Krafttraining statt Couch? Krafttraining statt Couch?: Fitnessstudios in Bitterfeld-Wolfen vermiest die Pandemie die Hauptgeschäftszeit

Wolfen - Das neue Jahr ist eingeläutet, die guten Vorsätze sind gefasst. Und für eine Branche beginnt mit dem Januar normalerweise die geschäftigste Zeit. Fitnessstudios sollten dieser Tage eigentlich in ihre Hochsaison starten.
Doch wegen der Corona-Pandemie drohen die Einnahmen aus der Hauptgeschäftszeit in 2021 wegzubrechen. Um mögliche Ansteckungswege zu reduzieren, mussten die Sportstätten mit der jüngsten Eindämmungsverordnung im Dezember erneut schließen - vorerst bis zum 10. Januar, womöglich länger.
Das bekommen auch Studios vor Ort zu spüren. „Für uns ist es eine Katastrophe, dass im Januar und Februar zugemacht wird“, sagt Matthias Soltischek, Geschäftsführer vom „Injoy“ in Wolfen. Zu Jahresbeginn würden besonders viele neue Mitgliedschaften abgeschlossen. Diese seien wichtig für den Verlauf des gesamten Jahres.
Einige Studios versuchen trotz Corona-Kontaktsperren einen Rumpfbetrieb anzubieten
Und nach über vier Monaten Corona-Zwangspause in 2020 sei man ohnehin in einer schwierigen Situation. Einige Studios versuchen deshalb, trotz Corona-Kontaktsperren einen Rumpfbetrieb anzubieten. So hat das Bitterfelder Sportshouse einzelne Bereiche isoliert, in denen Mitglieder nach Terminabsprache und ohne Umkleide- oder Duschmöglichkeiten allein trainieren können.
„Von einer Wiedereröffnung kann man allerdings nicht sprechen“, sagt Christian Heßler, einer der beiden Sportshouse-Inhaber. Das Bitterfelder „FitInn“ geht ähnlich vor. Der Wolfener „Relaxpoint“ hingegen bleibt zunächst geschlossen - genau wie das Bitterfelder Sportstudio Schweiger. Auch das „Injoy“ geht einen anderen Weg. Die Wolfener setzen auf digitale Angebote. Mitglieder könnten über die Webseite rund 1.000 Trainingsvideos beziehen, erklärt Soltischek.
„Von Rücken- bis Cardio- oder Bauchtraining“. Außerdem werden Kurse über die Videokonferenz-Plattform Zoom angeboten. Der jeweilige Trainer macht die Übungen dabei im Studio vier, Mitglieder können sie daheim vorm eigenen Bildschirm in Echtzeit nachmachen. Im Januar soll das Angebot nun noch ausgebaut werden. Das Injoy will persönliche Beratungen per Videochat anbieten.
Man kämpfe weiter mit überholten Vorstellungen vom Fitnessstudio als „Muckibude“
Auch Vorträge zu Gesundheitsthemen soll es geben. „Das ersetzt natürlich nie einen Gruppenkurs zum Abnehmen“, sagt Soltischek. „Aber es ist eine Möglichkeit, trotzdem dran zu bleiben“. Dass die Sporthäuser und ihre Mitglieder während der Corona-Pandemie überhaupt derart ausweichen müssen, sieht der „Injoy“-Geschäftsführer kritisch.
Man kämpfe weiter mit überholten Vorstellungen vom Fitnessstudio als „Muckibude“, in der junge Muskelpakete ihren Körper stählern. Das „Injoy“ habe sich aber eher auf Gesundheitssport für die ältere Zielgruppe spezialisiert. „Wir bewahren die Leute vorm Pflegeheim“, sagt Soltischek.
Vor allem Kraft-, Beweglichkeits- und Herzkreislauftraining seien im Alter wichtig. Deshalb könne der regelmäßige Gang ins Fitnessstudio gerade in der Corona-Pandemie helfen, ältere Menschen vor dem Virus zu schützen. „Muskeltraining ist der Schlüssel, um die Risikogruppe zu minimieren“, meint der Geschäftsführer. Eine gestärkte Muskulatur halte das Immunsystem im fortgeschrittenen Alter widerstandsfähig. Die nun entstandene Bewegungspause sei da kontraproduktiv. Muskeln und Fähigkeiten bildeten sich schon nach rund zwei Wochen ohne Training zurück.
„Solange die Zahlen nicht runtergehen, werden wir nicht öffnen dürfen“
Zumindest in den Fitnessstudios wird ebendieses Training aber womöglich noch eine ganze Zeit nicht oder nur eingeschränkt möglich sein. Soltischek rechnet damit, dass der Betrieb wegen anhaltender Corona-Infektionen im Land vielleicht erst gen Frühjahr wieder normal läuft. „Solange die Zahlen nicht runtergehen, werden wir nicht öffnen dürfen“, meint er.
Bis dahin müssen die Sporthäuser also versuchen, ihre eigentlich Hochsaison mit kreativen Lösungen zu retten - und hoffen, dass der Kundenstamm trotz Zwangspause bei der bei der Stange bleibt. „Selbst wenn viele überbleiben sollten, wird das im nächsten Jahr sicher Spuren hinterlassen“, sagt Soltischek. Geplante Investitionen oder Neueinstellungen könnten ausfallen. (mz)