1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Kaum zu lösendes Problem: Kaum zu lösendes Problem: Zu viel Abfall wird in Anhalt-Bitterfeld illegal entsorgt

Kaum zu lösendes Problem Kaum zu lösendes Problem: Zu viel Abfall wird in Anhalt-Bitterfeld illegal entsorgt

Von Tilo Krippendorf 30.05.2019, 10:00
Sperrmüll, Holz, Farben und unidentifizierbarer Müll liegen in einem Gebüsch in der Nähe eines Campingplatzes bei Sandersdorf.
Sperrmüll, Holz, Farben und unidentifizierbarer Müll liegen in einem Gebüsch in der Nähe eines Campingplatzes bei Sandersdorf. André Kehrer

Bitterfeld - Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat ein Müllproblem. Immer mehr Abfall landet in der Landschaft. Nach Angaben des Umweltamtes des Kreises sei in diesem Jahr eine „signifikante Zunahme“ illegaler Müllablagerungen registriert worden. Bisher seien dem Amt 160 Fälle gemeldet worden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2018 waren das 246 Fälle. Und in den Jahren zuvor sei diese Zahl relativ konstant gewesen, so das Umweltamt.

Mit der Entsorgung beauftragt werden in der Regel die Kreiswerke Anhalt-Bitterfeld. Deren Chef ist Hartmut Eckelmann, auch ihn beschäftigt das Umweltproblem. „Wenn ich sehe, dass wir allein in den ersten vier Monaten des Jahres fast 2.000 Kilogramm alte Farbe aus der Landschaft geholt haben, regt mich das auf. Das ist doch höchst verantwortungslos“, sagt Eckelmann.

Über 600 alte Reifen haben die Kreiswerke im ersten Jahresdrittel eingesammelt

Doch die gefährlichen Lacke, Öle oder Fette sind nur die Spitze des Müllbergs. Auch über 600 alte Reifen haben die Kreiswerke im ersten Jahresdrittel eingesammelt. Hinzu kommen über 1,2 Tonnen Bauschutt, 400 Kilogramm Asbest oder 600 Kilogramm Teerpappe - alles gefährlicher Abfall. Und selbst große elektrische Geräte landen noch zuhauf irgendwo im Gebüsch oder am Wegesrand.

Allein 35 Kühlschränke haben die Müllwerker bei den täglichen Touren zwischen Januar und April im Landkreis gefunden. Hinzu kommen riesige Mengen Abfall, die in der Statistik einfach als „wilder Müll“ geführt werden. Das sind oft Säcke, wo eigentlich niemand weiß, was da so drin ist, erklärt Eckelmann. Dutzende große Container davon sind es allein von Januar bis April im Landkreis gesammelt worden - fast 160 Tonnen insgesamt.

Doch wer entsorgt seinen Müll einfach in der Landschaft? Eckelmann vermutet zum einen Privatleute, aber auch kleinere Unternehmen, die sich vielleicht selbst als Entsorger ausgäben. „Die fliegen unter dem Radar“, meint der Kreiswerke-Chef. Soll heißen: Deren Geschäft ist außerhalb jeder Kontrolle. „Man bräuchte dutzende zusätzliche Beamte bei den zuständigen Ämtern , das kann aber keiner bezahlen.“

Es sind immer wieder dieselben Stellen, an denen Müll illegal abgeladen wird

Hinzu kommt die Dreistigkeit der Täter. Denn aus der Erfahrung wissen die Entsorger, dass es immer wieder dieselben Stellen sind, an denen Müll abgeladen wird. So bleibt als Lösung des Problems am Ende nur, den Umweltsündern hinterherzuräumen und Aufklärung zu betreiben.

Eckelmann verweist auf den Abfallkalender, die Internetseite oder auch die Smartphone-App, über die alle Informationen schnell verfügbar seien. „Bei uns kann fast alles abgegeben werden, das meiste kostenlos. Elektrische Geräte holen wir sogar Zuhause ab. Es gibt keine Veranlassung, sich hier regelwidrig zu verhalten“, sagt Eckelmann.

Wenn es um gefährlichen Abfall geht, ist die illegale Entsorgung eine Straftat

Regelwidrig ist dabei jedoch noch ein harmloser Ausdruck. Denn wenn es um gefährlichen Abfall geht, ist die illegale Entsorgung eine Straftat und kann hohe Geldstrafen nach sich ziehen. Abschreckend wirkt das offenbar kaum. „Es kommen jede Woche neue Fälle hinzu“, betont Kreiswerke-Chef Eckelmann.

Und das Müllproblem des Landkreises zeigt nur einen Teil des Ausmaßes: Die Kommunen sind selbst für die Entsorgung illegalen Mülls auf ihrem Gebiet zuständig. Insgesamt dürften also noch etliche alte Kühlschränke, Farbdosen oder Reifen mehr in der Landschaft liegen. (mz)

Weitere Informationen zur Abfallentsorgung gibt es im Internet unter der Adresse: www.abikw.de

Die Kreiswerke.
Die Kreiswerke.
André Kehrer