Knochenjob auf der Wiese Knochenjob auf der Wiese: Chemie-Arbeiter aus Bitterfeld helfen mit Manpower der Natur am Tornauer Hammerbach auf die Sprünge

Tornau/Bitterfeld - Die Herstellung von Flammschutzmitteln auf Phosphorbasis ist das Metier der ICL-IP Bitterfeld GmbH. 70 Mitarbeiter zählt das Unternehmen im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen. Das Geschäft brummt. Dennoch haben die Bitterfelder jetzt eine Auszeit vom Alltag genommen. Nur eine Rumpfmannschaft hielt die Anlagen am Laufen.
50 Frauen und Männer rückten hingegen am Hammerbach in Tornau (Landkreis Wittenberg) an. Erholung in der Dübener Heide? „Es geht um mehr“, sagt Geschäftsführer Denis Przybylski. Es geht um Engagement für die Natur vor der Haustür. Und darum, der Region, in der man lebt und arbeitet, etwas zurückzugeben. ICL-IP sitzt ab sofort mit im Boot der Freiwilligen, die sich um die Heide kümmern. Die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH machte es vor, Heraeus und die Envia sind ebenfalls mehrfach bei Engagementtagen dabei gewesen.
Die Feuchtwiesen entlang des Hammerbachs haben keinen leichten Stand
Die Feuchtwiesen entlang des Hammerbachs haben keinen leichten Stand. Die private Tierhaltung ist auch in der Heide deutlich zurückgegangen. Futter brauchte es kaum noch. Die übliche Mahd blieb aus, die Folgen für das bachbegleitende wechselfeuchte Grün waren gravierend. Die Wiesen drohten immer mehr zu verbuschen. „An einen Lebensraum mit großer Artenvielfalt war so natürlich kaum noch zu denken“, erklärt Axel Mitzka, Vorsitzender des Vereins Dübener Heide, der der Natur auf die Sprünge helfen möchte.
Die Wiesen - hier gehen unter anderen Fledermäuse auf Jagd - werden zu großen Teilen manuell geschnitten und beräumt. Es ist ein Knochenjob, den der Heideverein ohne Hilfe nicht erledigen kann. „Deshalb sind wir dankbar für jede Hilfe. Ich freue mich auch, dass sich hier große Chemieunternehmen einbringen. Gerade weil viele denken, Chemie und Umwelt passt nicht“, so Mitzka, der jetzt so viele Freiwillige wie selten in die Spur schicken konnte. „50 Leute, das ist schon eine Hausnummer.“ Die Helfer harkten Grünschnitt und transportierten ihn mit Hilfe von Planen meterweit.
Das Motto: Mehrmals mit kleineren Truppen an diversen Brennpunkten eingreifen
„Schlaucht schon. Aber es macht auch Spaß“, erzählt Jenny Burghausen. Sie hat gerade erst die Ausbildung zur Chemielaborantin begonnen und soll merken, dass sie Teil des Teams ist. „Wir alle. Die Produktionsmitarbeiter, Meister, die Leitungsebene.“ Das ist ICL-IP-Chef Przybylski wichtig. Der Einsatz am Hammerbach ist für ihn eine Sache des Teambuildings und mit Sicherheit keine Eintagsfliege. „Wir kommen garantiert auch nächstes Jahr wieder hierher. Dann aber nicht mehr in einer großen Truppe.“
Mehrmals mit kleineren Truppen an diversen Brennpunkten eingreifen, das soll das Motto für die nächste Zeit sein. Wo geholfen werden wird, ist offen. Im Verein Dübener Heide haben sie jedoch genug Arbeit. Die Palette der Möglichkeiten reicht vom Freischnitt von Wanderwegen über die Heidekrautpflege bis zum Beseitigen von Totholz. (mz)
Informationen zum Verein Dübener Heide und den Engagementthemen unter www.naturpark-duebener-heide.de und www.regiocrowd.de.
