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Kopfsteinpflaster in Zschepkau Kopfsteinpflaster in Zschepkau: Dorfstraße als gefährliches Pflaster

Von Sylvia Czajka 16.07.2013, 16:57
Anwohner demonstrieren den schlechten Zustand der Pflasterstraße.
Anwohner demonstrieren den schlechten Zustand der Pflasterstraße. André Kehrer Lizenz

zschepkau/MZ - Das Kopfsteinpflaster der Dorfstraße von Zschepkau schlängelt sich etwa 500 Meter durch den kleinen Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen. Böse Zungen behaupten, die Straße sei so alt wie der Ort. Nämlich: 857 Jahre. Mit dem Alter der Straße können die Anwohner gut leben. Schließlich unterstütze sie den dörflichen Charakter. Trotzdem sind die Zschepkauer sauer. Denn etliche Pflastersteine sind locker und werden immer häufiger zu gefährlichen Geschossen.

Hans-Peter Freyer und seine Frau Marita werden nachts oft durch lautes Krachen aus dem Schlaf gerissen. Dann haben Autos wieder Teile des Kopfsteinpflasters aufgewirbelt, die dann gegen das Hoftor oder gegen die Fensterscheiben knallen. Freyers Nachbarn mussten wegen der Schäden schon den Glaser bemühen. Dieter Möbius hat die Geschosse gleich mal zusammengepackt - sorgfältig in Plastiktüten. „Sie dienen als Beweis“, sagt er.

Solch ein Pflasterstein misst etwa 15 mal zehn Zentimeter. Wie er zum gefährlichen Geschoss wird, das haben auch Ilona und Erhard Mädchen schon miterlebt. Seit mehr als 40 Jahren wohnen sie in Zschepkau. „Muss denn erst etwas passieren, bevor gehandelt wird?“, fragen sie und schildern, wie Autos oder Lastwagen, die über die Straße donnern, dem Kopfsteinpflaster Leben einhauchen. „Die meisten Fahrzeuge sind hier schneller als mit 50 Kilometern pro Stunde unterwegs“, erklärt Ramona Möbius. Sie fordert, dass als erste Maßnahme in der Straße Tempo 30 oder noch weniger ausgewiesen werden müsste. „Denn so, wie jetzt die Lage ist, wird unsere Straße zur Gefahr.“ Manchmal wackele sogar die ganze Bude.

Auch Ortsbürgermeisterin Barbara Schwarz ist mit dem Pflaster-Problem vertraut. Auf jeder Sitzung des Ortschaftsrats sei es Thema. „Jetzt muss bald etwas passieren. Wir warten schon so lange“, fordert sie von der Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen.

Die will nun endlich reagieren. „Es ist zeitnah eine punktuelle Gefahrenabwehr geplant“, teilt Stadtsprecher Michael Mohr mit. So sollen die größten Löcher in der Bepflasterung verschlossen werden. Diese Baumaßnahmen sollen um die zweiten Augustwoche herum, also etwa ab dem 5. August, beginnen. „Außerdem wurde eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde beantragt“, erklärt Mohr weiter. Doch das sind nur Sofortmaßnahmen. Die Stadt arbeitet laut Mohr auch an einer nachhaltigen Lösung. Diese werde jedoch dadurch erschwert, dass an der Straße nur punktuelle Straßenentwässerungen vorhanden sind. „Deshalb müssen wir langfristig an einer Strategie arbeiten, die auch die Straßenentwässerung zufriedenstellend berücksichtigt“, erläutert der Stadtsprecher.

Unterdessen haben die Zschepkauer neben der Kritik auch einen ganz eigenen Humor im Umgang mit dem Zustand der Pflasterstraße entwickelt. So haben sie nun zum Beispiel eine lustige Erklärung, warum Joachim Bach, der zu entsprechenden Anlässen und historischen Umzügen in das Kostüm von Ben Hur schlüpft, mit Pferden und Wagen nach Zschepkau umzog: Na offenbar, weil der Zustand der Dorfstraße an das Römische Reich erinnert. Und Bach dadurch hier mit Ross und seinem Römer-Wagen sogar im 21. Jahrhundert die Authentizität jener Zeit von vor rund 2 700 Jahren erreicht.

Zentimetertiefe Löcher klaffen in der Straße in Zschepkau.
Zentimetertiefe Löcher klaffen in der Straße in Zschepkau.
André Kehrer Lizenz