Kirche Friedersdorf Kirche Friedersdorf: Geschichten von Schätzen

Friedersdorf - Wie aus einem harmlosen Kirchenkonzert-Besuch plötzlich ein Großprojekt wird - das kann Eva Geidel noch genau erzählen. Obwohl die Sache schon mehr als zehn Jahre zurückliegt. Die Friedersdorferin lacht. „Wir hatten uns auf das Konzert in unserer Kirche gefreut. Dann begann die Orgel und das klang so schrecklich“, blickt sie zurück. „Da musste man einfach was tun.“
Gedacht. Getan. Sie sprach die Leute im Dorf an und überzeugte die damals zuständige Pfarrerin. Die erste Bestandsaufnahme der Kirche brachte ans Licht: Das Problem ist nicht die Orgel, das Problem ist die ganze Kirche.
Wer heute das Friedersdorfer Gotteshaus betritt, steht in einem Raum, der mit jenem von vor zehn Jahren in keiner Weise zu vergleichen ist. Quasi vom Turm übers Dach bis zu Fußboden und Heizung ist alles saniert, das Kirchenschiff wieder ausgemalt, die Kleinodien sind poliert und restauriert. Zu verdanken ist das dem Förderkreis „Kirche Friedersdorf und ihre Inneneinrichtung“, der sich vor elf Jahren gründete. Dessen Initiatorin ist die Frau, die die schiefen Orgeltöne nicht hören wollte: Eva Geidel.
Die Friedersdorfer Kirche wurde aus den für die Gegend typischen gelben Greppiner Klinkern 1898 im neoromanischen Stil gebaut. 60 000 Reichsmark, berichtet die Chronik, hat sie gekostet.
Das jetzige Gotteshaus hat durchaus einige Schätze zu bieten. Bedeutsam ist der Marien-Altar. Nach Meinung von Experten stammt er aus der bekannten Wittenberger Cranach-Schule. In den 50er Jahren wurde das prächtige Schnitzwerk bereits einmal restauriert.
Gegründet hat sich der Förderkreis im Jahr 2004 mit dem Ziel, das Bauwerk und alles, was drin steht, zu sanieren und für die Nachwelt zu erhalten. Regelmäßig finden Konzerte, Lesungen etc. statt.
Die Vorsitzende des Förderkreises hat nun ihr Amt weitergegeben an Eckhard Baum, einen der Mitstreiter der ersten Stunde. Bei ihm weiß sie es in guten Händen. Und das im wahrsten Sinne, denn Baum ist einer, der sich genau so gut auskennt und dessen Herz genau so dafür schlägt. Und außerdem: Der Mann, der in seiner Freizeit die Orgel oben in der Empore spielt, gehört unter anderem dem Vorstand des Landesverbandes der Kirchenbau-Fördervereine an. Er steht damit quasi im Stoff, denn die Bauarbeiten sind in dem Gebäude noch nicht abgeschlossen. Und das offenbar noch lange. Denn an Ideen fehlt es den rund 40 Fördervereinsmitgliedern durchaus nicht.
Als nächstes soll eine Toilette installiert werden. Nicht bei allen stößt die Idee auf Gegenliebe. Doch Eva Geidel und Eckhard Baum ist völlig klar: „Den Leuten, die zu unseren Konzerten kommen, die Kultur erleben wollen, und auch die Musiker selbst - denen kann man doch heute kein Dixi mehr anbieten.“
Ein nächstes Vorhaben ist, den Altar erneut zu reinigen und damit einen Pilzbefall zu stoppen. Und dann gibt es noch Ideen, die in eine weiter reichende Zeit gehen: Das Gebäude von außen zu reinigen, so dass die leuchtend gelben Greppiner Ziegel ihren ganzen Charme entfalten können. Wie schön das aussieht, kann man bereits am unlängst sanierten Turm erkennen. Nicht zuletzt soll das komplette Kirchenschiff neu gedeckt werden. Nicht heute natürlich und nicht morgen, das wissen die Vereinsmitglieder selbst. Denn für all die Projekte muss erstmal gehörig Geld zusammenkommen. Wie schwierig es ist, Fördermittel und Spenden einzuwerben, davon können Geidel und Baum ein Lied singen. Eines allerdings heben sie hervor - das Engagement des Landrates, der seinerzeit die Schirmherrschaft für das Projekt Kirche Friedersdorf übernommen hatte. „Sein Wort hat er immer gehalten.“
Überhaupt: Die Summe, die bislang in die Sanierung und Restaurierung des Gotteshauses geflossen ist, geht in die Hunderttausende. Allein die Arbeiten am Turm, die in diesem Jahr über die Bühne gingen, kosteten rund 170 000 Euro, die Restaurierung der Orgel war den Friedersdorfern 70 000 Euro wert. Wie voll und wunderschön ihr Klang ist, davon kann man sich beim Weihnachtskonzert überzeugen.
Die Kirche, davon ist Baum überzeugt, ist wieder der Mittelpunkt des Ortes. Und dem, meint er, soll noch mehr Bedeutung zukommen. „Wir müssen ihn attraktiver machen, damit sich noch mehr Leute interessieren.“ So will der neue Vereinsvorsitzende fortführen, was seine Vorgängerin geschaffen hat.
Sie indes wird sich nun den Führungen durch die Kirche, in der sie auch konfirmiert wurde, widmen. „Ich will die Leute nicht mit Jahreszahlen bombardieren“, sagt sie, „ich will erzählen, die kleinen und großen Schätze, um die sich manche spannende oder lustige Geschichte rankt, in den Mittelpunkt rücken.“ Und davon dürfte es eine ganze Menge geben, denkt man nur mal an die mit dem wunderschönen Taufengel, der über dem Taufbecken schwebt ... (mz)