Heilig-Geist-Kirche in Greppin Kirche in Greppin: Nach 100 Jahren wird das Gotteshaus entweiht
Greppin - Stephan Werner erlebt ein Wechselbad der Gefühle, spricht offen von Freude und Traurigkeit. Der Pfarrer der katholischen Pfarrei „Edith Stein“ Wolfen-Zörbig feiert in Greppin.
Die Heilig-Geist-Kirche gibt es seit 100 Jahren. Ein guter Grund für ein großes Fest, meint nicht nur Werner. Trotzdem sagt er: „Aber ich bin auch traurig.“ Denn zum 100. Geburtstag wurde die Kirche zugleich entweiht. Fortan werden in ihr keine Gottesdienste mehr stattfinden.
Zum 100. Geburtstag wird die Kirche entweiht
Jubiläum und Schließung an einem Tag: Geht so etwas? „Es funktioniert“, meint nicht nur der Pfarrer. Auch Gemeindereferent Norbert Bartsch teilt die Meinung.
Ganz sachlich müsse man anerkennen, dass Greppin seit mehr als 20 Jahren keine eigenständige Pfarrei mehr sei. Gottesdienste in der Kirche hätte es nur noch ganz selten gegeben. Man treffe sich nur noch im Gemeindesaal.
Modernes Gemeindezentrum in Wolfen
Und ganz bewusst habe man in Wolfen-Nord ein modernes und multifunktionelles Gemeindezentrum geschaffen. Zwischen den Zeilen klingt eine Botschaft mit. Es gibt immer weniger katholische Christen, die ihren Glauben aktiv leben.
Vor 100 Jahren war das noch ganz anders. Mit dem industriellen Aufbruch kamen jede Menge Arbeiter in die Bitterfelder Region.
Bau der Kirche mitten im Krieg
Der Anteil der Katholiken stieg, der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde immer lauter. Gebaut wurde mitten im Krieg. „Die Kirche ist deshalb nicht nur einfach ein Haus.
Da stecken Herzblut und jede Menge Entbehrungen, persönliche Geschichten mit drin“, ist Schwester Magdalena Krol überzeugt.
Heute ist sie Generaloberin der Olper Franziskanerinnen. Greppin prägte sie jedoch. Hier ging sie zur Schule. Hier nahm sie schon als Kind am Gemeindeleben teil. Die Erinnerung ist nicht verblasst.
Einige sind traurig über das Kirchen-Aus
„Der Heilige Geist in der Kirche mag künstlerisch nicht wertvoll sein. Ich habe ihn gemocht und nicht vergessen.“ Schwester Magdalena kann aufkommende Traurigkeit angesichts der Kirchschließung nachvollziehen.
„Aber das ist das Leben. Auch wir Franziskanerinnen müssen uns immer wieder von Einrichtungen trennen.“
Nutzung des Gebäudes noch offen
Bei aller Sachlichkeit ist Wehmut nicht von der Hand zu weisen. Greppins Ortsbürgermeister Mirko Claus kennt Kirche und Gemeindehaus aus dem Effeff.
Beide haben im Leben des jungen Mannes immer wieder eine Rolle gespielt. Taufe, Kommunion, dann die Hochzeit: Alles wurde im „Heiligen Geist“ gefeiert.
Kein Wunder, dass auch Claus sich verpflichtet fühlt, dass nach der Entweihung nicht alles zu Ende geht. : „Wir müssen uns Gedanken über die sinnvolle Nutzung des Gebäudes machen“.
Unterschiedliche Ideen
Die Aufgabe ist eine Herausforderung. Pfarrer Stephan Werner hat schon verschiedene Ideen vernommen, mahnt jedoch Vernunft an. „Es muss eine Nutzung sein, die dem christlichen Verständnis nicht widerspricht.“
Das Gebäude der Gruppe orthodoxer Christen zu überlassen, scheint eine Variante. Die Kirche zum Gebetsort für Muslime umzufunktionieren, ist indes eine der Ideen, die Werner kategorisch ablehnt. „Das ist mit unserem Glauben nicht zu vereinbaren.“
Wird das Gebäude zur Begegnungsstätte?
Mirko Claus und Norbert Bartsch gehen einen anderen Weg. Die Familienväter stehen zur Vision der Kirche als Begegnungsstätte.
Kunst könne ebenso Einzug halten wie ein Mix von Angeboten für Kinder und Jugendliche: ein Kletterbereich, ein Raum zum Meditieren, zum Erleben von Farben, zum Entspannen und Mittun.
„Wir haben hier so viele junge Leute mit durchaus problematischem Hintergrund. Für diese könnten die Kirche und der Außenbereich ein wunderbarer Ort der Begegnung werden“, sagt Bartsch. (mz)