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Kleine Raupe Nimmersatt im Theater zum Leben erweckt

Von SILKE UNGEFROREN 03.06.2010, 16:13

BITTERFELD/MZ. - Eine kleine Raupe hat Hunger, frisst sich durch einen Apfel und zwei Birnen. Doch satt ist sie noch lange nicht. Sie durchnagt auch noch drei Pflaumen, vier Erdbeeren und fünf Apfelsinen. Ja, sie will groß und stark werden - um schließlich irgendwann ein schöner bunter Schmetterling zu sein. . .

Angelehnt an das bekannte Kinderbuch von Eric Carle "Die kleine Raupe Nimmersatt" spielt dieses kleine Wesen momentan eine große Rolle in der Bitterfelder "Schule an der Kastanie". Höhepunkt eines vorhabenorientierten Unterrichts an dieser Fördereinrichtung ist eine Theateraufführung des gleichnamigen Stückes. Dafür proben die Mädchen und Jungen der Unterstufe und der Mittelstufe 2 gegenwärtig noch fleißig. Für den kommenden Mittwoch nämlich haben sie nicht nur ihre Mitschüler aus den anderen Klassen, sondern auch Eltern, Großeltern und Geschwister "ins Theater" eingeladen. Außerdem haben sich Kinder aus anderen Förderschulen angesagt, wo die Kastanienschüler ebenfalls schon bei der Aufführung von Theaterstücken zu Gast waren: aus der Wolfener Sonnenlandschule, der Angelika-Hartmann-Schule aus Köthen sowie der Regenbogenschule aus Dessau.

Entstanden ist die Idee zu zu diesen Projekten in der Fachgruppe Unterstützte Kommunikation, in der Fachlehrer mehrerer Einrichtungen vereint sind. "Bei der Raupe Nimmersatt kam es uns darauf an, dass vor allem auch die schwerer behinderten Kinder als Hauptakteure mit im Rampenlicht stehen", erklärt Lehrerin Kathrin Östrovsky. Natürlich würden bei solchen Vorhaben generell alle Schüler mit einbezogen in die Präsentationen, doch gelinge das bei schwerstbehinderten Kindern nicht bei allen Projekten immer in dieser ganz aktiven Form.

Im Theater jedoch ist das sehr gut möglich. Bei der Raupe Nimmersatt wurde der Einsatz von Hilfsmitteln zur unterstützten Kommunikation ganz bewusst eingeplant. So agiert ein Junge, der nicht laufen kann, von seinem Stehbrett aus und kündigt das Theaterstück mit seinem Taster an. Ein anderes Rollstuhlkind spielt die Raupe und nutzt zur Verständigung sein Talker-Gerät.

"Die kleine Raupe Nimmersatt" reiht sich ein in eine Vielzahl von Aktionen zur Thematik Farbenwelt, unter der das laufende Schuljahr an der "Kastanie" steht. "Und mit dem Theaterstück können ganz viele Förderziele erreicht werden", erklärt Kathrin Östrovsky, die das Ganze mit ihrer Kollegin Edeltraud Banasiak und den Erzieherinnen organisiert. "Die Beziehung der Schüler untereinander wird gefördert, auch die Wahrnehmung, die Bewegung und die Kommunikation." Die Kinder lernen, sich auf die Handlung des Stückes und die begleitende Musik einzustellen, und durch den Einsatz der sprachbegleitenden Gebärdensprache erreicht das Ganze noch eine höhere Stufe.

Wie eifrig die Mädchen und Jungen bei der Sache sind, war schon Donnerstag bei einer der Proben zu sehen. Mit mindestens genauso viel Einsatz wurde an die Vorbereitungen gegangen. Da wurden die Kulissen selbst hergestellt und die Dekorationsmaterialien, wurden auch lustige Einladungen mit einer bunten Raupe gebastelt und verschickt. Jeder konnte sich dabei einbringen - natürlich entsprechend seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten entweder mit Feinarbeiten oder grobflächigeren Dingen.

Ein ganz großes Highlight bei diesen Vorbereitungen: Die Kinder haben mit "eigenen" Raupen die Entwicklung dieser Tiere von der Verpuppung bis zum Schlüpfen der Schmetterlinge aus dem Kokon verfolgt. "Dabei haben wir versucht, so viel wie möglich über die Schmetterlinge zu vermitteln", sagt Kathrin Östrovsky, "über die einzelnen Körperteile, die Lebensweise, ihr Vorkommen." Die Aufzucht der dabei entstandenen Distelfalter wurde in Wort und Bild auf einer Tafel festgehalten. Auch diese Dokumentation soll den Gästen am nächsten Mittwoch präsentiert werden.