dass sie Ostern läuten.“ Das Staunen über den ehrgeizigen Zeitplan wischt Albrecht Henning beiseite. „Man darf doch hoffen.“

Die Handwerker bekommen von diesen Vorstellungen erst einmal wenig mit. Mit schwerem Gerät verankern Steffen Zacher, Marco Christmann und Kollegen die Turmhaube. Der Kran kann eingefahren werden. Die Haube hält, die Kirche hat ihre Krone wieder. Beifall im Kirchgarten ist erlaubt.

Mit schwerer Technik wurde die 5,4-Tonnen-Konstruktion in die Höhe gehievt. Der Turm hat seine Haube wieder zurück.
Mit schwerer Technik wurde die 5,4-Tonnen-Konstruktion in die Höhe gehievt. Der Turm hat seine Haube wieder zurück.
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Die alten Bronzeglocken stehen noch auf dem Boden.
Die alten Bronzeglocken stehen noch auf dem Boden.
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