Kooperation mit Hochschule Anhalt Kooperation mit Hochschule Anhalt: Die Stadt Zörbig plant Entspannung auf Betonmöbeln

Zörbig/Dessau - Die Zörbiger und ihr Stadtbad: Es ist eine lange Geschichte, der jetzt ein spektakuläres Kapitel hinzugefügt wird. Badbesucher sollen in der neuen Saison auf Beton entspannen können. „Klingt sicher ungewöhnlich und auch ein wenig verrückt“, ahnt Andreas Voss, der städtische Bauamtsleiter. „Aber das alles ist kein Hirngespinst.“
Die Zörbiger haben Studenten des Fachbereichs Architektur der Hochschule Anhalt ins Boot geholt. Die sollten sich einbringen in die Gestaltung des Bad-Außenbereichs und einen Teil der Liegewiese zum modernen Lounge-Bereich machen. Besondere Herausforderung: Die Sitzmöbel sollen nicht nur schön aussehen und zum Sitzen oder Liegen einladen. Sie müssen auch Witterungseinflüssen und möglicher Zerstörungswut widerstehen.
„Gestalterisch waren wir schnell eins mit den Studenten und Professoren. Wir sind auch sehr froh über die vielen Ideen und beteiligen uns an den Materialkosten“, erzählt Zörbigs Bürgermeister Matthias Egert (CDU). Er freut sich auf eine mehrere Meter lange geschwungene Sitzbank und bis zu acht Stühle. Am Ende staunt der Rathauschef aber auch über die anspruchsvolle Aufgabe, die die angehenden Architekten am Bauhaus zu meistern hatten.
Die Professoren der Hochschule Anhalt setzen auf Lerneffekt und ein solides Produkt.
„Wir haben schon geschwitzt“, gibt Silke Kiontke unumwunden zu. Sie ist Studentin im fünften Semester und absolviert derzeit einen Teil der praktischen Ausbildung in der Werkstatt der Hochschule. Sie hat Rohformen am Rechner programmiert und mit dem Roboter zuschneiden lassen. Ein echter Kraftakt. „Und eine gute Vorbereitung für die spätere Arbeit an Bauprojekten“, fügt Andreas Theuer hinzu.
Wie Stefan Reich hat er ein Auge auf die Studenten. Die Professoren setzen auf Lerneffekt und ein solides Produkt. „Die Badmöbel sind auf den ersten Blick nicht mehr als Betonbau“, erklärt Reich. Doch die Tücke stecke im Detail. Mit Dicken von nur vier Zentimeter sind sie anfällig, können brechen oder bröseln. „Wir laminieren deshalb, setzen auf Kunststoffgewebe. Das festigt die Struktur.“ Theoretisch. Praktisch ist es jedoch ein weiter Weg bis zum fertigen Produkt.
Beton, Gewebe, Beton: Was einfach klingt, ist es eben nicht
Das haben auch Lisa Görner und Jenny Patzer erfahren. Sie haben sich wie ihre Kommilitonen herangetastet an die Materie. Beton, Gewebe, Beton: Was einfach klingt, ist es eben nicht. „Der Beton darf nicht an der Form kleben, er darf aber auch nicht rutschen. Und Luftblasen soll es nicht geben. “ Mit der Zeit kommt die Erkenntnis. Sitzmöbel für Sitzmöbel wird fertig.
Obwohl allesamt keine gegossenen Blöcke sind, spricht niemand von Leichtgewichten. 100 und mehr Kilo pro Stück sind drin. Transport und Aufstellung werden im Frühjahr ohne Kran kaum machbar sein. „Aber es liegt sich gut auf ihnen“, meinen die Studentinnen. An der Form der Möbel haben sie lange getüftelt, sich praktisch Stück für Stück herangesessen.
Das Zörbiger Stadtbad erfährt ein umfassendes Facelift. Fast eine halbe Million Euro Städtebaumittel fließen in die „Zentralen Jugendfreizeit- und Sportstätte“. (mz)


